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Dos & Don’ts in Düsseldorf: Local Heroes und ein Blick hinter die Kulissen

Als die Einladung zum Bloggerwochenende* nach Düsseldorf kommt, lehne ich zuerst einmal ab. Und das hat nichts damit zu tun, dass ich Kölnerin bin, wirklich nicht. Aber auf Rosas Reisen geht es ja hauptsächlich um Themen wie Arktis, Outdoor und Camping, und nicht um Städtereisen, Cocktails und Hotelempfehlungen. Da käme ich mir sogar schlecht vor, mich dazu einladen zu lassen. Doch die Antwort, die ich bekomme, ist so nett, und wiederholt die Einladung, so dass ich nicht anders kann, als ja zu sagen.

Also, begleitet mich auf ein spannendes, befremdliches und interessantes Wochenende nach Düsseldorf. Inklusive: Hoteltipp, Local Heroes und die Do’s and Dont’s.

Düsseldorf Oberkassel = Düsseldorfs Oberklasse?

Hinter der Einladung steckt die Lindner-Hotelkette mit ihren Me and all Hotels. Ich gestehe ich kenne mich in Düsseldorf überhaupt nicht aus. Und so ist mir nicht klar, dass sich das Hotel, in dem ich übernachten werde, in einem richtig schicken Viertel befindet. Aber genau darum handelt es sich bei Oberkassel, auf der Straße vor dem Hotel brausen Teslas und Porsche vorbei. Nicht ganz meine gewohnt Umgebung, aber ich lasse mich erstmal nicht abschrecken, als ich mit unserem uralten Ford in die Tiefgarage einbiege.

Hotel-Rezension: Das Me and All Hotel in Düsseldorf-Oberkassel

Was hat mir gefallen?

Design
Ich habe keine Kosten und Mühen gescheut, würde John Hammond sagen. Das Hotel ist trendy, hip und trotzdem gemütlich. Besonders die Frühstückslounge lädt zu einem entspannten Start in den Tag ein.

Frühstück
Ich sage nur: frische, fluffige Pancakes. Mit Ahornsirup. Und für alle, die damit noch nicht glücklich sind: Eine riesige Auswahl an Getränken, Brot und Brötchen, Aufschnitt, Aufstrich und warmen Speisen. So fängt der Tag gut an.

©Nicole Zimmermann

Freizeitmöglichkeiten
Einen Sonnengruß im Fitnessraum oder doch lieber ein nächtliches Shuffle-Board-Turnier? Hier geht beides. Und wem das noch nicht genug ist, der kann sich an der Bar oder im Rauchsalon den Abend vertreiben.

Parkmöglichkeit & Anbindung
Ich bin ja immer happy, wenn ein Hotel Parkmöglichkeiten bietet und das ist hier der Fall. Man kann das Auto nämlich getrost stehen lassen, während man hier zu Besuch ist, denn direkt vor dem Hotel fahren Bus und Bahnen, die einen in die Innenstadt bringen.

Was war gut, aber…?

Das Zimmer

Also stylisch ist es, gar keine Frage. Das Bett ist bequem, alles ist sauber und es erwartet einen ein tolles kleines Welcome-Kit. Zudem hat man die Möglichkeit, sich auf dem Zimmer Kaffee zu kochen und die Getränke aus der Mini-Bar gehen auf’s Haus. Es befindet sich nicht nur eine Steckdose direkt am Bett, sondern sogar ein USB-Anschluss.

Etwas seltsam fand ich allerdings das Bad. Denn das gibt es quasi nicht. Die Toilette ist in einem eigenen, kleinen Raum, Waschbecken und Dusche sind aber sozusagen im Eingangsbereich des Zimmers. Man sollte also kein Problem damit haben, seinen Zimmergenossen nackt zu sehen. Oder sich selbst, denn gegenüber der Dusche befindet sich ein riesiger Spiegel. Wer sich gern selbst bewundert, ist damit sicherlich happy. Wer sich morgens nicht in voller Pracht bestaunen möchte, eher nicht.

