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Über dem Nebelmeer: Wanderung auf den Preikestolen

Als wir uns für einen Roadtrip mit dem Camper durch Norwegen entschieden haben, da war uns auch sofort klar: Wir wollen auf den Preikestolen. Und nachdem wir hunderte Kilometer durch Südnorwegen gefahren sind, stehen wir nun auf dem Campingplatz und unser Abenteuer beginnt.

Der Preikestolen (zu dt.: Predigtstuhl oder Kanzel) ist eine kantige Felsformation,die über 600 Meter zum Lysefjord abfällt und die Aussicht ist sagenhaft. Habe ich gehört. Denn ich befürchte, dass sie für uns eher hörensagenhaft bleibt. Warum? Weil der Himmel tut, was er die letzten Tage unablässig getan hat: Er schüttet Wasser auf uns herab.

Start am Campingplatz Preikestolen Camping AS

Nichtsdestotrotz schnüren mein Freund und ich die Wanderstiefel und machen uns frohgemut auf den Weg. Da wir Fetti, unseren Camper nicht abbauen wollen, liegen knapp 16 Kilometer vor uns, zunächst 4 davon auf der Landstraße zum Startpunkt der Wanderung, dann noch einmal 3,8 auf den Preikestolen hinauf. Uns erwarten ab dem Parkplatz 330 Höhenmeter, aber auch schon vorher geht es kontinuierlich etwa 300 Höhenmeter bergauf. Und dabei regnet es.

Und es regnet.

Und regnet.

Das Wasser tropft von meiner Kapuze, läuft mir über den Rücken und versickert im Bund meiner Wanderhose. Ich gebe zu, in Stavanger habe ich mich noch über meinen Freund lustig gemacht, der keine Regenjacke hat, heute muss ich feststellen, dass meine Regenhose auch nicht mehr das hält, was sie mal versprach. Noch bevor wir den eigentlichen Wanderweg erreichen, bin ich untenrum pitschepatschenass. Und zwar bis auf die Unterwäsche.

Mein Wandermotto seit diesem Tag lautet: Wenn die Unterhose nicht nass ist, geht es eigentlich.

Preikestolen bei Regen? Ja!

Ich gestehe, dass ich mir im Vorfeld schon ein bisschen Sorgen wegen des Wetters gemacht habe. Was, wenn ich die ganze Zeit friere? Oder krank werde? So während eines Camper-Roadtrips, an dessen Ende knapp 600 Kilometer Fahrt warten, die ich ganz allein bewältigen muss…Lohnt sich der Preikestolen im Regen überhaupt?

Und dann wird mir mal wieder klar, dass ich in viel zu engen Bahnen denke. Ich bin hier in Norwegen, jetzt, heute. Ich habe die Chance, das Privileg dieses Naturwunder zu sehen, was so bald bestimmt nicht nochmal möglich ist. Und da lasse ich mich von ein bisschen Wasser abschrecken? Nee. Und was soll ich sagen? Ich bin zwar jetzt schon klatschnass, aber das ändert nichts. Ich will da hoch!

Hauptsache, das Gemüt ist sonnig!

Als wir den Wanderparkplatz erreichen, beginnt der eigentliche Aufstieg. Trotz miesem Wetter sind wir bei weitem nicht allein und teilen uns den steinigen Pfad mit anderen Touristen. Ich befürchte, dass es hier bei gutem Wetter wie auf einer Autobahn zugegangen wäre. Mittlerweile bestaunen jedes Jahr 300.000 Besucher die berühmte Sehenswürdigkeit, was Naturschützer kritisch sehen.

Aber wie immer, wenn ich so etwas schreibe, bin ich ja teil des Problems, denn auch ich stapfe den gut ausgeschilderten Pfad entlang, in der Hoffnung, am Ende eine spektakuläre Aussicht genießen zu können. Zuerst geht es steil bergauf, dann folgen wir dem Weg über hölzerne Bohlen durch lichte Waldlandschaften und sumpfiges Gelände.

Fotos bei Regen? Schwierig!

Kurz darauf wird die Landschaft felsiger und zwischen Geröllblöcken erspähe ich immer wieder kleine Wasserflächen. Mein Bloggerherz weint ein bisschen, denn immer, wenn es ein bisschen weniger regnet hole ich die Kamera heraus. Als ob der Wettergott nur darauf gewartet hat, lässt er dann nochmal richtig Wasser runter, so dass ich mein teures Gerät schnell wieder in Sicherheit bringe. Murks.

