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Roadtrip Island: Whale Watching in Húsavík

Die Wale haben es uns auf dieser Reise nach Grönland und Island nicht leicht gemacht: Immer wieder haben wir in ganz weiter Ferne Blas und Finnen vom Schiff sichten können, aber wirklich sehen konnten wir die Tiere vor Grönland nicht. Auf Island dann der nächste Versuch mit der Whale Watching Tour von Láki Tours auf Snæfellsnes, dem einzigen Ort der Insel, an dem man Orcas beobachten kann. Und obwohl die Tour am Vortag mehrere sichten konnte, bleibt uns dieses Glück verwehrt. Letzte Chance für Wale also: Húsavík!

Hallo Húsavík

Húsavík ist ein kleines beschauliches Städtchen im Norden der Insel. Auf den ersten Blick und beim Durchfahren wirkt es sehr niedlich. Es gibt eine alte, weiße Holzkirche, ein Museum und einige Cafés und Shops. Wenn man aussteigt und ein bisschen rumläuft, merkt man allerdings schnell, dass sich das Leben auf ein bi zwei Straßen am Hafen beschränkt und danach nicht mehr viel Interessantes kommt.

Whale Watching mit Gentle Giants

Aber das macht ja nichts, denn zum Hafen wollen wir schließlich! Zu Gentle Giants, einem Anbieter für Whale Watching Touren. Auf Orcas brauchen wir hier nicht hoffen, die kommen wie gesagt nur um Snæfellsnes vor, aber die Chance auf Buckelwale besteht. Am Hafen gibt es verschiedene Anbieter für Wal-Touren und es tummeln sich die Touristen. Einen Parkplatz bekommt man hier nicht so leicht, aber wenn man weiter in das Städtchen hineinfährt, lässt sich etwas finden.

Gut vorbereitet zur Whale Watching Tour

Wir besorgen uns Tickets und laufen über den Steg zur Sylvia, unserem Ausflugsboot. Es ist deutlich voller als das auf Snæfellsnes und an Deck herrscht ein ziemliches Gedränge. Definitiv nichts für jemanden mit Angst vor Menschenmassen. Auch hier bekommt man, wie bei Láki Tours warme Anzüge, die man über die eigene Kleidung ziehen kann. Da bei der Ausgabe allerdings gerade Chaos herrscht, die Sonne bei 20° vom Himmel strahlt und wir jeder 3 Hosen und 4 Oberteile anhaben, verzichten wir. Grundsätzlich gilt aber für solche Touren: Besser zu viel, als zu wenig anziehen, auf See wird es schnell kalt.

Trotz des Gedränges finden wir ein Plätzchen an Bord und nehmen unsere letzten beiden Tabletten gegen Seekrankheit, die wir noch von unserer Grönland-Reise mit der Sea Spirit haben. Better safe, than sorry. Die Tabletten machen zwar müde, aber lieber schlaf ich über der Reling hängend ein, als dass ich mich auf diesem Kahn übergeben muss.

Viele Touris, große Hoffnungen

Die Sylvia legt ab und wir dampfen aus dem Hafen. Ein bis oben vollgestopftes Boot mit Touristen, die Kameras im Anschlag, so schaukeln wir über die Wellen mit der großen Hoffnung: Wale. Mir wäre es lieber gewesen, wenn die Anbieter nicht ganz so viele Menschen aufs Boot gelassen hätten. Aber vielleicht ist heute auch einfach besonders viel los. Und wie immer bei solchen Aktivitäten darf ich mich nicht beschweren, schließlich hocke auch ich an Bord mit Handy, Kamera und Actioncam.

Glücklicherweise frischt es auf, als wir den Hafen von Húsavík hinter uns lassen, denn mit meinen vielen Schichten und all den Menschen um mich rum wird mir ziemlich warm. Einen Vorteil gibt es aber im Vergleich zu unserem ersten Versuch: Das Meer ist deutlich ruhiger! Ergo, mir wird nicht schlecht und ich kann mich ganz aufs Gucken konzentrieren. Und dann kommt der zweite Vorteil: Wal in Sicht!

Whale Watching hautnah

Die Sylvia nimmt Kurs und tuckert langsam auf den gesichteten Blas, also die ausgestoßene Atemluft, Kurs. Wie graue Felsen erheben sich die Rücken zweier Buckelwale aus dem Wasser. Immer näher schleichen wir uns an, bis das Boot ganz dicht neben den Riesen dümpelt. Ich finde, fast ein bisschen zu nah. Die Wale scheinen an Publikum gewöhnt zu sein, schließlich gilt Húsavík als Hauptstadt für Walbeobachtungen, dennoch habe ich den Eindruck, dass wir zu sehr in ihr Habitat eindringen. Versteht mich nicht falsch, es ist toll, den Walen so nah zu sein. Man muss fast nur die Hand ausstrecken, um die glänzende Haut zu berühren. Aber irgendwie kommt mir das nicht richtig vor.

Das Gefühl verstärkt sich, als sich immer mehr Boote nähern und die Wale umzingeln. Zum Glück dreht unser Kapitän ab und begibt sich auf die Suche nach Alternativ-Walen. Schnell wird er fündig. Immer wieder werden Wale gesichtet, insgesamt sehen wir 5 verschiedene Tiere. Die „Gentle Giants“, die sanften Riesen, tauchen vor uns auf und ab und heben wie zum Gruß die riesigen Schwanzflossen. Wenn die Fluke langsam in den Wellen versinkt, dann ist das ein berührender und erhebender Anblick.