Problematisch ist auch, dass es nirgendwo eine anständige Lichtquelle gibt. Das heißt, man erfährt erst im Aufzug, wie man wirklich aussieht und ob das mit dem Make-Up geklappt hat. 😀 Schön ist, dass es einen Föhn gibt, der auch was kann, leider ist er aber viel zu schwer und man muss dauerhaft den Knopf gedrückt halten. Bei langen, schweren Haaren fällt einem da der Arm ab.

Ich habe gut geschlafen, allerdings halten morgens um 7 die LKW, die Waren anliefern, vor dem Fenster. Ich war eh schon wach, für Langschläfer aber vielleicht nicht ganz so toll. Zumal ich das Fenster aufmachen musste, da ich es einfach nicht geschafft habe, die Heizung runter zu regulieren und es sehr warm im Zimmer war.

No Cash, Baby!

Das Hotel arbeitet bargeldlos, sprich, alles wird mit Karte bezahlt. Für mich persönlich, die nie Bargeld dabei hat, ist das super. Aber man muss es natürlich wissen. Und falls man hier einen Aufenthalt plant, der nicht „rückverfolgbar“ sein soll, wird das auch schwierig. 😀

Co-Working Space

An sich eine super Idee: Man hat einen Platz, an dem man arbeiten kann. Allerdings finde ich den Ort etwas ungünstig gewählt, denn man sitzt in der Lobby, direkt am Eingang und vor der Rezeption. In Ruhe und konzentriert arbeiten stelle ich mir hier schwierig vor, aber das ist ja Typsache. Kopfhörer wären für mich hier ein Muss. Und ansonsten setzt man sich halt auf’s Zimmer.

Restaurant Spaghetti und Stars

Es ist sehr praktisch, dass sich mit dem Spaghetti und Stars ein wirklich beliebter Italiener direkt neben dem Hotel befindet. Man muss nicht mal raus, sondern kann durch das Hotel das Lokal betreten. Mich persönlich haben als Vegetarierin aber weder die Speisen (sehr wenig vegetarisches) noch der Service wirklich überzeugt. Ja, wir waren eine große Gruppe, ja, das ist bestimmt stressig.

Aber umso unnötiger finde ich es, jedes mal mit dem Kellner über meine Auswahl an Speisen und Getränken diskutieren zu müssen. (Ja, ich möchte das ohne Fleisch, nein ich möchte wirklich keinen Wein, ja, ich möchte wirklich einen Saft und keine Schorle…) Das war bestimmt nett und lustig gemeint, bei mir aber irgendwie nicht an der richtigen Adresse. Und dass das Schokoladen-Dessert sehr herzhaft nach Zwiebeln (meine Einschätzung) bzw. Wurst (die Einschätzung anderer Gäste) geschmeckt hat, war auch etwas befremdlich.

Dos and Dont’s in Düsseldorf

Dos

Begegnungen mit Local Heroes

Was gibt es besseres um eine Stadt kennenzulernen, als die Menschen zu treffen, die in ihr leben, sie gestalten und zu dem machen was sie ist? Richtig: nichts! Kommt mit und trefft ein paar Düsseldorfer, die die Stadt erst richtig (ent)spannend, köstlich und schöner machen.

Local Hero Patissière Johanna

Johanna arbeitet als Patissière im Hotel und hat uns im Schnelldurchlauf gezeigt, wie man fantastische, luftig zarte Macarons herstellt. Das Rezept durften wir sogar mitnehmen, allerdings muss ich gestehen, dass die Herstellung doch sehr aufwendig ist. Vor allem, wenn man keine Küchenmaschine, keinen Industrieherd und -ofen hat. 😉 Geschmeckt haben die französischen Köstlichkeiten aber umso besser!