Es geht noch einmal um eine schmale Kurve am Hang entlang und da ist er: Der Preikestolen. Zumindest vermute ich das. Denn hier tummeln sich Menschen und machen Fotos. Sehen kann man allerdings nichts. Denn der Nebel füllt den Fjord und um uns herum ist nichts als weiß. Dennoch stellen wir uns brav für das obligatorische Foto an und wir haben Glück in doppelter Hinsicht.

Schnell weg, damit die anderen auch Fotos machen können

Erstens hat der deutsche Wanderer, dem ich die Kamera in die Hand gedrückt habe, viel Geduld, zweitens kann er gut fotografieren und drittens reißt die Wolkendecke doch ein kleines bisschen auf, so dass wir die Ausmaße des Preikestolens doch noch erahnen können. Das hält aber nur wenige Sekunden an und dann regnet es von Neuem. Eine längere Pause ist deswegen hier oben für uns nicht drin, um nicht noch weiter auszukühlen und so machen wir uns bald wieder an den Abstieg. Im Eiltempo stapfen, hüpfen, springen und schlittern wir als den Berg herunter, denn ich träume schon von einem Tee und einer heißen Dusche.

Empfehlung: Preikestolen Camping AS

Als wir nach ein paar Stunden endlich wieder den Campingplatz näher kommen sehen, hört es auf zu regnen und der Himmel reißt auf. Ich fühle mich leicht…verarscht. Während mein Freund ganz enthusiastisch versucht, seine nassen Wandersachen in dem fahlen Sonnenlicht zu trocknen, verlasse ich mich doch lieber auf die Standheizung in unserem Camper. Und laufe dann rüber zu den Duschen.

Hier möchte ich eine ganz große Empfehlung für Preikestolen Camping AS aussprechen. Die Waschräume sind nicht nur riesig und gut durchdacht, sondern man könnte sogar Kleidung waschen und trocknen. Es gibt genügend Waschbecken und Steckdosen und diese sind durch Wände voneinander getrennt, sodass man auch beim Augenbrauenzupfen oder der Katzenwäsche Privatsphäre genießt. Und das Beste: Das heiße Wasser unter der Dusche ist nicht begrenzt.

Zudem ist der Platz wirklich schön, an jedem Stellplatz gibt es Strom und fließend Wasser. Das Gelände ist weitläufig und im September schon gar nicht mehr komplett geöffnet. Es gibt außerdem schöne Aufenthaltsräume, WIFI auf dem gesamten Gelände, das tadellos funktioniert und eine Snackbar, an der man sich mit Süßigkeiten versorgen kann. Das Ganze hat mit 430 NOK pro Nacht zwar einen stattlichen Preis, aber wie wir im Verlauf unseres Trips noch lernen werden, geht es auch deutlich teurer mit deutlich weniger Komfort.

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Als ich frisch geduscht und geföhnt zum Camper zurücklaufe, wo schon der Tee auf mich wartet, bin ich einfach nur froh, dass ich mich von meinen ewigen Zweifeln nicht habe abhalten lassen. Der Preikestolen war schon ein Erlebnis der besonderen Art!

4 Comments

  • Tommy

    Pech mit dem Wetter, Glück mit dem Preikestolen ^^”
    Vor einigen Jahren als ich da war, war es dort so voll, dass ich da kein Fuß drauf setzen konnte 🙁 deswegen beneide ich euch beide doch ein wenig, dass ich da ganz alleine wart. Auf jeden Fall habt Ihr mich für meinen nächsten Urlaub extrem motiviert auch beim Regen was zu machen 😀

    Wie immer ein Super Artikel und noch viel bessere Fotos! Mach weiter so, bei jedem Blog Artikel würde ich am liebsten die Koffer packen und wieder auf Reisen gehen 🙂

    • Rosa

      Ach Tommy,

      ich danke dir von Herzen für diesen Kommentar. Die Zugriffszahlen auf den Blog sind momentan katastrophal und heute konnte ich nicht wie geplant nach Rumänien, weil ich krank bin. Da tut es sehr gut, so etwas nettes und motivierendes zu lesen.

      Also, ganz allein waren wir da nicht, wir haben schon angestanden, um das Foto zu machen, aber eben nur kurz und das Plateau war jetzt nicht überfüllt. Ich war trotzdem überrascht, wie viel los war.

      Ich freu mich auf jeden Fall, dass ich dich animieren konnte, auch bei Regen etwas zu machen! Ich gebe allerdings zu, dass es einfacher ist, wenn man zu zweit ist, also geteiltes Leid, aber doppelte Freude. 😊

      Hab noch einen schönen Abend!
      Alles Liebe
      Anuschka

    • Rosa

      Hallo Josefina,

      wie schön, dass dir die Bilder gefallen! Und was das Wetter angeht: Man muss das Beste draus machen! 🙂

      Liebe Grüße
      Anuschka

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