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Island-Roadtrip: Jurassic Park, Lavahöhle und Wasserwand – Tipps für den Norden der Insel

Dinosaurier-Tal, Urzeitungeheuer und Regenbogenbrücke -Klingt nach Märchen? Ist aber alles Realität, zumindest wenn man in den Norden Islands reist! Ich verrate euch meine Tipps und Highlights für einen abwechslungsreichen Island-Roadtrip, von Reykjavík bis Husavík. Für die anderen Artikel schaut gern in meiner Island-Kategorie vorbei.

Ásbyrgi – Canyon oder Hufabdruck?

Wer in Island unterwegs ist, nutzt meist die einmal um die Insel führende Ringstraße. Es lohnt sich aber natürlich, diese ab und an zu verlassen. Zum Beispiel, wenn man sich hinter Akureyri der Küste zuwendet, der 85 bis Husavík folgt und dann rechts auf die 862 abbiegt. Relativ zügig taucht Ásbyrgi vor der Windschutzscheibe auf. Aber was ist Ásbyrgi?

Im Internet findet man immer wieder die Bezeichnung Canyon und auch mir liegt dieses Wort auf der Zunge. Doch wie ich in den USA gelernt habe, handelt es sich nur um einen echten Canyon, wenn dieser von einem Gewässer in die Landschaft gegraben wurde. Das ist hier nicht ausschließlich der Fall. Es handelt sich um eine hufeisenförmige Schlucht, die die Isländer übrigens zur Hauptstadt ihrer ortsansässigen Elfen erkoren haben. Mit etwa 1,1 km Breite und 3,5 km Länge ist es kein Grand Canyon, aber trotzdem ein sehr beeindruckender Ort. Geformt wurde die Schlucht vor langer, langer Zeit durch Vulkanausbrüche, Gletscherläufe und die Verlagerung eines Flusses.

Viel spannender ist jedoch der typisch isländische Entstehungsmythos: Odin, der Göttervater ist hier auf seinem riesigen achtbeinigen Pferd Sleipnir geritten und die Hufe des Tieres haben einen Abdruck hinterlassen. Das mag glauben wer möchte, fest steht: Mit der einzigartigen Felsformation und einigen botanischen Besonderheiten erlebt man hier ein besonderes Highlight auf seinem Island-Roadtrip.

Das vergessene Tal

Wir stellen unseren Mietwagen am Parkplatz ab und beginnen, die Schlucht zu erkunden. Mir drängt sich bald ein ganz anderer Vergleich auf. Als Kind der 90er, Fan der Jurassic Park-Filme und leidenschaftliche Tomb Raider-Spielerin, fühle ich mich hier in ein vergessenes Tal versetzt und würde mich nicht wundern, wenn die Erde vom Tritt gigantischer Dinosaurier erzittert oder plötzlich das Klicken von Velociraptor-Krallen hinter mir ertönt. Dieses Tal wirkt so satt und lebendig, mit all seinem Grün und der dichten Vegetation.

Wir wandern auf schmalen Pfaden durch lichte Birkenhaine mit silbrigen Stämmen und dann wieder zwischen dunklen Nadelbäumen hindurch, bis wir an einen kleinen See gelangen, direkt unterhalb der hohen Klippe. Hier geht meine Fantasie dann endgültig mit mir durch, als plötzlich ein dino-artiges Kreischen die Luft erfüllt und von den steinernen Wänden ringsumher bedrohlich widerhallt. Nicht nur mir geht es so, auch die anderen Besucher ziehen instinktiv die Köpfe ein und blicken sich besorgt um. Dann lachen wir, als wir merken, dass es sich nur um Vogelrufe handelt.

So schön es an dem kleinen, grünen See ist, er ist natürlich die Sammelstelle für die Besucher und so ziehen wir uns bald zurück und erkunden noch ein bisschen auf eigene Faust. Wir wenden uns nach rechts, denn hier beginnt, unterhalb der hohen Felsmauer, ein etwas unwegsamerer Pfad, den man nur auf eigene Verantwortung betreten darf, da sich Steine lösen und herabfallen können. Wir wagen es trotzdem, klettern über Stock und Stein und finden uns irgendwann in einem kleinen Miniaturwald , nach dessen Durchquerung wir wieder auf dem Parkplatz stehen. Ein Abenteuer im Hosentaschenformat, sozusagen!