Patissière mit Leib und Seele: Johanna Sucre
Local Hero Künstler Adam

Adam Karamanlis ist ein griechischer Künstler, der Düsseldorf zu seinem Heimathafen erkoren hat. Seine Bilder sind überall im Hotel zu finden: An der Rezeption wird man von den Royals begrüßt, im Aufzug warten Sissi und Franz und auf den einzelnen Etagen mal die DC Superhelden, mal die Spice Girls, mal die Adams Family. Das Besondere? Alle sind als Schafe dargestellt. Warum? Die Inspiration dazu kam von Albert Einstein, denn der hat gesagt: „Um ein tadelloses Mitglied einer Schafherde zu sein, muss man vor Allem ein Schaf sein.“

Ein bisschen Schaf steckt wohl auch in jedem von uns, schließlich fühlt es sich gut an, Teil einer Herde zu sein, dazuzugehören. Und so folgen wir Adam auf eine kleine Führung durch das Hotel, sozusagen als seine eigene Schafherde. Die Original sind in der Regel Acryl auf Leinwand, hier im Hotel hängen natürlich große Drucke. Aber selbst hier kann man den Farbauftrag in seiner unterschiedlichen Stärke und die vielen Details mühelos erkennen. Wer mehr über die Bilder wissen möchte: Adam freut sich über einen Besuch in seinem Atelier!

Local Hero Bäcker Josef

Unter den Lokalhelden ist Josef Hinkel definitiv der Lokalmatador: Er ist nicht nur gestandener Bäckermeister in 4. Generation, sondern auch Karnevalspräsident, Bürgermeister und definitiv ein charmanter Charismatiker. Wenn er von der Arbeitsmoral seiner Truppe spricht, möchte man am liebsten gleich selbst eine Bewerbung schreiben. Und auf unserem Weg von der Backstube zur Filiale am Carlsplatz komme ich mir vor, wie auf einem Triumphzug, denn überall halten die Leute an, grüßen Josef, tauschen Neuigkeiten mit ihm aus oder geben ihm einfach die Hand.

Vor der Bäckerei Hinkel dann ein Anblick, an den ich mich in Düsseldorf noch gewöhnen werde: Eine Warteschlange. Aber die Hinkels sind nicht nur gute Bäcker, sondern auch gute Geschäftsleute und so laufen junge Männer mit iPads auf und ab und nehmen schon die Bestellungen der Kunden auf.

Bäckermeister Josef Hinkel
Feeling like a Popstar: Unterwegs in Düsseldorf mit Josef Hinkel
Local Hero Yogi Sarah

Sarah Khalifa ist zertifizierte Yoga-Lehrerin und arbeitet eigentlich in Essen. Zur Düsseldorfer Heldin wird sie, weil sie im Me and All Hotel 90-minütige Yoga-Einheiten gibt. Als ich höre, dass die nicht nur für Hotelgäste, sondern für alle, die mitmachen möchten, kostenlos sind, bin ich ziemlich baff. Das ist mal ein echt tolles Angebot.

Wir treffen uns Sonntagmorgen mit Sarah und da wir eine bunte gemischte Gruppe sind, gibt es erstmal ein paar Standard-Übungen und Flows. Über Tiger, Katze, Kuh und Hund sind alle gängigen Tierchen am Start und nach der Einheit fühlt man sich herrlich gedehnt und wach.

Spaziergang am Rheinufer und über eine der Brücken

Wenn man in Oberkassel übernachtet, bietet es sich bei gutem Wetter an, per Pedes in die Stadt zu gelangen. Denn so kann man das schöne, weitläufige Rheinufer, das Panorama und die Stimmung am Fluss genießen, bevor es in den Trubel geht.

Markt am Carlsplatz

Definitiv kein Geheimtipp, aber trotzdem jeden Besuch wert: Der Markt am Carlsplatz. Hier findet man auf kleinstem Raum alles, was das Herz begehrt, von Obst und Gemüse über Blumen und Gebäck bis zu Fisch und Fleisch. Und das ist längst nicht alles. Bei Inka & Mehl könnt ihr die erlesensten Öle, Essige und Gewürze erwerben, Pure Pastry erwartet euch mit frischem Kaffee und kleine Köstlichkeiten und bei Concept Riesling geht auch Mittags schon ein Weinchen über die Theke.

Inka lädt zur Essig- und Öl-Verkostung
Törtchen-Kreationen von Pure Pastry

Japanisches Restaurant Takumi

Ich mag gar kein japanisches Essen, das vorweg. Aaaaber: Japan gehört zu Düsseldorf, wie der Dom zu Köln und dementsprechend gibt es hier natürlich viele entsprechende Restaurants. Das Takumi ist auf jeden Fall eine gute Wahl, denn obwohl ich mich dort nur mit meiner Reisegruppe getroffen habe, nachdem ich bereits Essen war, habe ich mich dort sehr wohl gefühlt. Ambiente und Service sind top und auch die Speisen wurden hoch gelobt. Für Vor- und Nachspeise kann ich das auch persönlich bestätigen. Das Servicepersonal hatte auch immer einen lustigen Spruch auf den Lippen, aber immer passend und im Rahmen.

