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Kanu fahren auf der Rönne: Ausflugstipp für Skåne

Was gehört zu Schweden wie IKEA? Richtig, Kanufahren! Als wir die Schwester meines Freundes in Helsingborg besuchen, die sowieso ein richtiges Ass im Wassersport ist, ist also klar: Wir möchten Skåne mit dem Kanu erkunden.

Am Vorabend gemeinsam in Selmas Küche geplant, nachts per SMS bestätigt: In der Kanotcentralen gibt es ein Dreier-Kanu, das wir am nächsten Morgen entern dürfen. Selma kommt zum Frühstück zu Fetti und dann fahren wir zum Kanuverleih nach Stockamöllan.

Einfache Reservierung bei der Kanotcentralen

Unser Kanu-Exemplar ist grün, etwas ramponiert aber dennoch erscheint es mir wunderschön. Schließlich erfüllt es mir einen Klischee-Traum: Kanufahren in Schweden! Und nachdem jeder ein Paddel und eine Weste gefunden hat, die halbwegs zur Körpergröße passen, geht es auch direkt los auf die Rönne.

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Kanutour-Schweden-Skane-Roenne-Ausruestung

Grundsätzlich finde ich super, wie easy und unkompliziert der Kanuverleih hier läuft. Wie oft habe ich zu Hause (erst in Bielefeld, dann in Kirchhain) gedacht: Och, morgen so ne kleine Kanutour auf Lippe oder Lahn wäre doch super. Und wie oft habe ich verzweifelt Kanuvermietungen angeschrieben oder angerufen und wurde ausgelacht: Am Wochenende, ohne Monate vorher zu reservieren? Keine Chance!

Hier in Skåne läuft das deutlich einfacher. Abends um 9 eine Anfrage per SMS ob noch etwas für drei Personen am nächsten Tag frei ist und, wie gesagt, schon nachts die Bestätigung. Herrlich!

Kanu-Harmonie auf der Rönne

Herrlich ist es auch auf der Rönne. Da die seeehr langsam fließt, ist es zunächst allerdings nicht besonders aufregend. Selma steuert hinten als unser Kapitän, schließlich hat die Dame am meisten Bootserfahrung. Ich sitze in der Mitte und versuche verzweifelt mit den kräftigen Paddelschlägen meines Freundes mitzuhalten, dessen Kreuz diesen Sommer doch um einiges breiter geworden ist. (Liegt an der Sache mit dem Rucksack…)

Wir passieren viele Kühe und andere Kanuten, bis wir allein durch die Flur gleiten. Ich würde gerne behaupten, dass alles total harmonisch läuft, aber ganz ehrlich: Bruder, Schwester, Freund und Freundin müssen sich koordinieren, ohne sich ansehen zu können? 😀 „Aaah, paddel nicht so schnell, ich kann nicht mehr!“ „Selma, hast du gesehen, dass da ein Ast im Wasser ist? Du musst gegensteuern!“ „Mensch, du bist wie Papa, könntest du bitte aufhören lenken zu wollen, das ist meine Aufgabe!“

Aber quatsch beiseite, wie schon bei unserer Kanutour auf der Lippe stelle ich fest, dass es eigentlich überraschend gut zwischen mir und meinem Freund klappt und Selma fügt sich bestens ein. Schon bald erreichen wir eine hübsche Stelle am Ufer, die zum Picknicken einlädt. Also Kanu an Land, Butterbrote raus und chille in der Sonne. Die strahlt an diesem Septembertag noch mit großer Kraft, sodass es unter der Regenhose ganz schön warm wird.

Kanutour-Schweden-Skane-Roenne-Picknick

Unverhoffte Wildwasser-Action

Bald bekommen wir Gesellschaft, der Platz ist einfach zu schön. Da unser Proviant aber auch bereits vernichtet ist, springen wir wieder in unser Kanu und begeben uns zurück auf den Fluss. Die Rönne wird nun etwas wilder. Und dann passiert es. Wir entscheiden uns trotz Karte und sehr guter Erklärung des Verleihs an einer Abzweigung falsch.

Und auf einmal sind überall Felsen im Wasser. Wir versuchen noch hektisch hindurch zu navigieren, aber unser Kanu ist nun mal kein Wildwasser-Raft und unsere Mühen umsonst. Wir werden seitwärts auf drei große Steine gespült und bleiben hängen. Ich bin sehr stolz auf uns, dass wir es schaffen, dass unser Gefährt weder kentert, noch mit Wasser voll läuft und alle die Balance halten. Trotzdem sitzen wir jetzt fest.

