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Norwegen im Regen: Tipps für einen Besuch in Stavanger

Endlich sind wir in Norwegen! Unser Roadtrip im Camper-Van hat uns zuerst nach Schweden geführt, zum Wandern im Kullaberg Naturreservat und zum Kanu fahren auf der Rönne in Skane. Doch nun haben wir die Grenze überquert und freuen uns auf dieses wilde, wunderschöne Land.

Denkste. Denn während hinter uns die Sonne verschwindet, brauen sich über uns dichte Regenwolken zusammen, die uns ab sofort bis zum Tag unserer Abreise verfolgen werden. Und so fällt unser erstes Highlight in Südnorwegen buchstäblich ins Wasser. Ich hatte mir die Holzrutschbahn bei Tømmerrenna rausgesucht, eine hölzerne Rinne, in der früher geschlagenes Holz transportiert wurde.

Lumberslide und Übernachtungsmöglichkeiten unterwegs

Hier wollte ich gerne eine kleine Wanderung mit Blick auf den Wasserfall Urfossen und den anschließenden Venneslafjorden machen und mich in Holzfällerfantasien ergehen. Leider macht das im strömenden Regen aber gar keinen Spaß und so steigen wir nur kurz aus unserem Camper aus, laufen über die Brücke und werfen einen Blick auf die eigentlich so hübsche Szenerie.

Es ist doppelt schade, denn direkt am Wasserfall befindet sich ein wunderschöner winziger Parkplatz, auf dem man mit Campern stehen darf. Hier abends zu sitzen, zu essen und die Aussicht zu genießen wäre wundervoll gewesen. Da uns aber schon das Wasser von den Hutkrempen rinnt und in den Nacken läuft, entscheiden wir uns schnell für die Weiterfahrt.

Wir entschließen uns, soviel Strecke wie möglich zu bewältigen und dabei Kurs auf Stavanger zu halten. Wir lassen Kristiansand südlich hinter uns zurück und fahren bis Flekkefjord. Hinter dem Friedhof, sozusagen unter der Schnellstraße gibt es einen großen Parkplatz, von dem ich glaube, dass es niemanden stört, wenn wir dort eine Nacht stehen.

Tetris und Indoor-Abendessen

Als wir ankommen ist es schon dunkel und regnet immer noch. Meinen verrückten Freund stört das aber nicht, als er gewissenhaft den Parkplatz abschreitet, sich immer wieder um die eigene Achse dreht und kritische Blicke in den Himmel wirft. Ich habe keine Ahnung, was er da treibt und obwohl ich die Neugier in Person bin, werd ich den Teufel tun und aussteigen und ihn fragen. Irgendwann kommt er aber zurück in unseren Camper und beginnt zu rangieren. Jetzt kann ich mir die Frage nicht verkneifen und die ganz simple Antwort lautet: „Ich habe versucht abschätzen, wie wir uns am besten hinstellen, damit man uns nicht allzu sehr reingucken kann und wir wenig Regen durch den Wind ins Fahrzeug bekommen.“ Er ist halt ganz schön schlau.

Nun ist es an der Zeit, das Abendessen zuzubereiten, doch das gestaltet sich etwas schwierig, da wir wegen des Wetters nicht einfach Kisten rausstellen können. Und so beginnt ein Geschiebe und Gestapel innerhalb unseres kleinen Campers: Eine Kiste dorthin, du nimmst den Rucksack auf den Schoß, das stellen wir auf den Fahrersitz und wenn du jetzt noch das Bein da weg tust, komm ich an die Küchenkiste. Die Aktion meines Freundes scheint auch tatsächlich etwas gebracht zu haben, denn als wir die Schiebetür öffnen, um den Dampf aus den Kochtöpfen abziehen zu lassen, dringt kaum Regen ein.

Falls ihr übrigens wissen möchtet, was wir uns im Camper so gekocht haben, schaut doch mal in meinen Artikel mit Campingrezepten!

Sverd i Fjell: Schwerter im Berg

Der nächste Morgen beginnt leider, wie der letzte Tag geendet hat: Mit jeder Menge Regen. Eigentlich passt es da ganz gut, dass unser nächster Stopp Stavanger sein soll, die einzige größere Stadt auf unserer Route. Denn Städte sind bei Regen definitiv angenehmer zu besichtigen, als Berge oder ähnliches. Wir fahren also weiter nach Westen, doch bevor es nach Stavanger hinein geht, halten wir noch einmal an.

Am Hafrsfjord, vor den Toren der Stadt, finden sich die sogenannten „Schwerter im Berg“, ein Denkmal zu Ehren von Harald Schönhaar, der hier im 9. Jahrhundert eine Schlacht gewann und im Anschluss der erste König Norwegens wurde. Um zu zeigen, dass nun die Zeit für Frieden gekommen waren, sollen die Kämpfer ihre Schwerter in den Boden gerammt haben und darauf nimmt das Denkmal Bezug. Die drei riesigen Schwerter, die auch im Regen beeindruckend sind, tragen Kronen auf ihren Knäufen, die für die drei großen Teile Norwegens stehen: Norden, Südosten und Südwesten.