Me-and-All-Hotels-Duesseldorf-Skylounge
Stimmungsvolles Ambiente im Rastaurant Takumi (©Nicole Zimmermann)

Don’ts

Trends folgen

Grundsätzlich scheinen die trendaffinen Düsseldorfer ein großes Hobby zu haben: Schlange stehen. Wenn sie etwas toll finden, haben sie kein Problem, darauf zu warten, sei es ein Shopping-Erlebnis bei Louis Vuitton, das Essen beim japanischen Imbiss oder die Hipster-Zimtschnecke für 4,80€. Letzteres stürzt mich in Verzweiflung. Denn seit ich bei Marburg wohne leide ich unter akutem Zimtschnecken-Mangel. In der ganzen Stadt gibt es anscheinend niemand, der welche verkauft und der nächste Ikea ist in Wetzlar.

Daher hatte ich große Hoffnungen auf das Wochenende gesetzt, schließlich hat hier eine Cinnamood-Filiale eröffnet, deren Zimtschnecken fantastisch sein sollen. Ob das stimmt kann ich aber leider nicht sagen, denn beide Male, als ich an dem Geschäft vorbeikomme, stehen mindestens 20 Menschen an. Dafür reicht meine Geduld trotz Unterzuckerung nicht aus. Mein sowieso nicht allzu langer Geduldsfaden hat während der Corona-Pandemie nämlich mit Sicherheit noch den ein oder anderen Zentimeter verloren.

Samstags in die City

Ob es Tage und Uhrzeiten gibt, an denen es weniger voll ist, kann ich nach meinem Kurztrip nach Düsseldorf leider nicht sagen. Aber an einem Samstag sollte man die Shoppingmeile meiner Meinung nach eher meiden, wenn man Anstehen und Menschenmassen ähnlich nervig findet wie ich. 😉

Underdressed unter Menschen

Okay, ich gebe zu: Mein bevorzugtes Outfit aus Jeans, Chucks und Shirt ist mit Sicherheit kein schicker Look. Normalerweise stört mich das aber nicht. In Düsseldorf kam ich mir allerdings chronisch underdressed vor. Gerade, wer abends essen geht, sollte also vielleicht auch ein paar elegantere Kleidungsstücke dabei haben. Aber ich gehe davon aus, dass Leute, die Düsseldorf besuchen, das sowieso vorhaben. 😉

Und sonst?

Ich glaube ihr merkt es: Ich stehe Düsseldorf nach diesem Wochenende etwas zwiegespalten gegenüber. Lagerfeuer und Dachzelt sind mir immer noch lieber als Cocktail und Lounge, aber ich muss gestehen, dass Düsseldorf seinen eigenen Charme hat. Den muss man mögen. Und sich auf ein paar Besonderheiten einstellen. Zum Beispiel meine Begegnung mit dem Bettler…

Denn auch die Obdachlosen gehören in Düsseldorf Oberkassel scheinbar zur Oberklasse, bzw. kennen die dortige Klientel. Als wir durch das Viertel zu einer der Rheinbrücken laufen, begegnen wir einem Mann, der auf der Erde sitzt und bettelt. Als wir vorbeigehen ruft er: „Hey, haste mal 5€?“

Ungläubig schaue ich ihn an. 5€? Wow. Da ich gerade erst meine Selbstständigkeit begonnen habe und praktisch über jeden Euro nachdenke, erscheint mir das ganz schön viel. Aber hey, um fair zu bleiben: Die 5€ hätten ja auch nur für eine Zimtschnecke gereicht! 😉

*Disclaimer: Ich wurde zu diesem Wochenende, den Aktivitäten und in die Restaurants eingeladen. Darüber hinaus erhalte ich keine Vergütung für diesen Artikel, meine Zeit und Arbeit.

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