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Einer muss gehen

Wir wackeln hin und her, versuchen uns mit Händen und Paddeln abzustoßen, verkeilen uns aber nur immer weiter, während die Strömung an uns zerrt.

„Einer wird wohl aussteigen müssen“, stellt mein Freund fest. „Ja, das seh‘ ich auch so, einer wird das tun müssen“, sage ich. „Auf jeden Fall“, meint Selma von hinten.

Alle bleiben sitzen. Nichts passiert.

„Naaaa gut“, grummelt mein Freund und schwingt sich behände über die Bordwand in das gar nicht mal so flache Wasser. Selma und ich ziehen die Paddel ein, mein Freund hebt uns über die Steine und weiter geht die wilde Fahrt. Okay, zugegebenermaßen, so wild ist es nicht. Mein Freund schafft es noch relativ entspannt und klatschnass zurück ins Kanu. Während er sich das Wasser aus den Schuhen gießt, trägt uns die Rönne wieder friedlich und als wäre nichts gewesen dahin.

Romantische Rönne

Unsere letzte Etappe führt uns durch weniger abenteuerliche Gewässer, vorbei an romantischen Felsen und den ersten Boten des Herbstes. Wir haben uns für die Route bis zum Ausstiegsplatz in Djupadalsmölla entschieden, da der nächste Halt, an dem man die Kanus an Land bringen kann, noch ein paar Stunden entfernt liegt.

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Und da wir abends noch gemeinsam essen gehen möchten und ich ehrlicherweise mal wieder merke, dass Paddeln meine untrainierten Ärmchen an ihre Grenzen bringt, halten wir an, ziehen das Kanu an Land und tragen es zu einem Parkplatz an der Straße. Hier können in einem großen Korb auch Rettungswesten und Paddel zurückgelassen werden.

Wir rufen ein Taxi, dessen Nummer wir vom Kanuverleih bekommen haben, und nach wenigen Minuten biegt es schon um die Ecke.

Todesfahrt mit Taxi Frosta

Frosta heißt der Taxidienst, der uns zum stolzen Festpreis von 440 Kronen zurück nach Stockamöllan bringt. Unser hochmotivierter Fahrer scheint die Straßen zu kennen, rast er doch mit Höchstgeschwindigkeit durch die ländlichen Kurven.

Ein Eichhörnchen springt vor uns auf die Straße, ich quietsche und schlage die Hände vor die Augen. Doch der Taxifahrer behauptet steif und fest, wir hätten es verfehlt. Dafür rast er kurz darauf mit 70 kmh auf einen Motorradfahrer zu, der dummerweise mitten auf der Straße angehalten hat. Klar, schon blöd von ihm, aber er hatte wohl nicht mit Frosta gerechnet.

Unser Fahrer nutzt die Situation, um dem Verkehrshindernis eine Lehre zu erteilen und bremst erst kurz vorher scharf und hupend, um dann außen rum zu fahren. Im Rückspiegel sehe ich die etwas entsetzten Blicke von Selma und meinem Freund.

Ausklang mit gutem Essen im Piren

Rasend schnell sind wir also wieder bei Fetti und bald darauf auch zurück in Helsingborg am Hafen. Wir machen uns frisch und laufen dann die ganzen 5 Meter bis zum Piren, dem Restaurant, dem auch unser wundervollen Stellplatz mit Meerblick gehört. Bevor das wirklich hervorragende, echt schwedische Essen kommt, unternehme ich noch einen Kamera-Spaziergang in den letzten Sonnenstrahlen auf der Mole.

Toyota-Crosscamp-Erfahrungsbericht-Roadtrip-Sonnenuntergang
Piren-Restaurant-Helsingborg
Helsingborg-Schweden-Hafen
Hafen-Helsingborg-Rettungsring

Hier werde ich von einem begeisterten Ship-Spotter darauf aufmerksam gemacht, dass gerade das Kreuzfahrtschiff Costa Diadema in den Hafen einläuft. Außerdem erzählt er mir, dass er etwa 60 Paar Converse Chucks besitzt, inklusive einiger Sondereditionen zu Brasilien und Neuseeland. Kurz darauf sitze ich mit ihm am Meer und bekomme seine Schuhsammlung auf dem Handy gezeigt. Weird, aber irgendwie auch sehr nett. Und so endet ein verdammt schöner Tag in Schweden.

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Hafen-Helsingborg-Restaurant

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