Hljóðaklettar – Die Echofelsen

Weiter geht es zu einem kurzen Hotdog-Halt an der örtlichen Tankstelle, um uns für die nächste Etappe zu stärken: Hljóðaklettar! Ich habe bis heute keine Ahnung, wie man diesen Zungenbrecher ausspricht. Vom Ásbyrgi-Canyon ist es nur ein Katzensprung die 862 weiter hinunter und schon überrascht Island seine Reisenden erneut. Das ist uns auf dieser Insel wirklich bewusst geworden. Die Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit der Landschaften ist wirklich atemberaubend und wechselt oft innerhalb von Minuten während einer Autofahrt.

Dementsprechend sind wir zwar einerseits vorbereitet, andererseits aber doch wieder überwältigt, von der Landschaft die sich nun vor unseren Augen auftut. Vor rund 8.000 Jahren trafen hier Wasser und Lava aufeinander, es kam zu gewaltigen Explosionen, doch schließlich erstarrte die Lava zu Stein. Hljóðaklettar war entstanden. Der Name bedeutet Echofelsen und wir begeben uns in dieses Labyrinth aus Basalt.

Urzeitfossilien und Lava-Gebäude

Die bizarren Felsformationen erinnern an gedrehte Schrauben, Fieberträume von DNS-Strängen, verdrehte Treppen, die sich bis in den Himmel winden oder riesige Fossilien seltsamer, unheimlicher Urzeittiere. Mit jedem Schritt verändert sich der Blickwinkel und erlaubt dem Geist das Gesehene neu zu interpretieren.

Schließlich führt uns unser Pfad zur sogenannten Lava Church, einer gewaltigen Höhle mit wellenförmigem Dach. Während ich noch die ganze Szenerie bewundere, beweist mein Mann, welch harte Schule er bei mir durchlaufen hat. Ohne zu Zögern bittet er die anderen Touristen, einmal kurz aus dem Weg zu gehen, damit ich ein Foto ohne Menschen machen kann. Einerseits möchte ich vor Scham im Erdboden versinken, andererseits weiß ich zu schätzen, dass er so was für mich macht. Und so kann ich schnell ein Bild ohne Touris schießen.

Dettifoss, der mächtigste Wasserfall Europas

Ein letzter Stopp ist für heute noch vorgesehen und wer in dieser Region unterwegs ist, wird sich diese Sehenswürdigkeit natürlich anschauen: Den Dettifoss, einen von Islands berühmtesten Wasserfällen. Auch hierfür müssen wir nur wieder der 862 ein Stück nach Süden folgen. Den Goðafoss konnten wir ja bereits bewundern und der hat mir schon sehr gefallen. Nun bin ich gespannt auf dieses Meisterwerk der Natur, den mächtigsten Wasserfall Europas!

Durch die Wüste zum Wasser

Ich weiß nur, das es sich hierbei um eine breite Wasserfront handelt, ansonsten habe ich kein konkretes Bild vor Augen. Dass wir erst einmal eine Mars- und Mondwüste durchqueren müssen, hätte ich allerdings nicht erwartet. Während man am Goðafoss praktisch vom Parkplatz dem Wasserfall vor die Füße fällt und ringsherum viel Grün dem Auge schmeichelt, fühlt man sich hier eher an Mordor erinnert.

Jegliche Vegetation fehlt und um uns herum erstrecken sich Fels, Stein und Sand, durchzogen von Pfaden, auf denen die Touristen wie Pilger zu einem Ziel gezogen werden. Die Sonne steht schon tief, auch wenn jetzt im Sommer natürlich noch viele, viele Stunden vergehen, bis sie hier, so hoch im Norden, hinter den Horizont fällt. Dazu weht ein kräftiger, frischer Wind und ich bin froh trotz des sonnigen Wetters eine Fleecejacke dabei zu haben. Ein paar hundert Meter vor uns lässt sich jetzt eine Schlucht erahnen, über der eine gewaltige Dunst- und Gischtwolke schwebt.