Von hier ist es nicht mehr weit bis Stavanger und so fahren wir im Nieselregen in die drittgrößte Stadt Norwegens. Wir parken am Hafen und lösen in trotteliger, geistiger Umnachtung kein Parkticket – ein Spaß, der uns 600 NOK kosten wird. Zwar kann man den Strafzettel direkt online bezahlen, sodass wir nicht noch eine Gebühr an Vanberry (unseren Camper-Vermieter) zahlen müssen, ärgerlich ist es aber trotzdem. Also: NICHT nachmachen!

Bunte Häuser in der Øvre Holmegate und sinnvolle Investitionen

Davon wissen wir aber noch nichts, als wir nach Stavanger hinein laufen. Erstes Ziel ist die Øvre Holmegate, die mit ihren bunten Häusern und Fassaden ein wahrer Augenschmaus sein soll. Und das ist sie, auch wenn es tief in mir grummelt: Bei Sonne wäre das bestimmt noch schöner… Das ignoriere ich aber einfach und erfreue mich stattdessen an der Farbenpracht, der Streetart und der trotz Regen lebendigen Straße.

Meinen Freund zieht es zu meiner Überraschung als nächstes in den Sportartikelladen um die Ecke. Dazu muss man wissen, dass mein Freund jetzt nicht gerade freudig shoppt, eher im Gegenteil. Weder Geld ausgeben, noch neue Dinge besitzen bereiten im sonderlich Freude.

Die letzten Tage haben ihm aber anscheinend eins aufgezeigt: Es könnte sich lohnen, eine Regenjacke zu besitzen. Ungläubig starre ich ihn an: “ Du hast…keine Regenjacke eingepackt?!“ „Nope, ich hab gar keine.“ Wow, nach fünf Jahren kann der Mann mich immer noch überraschen. Aber hey, was wäre sinnvoller, als bei dem Wetter eine Regenjacke zu kaufen und so verlassen wir den Laden bald mit einer Jacke (Farbmodell Müllabfuhr) und zufälligerweise auch mit einem Geburtstagsgeschenk für mich. Ich glaube, es wird der fünfte Rucksack, den mein Freund mir schenkt… Tja, was der einen ihre Handtaschen oder Hauspflanzen, das sind mir meine Rucksäcke.

Einkehrmöglichkeit und Souvenir-Jagd in Stavanger

Da sich der Himmel nicht signifikant verändert, geht es als nächstes in ein kleines Lokal mit Jazzmusik und Plüschmöbeln, das Bacchus. Wir bestellen gebackenes Käsetoast und norwegischen Herbst. Also nicht den vor dem Fenster, sondern eine landestypische Spezialität, die so genannt wird: Wichtige Bestandteile sind Speck und Leberpastete. Das Toast ist eher enttäuschend, der Herbst aber schmeckt.

So bleibt mein Freund auch gemütlich sitzen, als ich mich nochmal nach draußen begebe, um auf Souvenir-Jagd zu gehen. Ich bringe meiner kleinen Nichte nämlich von jeder meiner Reisen ein Mitbringsel mit und zudem nehme ich dieses Jahr online an einem Reise-Adventswichteln teil. So ziehe ich also auf der Suche nach geeigneten Geschenken durch die Straßen.

Obwohl sie mir etwas zuwider sind, lande ich schlussendlich in den großen Souvenirläden, die sich am Hafen drängen. Hier finde ich zwar nicht was ich suche, aber annehmbare, nur leider überteuerte Alternativen. Der schöne Ausblick versöhnt mich allerdings wieder etwas. Also, im Sonnenschein ist es hier bestimmt richtig schön… 😉

Echte Zwergenarbeit: Der Ryfast

Nachdem ich meinen pfeiferauchenden Freund am Bacchus abgeholt habe, müssen wir erst den Schock über das oben erwähnte Parkticket verdauen, bevor wir uns wieder on the road begeben. Es geht in den längsten Unterwasser-Straßentunnel der Welt, den 13,4 km langen Ryfast.

Die Notwendigkeit hat die Norweger zu wahren Künstlern unter dem Berg werden lassen, weshalb wir sie auf unserer Reise gerne „Die Zwerge“ nennen. In diesem Tunnel haben sie sich besondere Mühe mit der Beleuchtung gegeben und bunte Lichtinstallationen sorgen für Abwechslung auf dem langen Weg. Am frühen Abend erreichen wir unser Ziel für die nächsten Tage und hoffen verzweifelt auf einen holden Wettergott, denn morgen…morgen soll es auf den Preikestolen gehen! Aber das ist eine andere Geschichte.

2 Comments

    • Rosa

      Hallo liebe Náomi und vielen Dank für dein positives Feedback! Als wir im September dort waren, hatten wir etwa 12 Stunden Tageslicht, von 8 bis 20 Uhr. Mittlerweile sind die Tage dort bestimmt auch deutlich kürzer.
      Liebe Grüße und einen schönen Sonntag!

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