Die Schären von Havstenssund und ein ganz besonderer Stellplatz
Nachdem wir nun eine Wanderung in Skane am Kullaberg unternommen haben und die Rönne mit dem Kanu erobert haben, brechen wir zum zweiten Teil unseres Camper-Roadtrips auf: Nach Norden, nach Norwegen. Auf dem Weg dorthin wartet aber noch ein schwedisches Highlight auf uns. Denn unterwegs liegt der kleine Ort Havstenssund, der mir auf Instagram empfohlen wurde.
Leeres, schönes Havstenssund
Zu Havstenssund gibt es weder auf deutsch noch auf englisch einen Wikipedia-Artikel und als wir dort ankommen, ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Mit der weißen Holzkirche und dem dramatisch einfallenden Sonnenlicht fühle ich mich kurz an einen Stephen King-Roman erinnert. Ist hier irgendwas passiert? Wurden alle Menschen entführt?
Nein, der Ort hat nur die Sommersaison und damit seine lebhafte Jahreszeit hinter sich. Eigentlich überraschend, den Havstenssund ist wirklich ein schwedisches Kleinod. Wer felsige Schärenlandschaft mit blauem Wasser und roten Schwedenhäuschen liebt, der ist hier genau richtig!
Wir parken mitten im Ort und begeben uns dann ans Wasser. Der kleine Fischerort lädt mit seinen romantischen Stegen schon zum Verweilen ein, aber noch viel mehr locken die Felsen, versprechen sie doch einen wundervollen Ausblick auf die Schären. Also klettern wir los. Ziel ist ein kleines Häuschen, dass wir auf einer Felskuppe in etwa anderthalb Kilometern Entfernung ausgespäht haben.
Schwedenhäuschen und Schären
Doch Pustekuchen, als wir die erste Anhöhe erklommen haben, sehen wir: Unter uns liegt eine enge Fahrrinne, die zwei Schären-Inseln trennt und die immer wieder von Booten passiert wird. Da wir aber keins haben und es zum Schwimmen doch schon etwas frisch ist, müssen wir bleiben, wo wir sind. So machen wir dann einfach eine Pause auf einem der Felsen und genießen die unter uns liegende Szenerie. Die wenige Vegetation auf den Schären beginnt schon, sich herbstlich zu verfärben.
Es ist wie in einem Roman hier und damit meinen ich jetzt keine Horror-Erzählung. Eine tiefe aber freundliche Friedlichkeit liegt über diesem Ort mit seinen weiß leuchtenden Häusern und den in der Sonne glitzernden, kleinen Wellen, über die ab und an ein Boot gleitet. Ich würde gerne noch viel länger hier bleiben und den Moment genießen, aber auf uns wartet heute noch ein weiteres Abenteuer.
Naturnaher Stellplatz gesucht
Denn heute ist die erste Nacht, in der wir nicht in der Stadt oder auf einem gemieteten Platz übernachten werden. Die nette Instagrammerin, die mir Havstenssund empfohlen hat, hatte auch noch einen weiteren Tipp in petto. Nämlich einen Stellplatz mitten in der Natur, direkt am See Grundevatten. Wir geben die Koordinaten in unser Navi ein, werden aber am Ziel enttäuscht. Hier darf nur noch gezeltet, aber nicht mit einem Fahrzeug gecampt werden. An solche Vorgaben wollen wir uns natürlich halten, aber was machen wir jetzt?
Ich kann absolut nachvollziehen, dass die Natur vor der Armee der Campingfahrzeuge geschützt werden muss. Und daher gefällt mir sofort der Alternativplan, der in meinem Kopf Gestalt annimmt. Denn ich bin eben auch ein kleiner deutscher Behörden-Angstwichtel und möchte nicht mitten in der Nacht von der schwedischen Polizei auf ein Fehlverhalten hingewiesen werden.
Zwischen Baumstämmen im Abendlicht
Auf dem Weg zum See sind wir allerdings an einer großen, gerodeten Freifläche vorbeigefahren. Die aufgeschichteten Baumstämme sorgen dafür, dass der Platz von der Waldstraße aus nicht einsehbar ist und die schweren Maschinen, die hier unterwegs waren, haben den Boden geebnet. Hier fühle ich mich nicht schlecht, wenn ich hier mit Fetti, unserem Toyota Crosscamp, anrolle und parke. Hier wurde schon heftig in die Natur eingegriffen und trotzdem ist es ein naturnaher, ruhiger Stellplatz, den wir auch noch ganz für uns alleine haben. Naja, falls nicht im Morgengrauen die Waldarbeiter auftauchen…
Wir entscheiden uns zu bleiben und wie, um diesen Entschluss zu bestätigen, scheint die Abendsonne auf uns und Fetti, als wir uns einrichten. Mein Freund kocht Miracoli, während ich mein Reisetagebuch auf den neuesten Stand bringe und tief im Wald das Windrad wuuuuscht. Es ist bestimmt nicht der schönste Stellplatz, den es gibt, aber für mich ist er perfekt.