Zügigen Schrittes marschieren wir auf die Nebelwand zu. Und plötzlich haben wir den Rand der Felsenlandschaft erreicht und vor uns erhebt sich der Dettifoss. Eine trübe Wassermasse, die mit Wucht über eine schräge Abbruchkante donnert. Nicht schön, sondern schrecklich, ist mein erster Gedanke. Dies ist ein Ort, der für mich sozusagen die Essenz Islands abbildet. Das Land hat mich während unseres Island-Roadtrips nicht unbedingt mit beeindruckende Panoramen oder lieblichen Landschaftskompositionen betört. Nein, es ist über mich hereingebrochen mit tosenden Wassermassen, bedrohlichen Gesteinsformationen und einer Abwechslung, die so fasziniert, dass man sie erst mal wirken lassen muss.

Ein schrecklich-schöner Anblick

Gebannt starren wir auf die schlammigen Fluten, die sich vor uns durch die karge Ödnis wälzen. Doch halt, hier ist tatsächlich etwas Grün. Der Wind scheint oft aus der gleichen Richtung zu wehen und die Wassertropfen an das eine Ufer zu wirbeln, denn hier wachsen Moos und kleine Pflanzen, während das gegenüberliegende Ufer kahl ist.

Immer wieder gehen kleine Duschen aus Wassernebel auf uns nieder, während wir dem Wasserlauf folgen und als wir uns umdrehen schenkt uns die tief stehende Sonne ein ganz besonders magisches Erlebnis: War zuvor immer nur ein halber Regenbogen zu sehen, erstreckt sich jetzt über die Schlucht des Dettifoss eine Regenbogenbrücke.

10 Comments

  • Heike

    Liebe Anuschka, da musste ich lachen als ich deine Beschreibung vom Dettifoss und von Island las. Genauso empfand ich es auch, als ich 2006 mit sweet 21 einen Monat auf Island verbrachte. Schön im herkömmlichen Sinne war das alles oft nicht, rau das Land – aber auch die Leute und Häuser, die ich besuchte. Aber beeindruckend und faszinierend war es… und irgendwann möchte ich auch nochmal wieder hin.
    Liebe Grüße
    Heike

    • Rosa

      Liebe Heike,
      das freut mich aber. Ich hab immer das Gefühl, die ganz eingefleischten Island-Fans würden mir am liebsten den Hals umdrehen, wenn ich sage, dass ich die Insel nicht im eigentlichen Sinne schön fand. 😀 Ich drücke dir die Daumen, dass du bald nochmal dorthin kommst, vielleicht spätestens 2026 zum 20-jährigen Jubiläum?
      Alles Liebe
      Anuschka

  • Sophie

    Das klingt nach einem aufregenden Abenteuer in Tarascon! Die Legende der Tarasque ist wirklich faszinierend, und es ist toll, solche Orte zu besuchen, die mit so viel Geschichte verbunden sind. Die Burg von Tarascon sieht wirklich beeindruckend aus, und es ist schön zu hören, dass sie so gut erhalten ist und nicht übermäßig touristisch ist. Der Ausblick von der Brustwehr muss atemberaubend sein! Ich liebe es, solche authentischen Orte zu erkunden und die Geschichte hautnah zu erleben.
    Vielen Dank für diesen spannenden Einblick in Tarascon und die Burg!

  • Paul

    Euer Artikel hat mich richtig neugierig auf Island gemacht! Ehrlich gesagt, habe ich bisher immer gedacht, dass solch wilde und unberührte Orte eher eine Herausforderung als ein Vergnügen sein könnten. Aber die Vorstellung, durch solch atemberaubende Landschaften zu reisen, weckt in mir nun doch den Abenteurer. Sicherlich muss man gut vorbereitet sein – ein robuster Hartschalenkoffer für das Gepäck und eine ordentliche Planung könnten da nicht schaden. Wie haltet ihr es mit der Ausrüstung für solche Trips?

    • Rosa

      Hallo Paul,

      freut mich, dass dir mein Artikel gefallen hat! Island ist jetzt tatsächlich gar nicht so wild, man fährt nicht tagelang durch einsame Landschaften, vor allem nicht, wenn man auf der Ringstraße unterwegs ist. Und für mich sind gerade die etwas abenteuerlichen Reisen ein Vergnügen – 3 Wochen an einem Strand liegen ist mein persönlicher Albtraum eines Urlaubs.:)

      Gute Planung schadet sicher nicht, gerade, wenn man in der Hochsaison unterwegs ist. Aber ich würde auch immer Raum für Spontaneität lassen. Wir hatten nicht jeden Tag durchgeplant und manches Mal wurden selbst gemachte Pläne über den Haufen geworfen. Gerade, wenn man auf Tiersichtungen aus ist, muss einem klar sein, dass diese nicht immer zur bestellten Zeit am bestellten Ort sind.

      Ich persönlich bin überhaupt keine Freundin von Hartschalenkoffern. Sie zerkratzen, sie sind schwer und mittlerweile gibt es sie eigentlich nur noch mit 4 Rollen, was ich überhaupt nicht leiden kann. Mag schick sein, wenn man nur vom Flughafen ins Taxi und zum Hotel reist, aber diese Rollen über Schotterstraßen oder Kopfsteinpflaster zu ziehen ist wahnsinnig mühsam. Sie brechen schnell ab und es ist sehr teuer, das reparieren zu lassen.

      Ich bevorzuge eine Reisetasche mit Rollen. Sie ist leicht, flexibel, es passt wahnsinnig viel rein, ich habe zwei gleichgroße Compartments, die versenkten Rollen sind 1000x stabiler und zu Hause lässt sie sich relativ flach in den Schrank legen. Wenn dich das Thema interessiert, schau gerne mal in meinem diesbezüglichen Artikel nach -> https://rosasreisen.de/pack-tipps-koffer-rucksack-reisen/. Aber grundsätzlich soll natürlich jeder das nutzen, was ihm am besten gefällt. 😉

      Liebe Grüße
      Anuschka

  • Anna

    Was für ein faszinierender und inspirierender Bericht über den Island-Roadtrip! Deine lebhafte Beschreibung von Ásbyrgi mit seinen hufeisenförmigen Klippen und der reichen Vegetation entführt einen wirklich in eine andere Welt.

  • Alexandra

    Die Beschreibung des Dettifoss hat mich direkt an die Kraft der Natur erinnert, die Island so besonders macht. Gleichzeitig denke ich, wie bereichernd es wäre, solche Landschaften mit den richtigen Worten zu beschreiben – sei es auf Isländisch oder in einer anderen Sprache.
    Sprachkenntnisse eröffnen einem dabei neue Perspektiven, gerade wenn es darum geht, lokale Geschichten oder Mythen wie die von Sleipnir besser zu verstehen. Gibt es auf euren Reisen Momente, in denen ihr denkt, eine Sprache besser zu beherrschen, würde den Ort noch intensiver machen?

    • Rosa

      Liebe Alexandra,
      oft wünsche ich mir, all die Sprachen der Orte, die ich bereise, zu beherrschen, sei es Isländisch, Grönländisch, Norwegisch, Dänisch oder Schwedisch. Finnisch lasse ich mal außen vor, dass würde ich zwar auch gerne sprechen, aber nach ein paar Monaten do oben weiß ich, dass ich diese unglaublich komplizierte Sprache wohl nicht meistern werde. 😀
      Das Problem ist, dass es so viele Länder und Sprachen sind. Hätte ich ein einziges Lieblingsland, in das ich immer wieder reise, würde ich vermutlich einen Sprachkurs machen, aber alle ist utopisch. Ich bin einfach sehr dankbar, dass man mittlerweile fast überall mit Englisch gut zurecht kommt. Und wo nicht, da dann halt mir Händen und Füßen. Und einem Lächeln, das ist das Wichtigste!
      Liebe Grüße
      Anuschka

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