Buckelwale – Giganten der Meere

Anhand der Musterung an der Unterseite der Flossen lassen sich die Tiere unterscheiden, das funktioniert wie mit menschlichen Fingerabdrücken, denn jedes Muster ist einzigartig. Buckelwale sind bekannt für ihre akrobatischen Fähigkeiten, darunter spektakuläre Sprünge und das Schlagen ihrer Brustflossen auf die Wasseroberfläche. Die Buckelwale von Húsavík scheinen heute allerdings keinen solchen Elan zu verspüren. Was aber nicht heißt, dass es nicht wundervoll ist, sie zu beobachten. Mit einer Länge von etwa 12 bis 16 Metern und einem Gewicht von bis zu 30 Tonnen sind sie eines der größten und schwersten Lebewesen auf unserer schönen Erde.

Buckelwale sind Bartenwale, was bedeutet, dass sie sich von Kleinstlebewesen wie Krill, Plankton und kleinen Fischen ernähren. Mehrmals können wir beobachten, wie einer der Wale das Maul weit öffnet und unzählige Liter Wasser einströmen lässt. Dieses wird dann durch die Barten wieder herausgepresst und darin verfängt sich die Beute. Jeder, der findet Nemo gesehen hat, weiß genau, was ich meine. Buckelwale wandern, jedes Jahr legen sie erhebliche Strecken zwischen ihren Futter- und Fortpflanzungsgebieten zurück. Die Paarung und Geburt erfolgen in den wärmeren Gewässern der Tropen, aber hier, vor der Küste Islands fühlen sie sich auch sehr wohl.

Der richtige Anbieter für Whale Watching?

Nur ich, ich tue das irgendwie nicht. Die Wale sind ein umwerfendes Schauspiel, keine Frage, aber ich komme mir dennoch vor, wie ein uneingeladener und übergriffiger Gast. Wird ein Wal gesichtet, laufen alle Passagiere zur entsprechenden Seite und das Boot bekommt Schlagseite. Oft kann man aufgrund der vielen Menschen gar nichts sehen. In Grüppchen darf man sich in den Ausguck quetschen, von dem aus man zwar einen besseren Überblick hat, aber auch auf Tuchfühlung mit den anderen Passagieren geht.

Ich bin hin- und hergerissen. Es ist toll, den Walen so nah zu sein und überhaupt noch welche auf diesem Trip gesehen zu haben. Aber ich habe auch das Gefühl, mit meinem Geld eine Industrie zu unterstützen, die den Tieren „zu nahe tritt“. Tierbeobachtungen sind immer eine Gratwanderung zwischen „gar nichts sehen“ und invasiv in den Lebensraum der Tiere eindringen. Vielleicht habe ich einen schlechten Tag erwischt, aber heute habe ich das Gefühl, wir haben eher letzteres getan.

Andererseits kann man natürlich argumentieren, dass ein Boot mit weniger Personen darauf die Wale auch nicht weniger gestört hätte. Geht es mir also nur um meinen eigenen Komfort? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass ich irgendwann keine Lust mehr habe, über das Deck zu laufen und mich fotografisch auf die Tiere zu stürzen.

Und die Moral von der Geschicht…

Was ist jetzt die unumstößliche Weisheit, die ich aus dieser Erfahrung ziehe? Nie mehr Whale Watching? Gentle Giants ist böse und man darf dort nicht buchen? Nein. Ich glaube, Gentle Giants ist nicht besser oder schlechter, als andere Anbieter in Húsavík. Sie haben gehalten, was sie versprochen haben. Ich habe Wale gesehen, so nah wie ich es mir nie hätte träumen lassen und konnte tolle Fotos machen. Ich schreibe jetzt einen Artikel mit den Fotos und poste diese in den sozialen Netzwerken. Das Getane zu verteufeln und anderen davon abzuraten, nachdem ich es selber gemacht habe, wäre daher nichts anderes als Heuchelei.

ABER: Ich würde das nicht nochmal buchen. Ich würde mir das nächste Mal deutlich mehr Zeit lassen bei der Recherche und einen Anbieter wählen, der nicht so nah an die Tiere heranfährt. Ich würde mich vorab besser informieren und im Zweifel auf mein Bauchgefühl hören und nicht meinem Hunger nach Erlebnissen und tollen Fotos nachgeben. Hinterher ist man eben wirklich oft schlauer. Das bedeutet aber nicht, dass ich kein Verständnis habe. Die Verlockung, diesen unglaublich beeindruckenden Tieren nahezukommen ist sehr, sehr groß und das Erlebnis tatsächlich einmalig. Aber vielleicht sollte es eben genau das auch sein und bleiben: Einmalig.

Meine 5 Tipps: Seriöse Anbieter von Whale Watching finden

Wie aber finde ich jetzt einen Anbieter, die dessen Touren die Tiere so wenig wie möglich gestört werden? Im Nachgang an die Whale Watching Tour habe ich mir ein paar Gedanken gemacht, mir Seiten von Tierschützern und Umweltverbänden angesehen. Das sind meine Ergebnisse:

1. Zertifizierungen und Lizenzen

Schau nach, ob der Whale Watching-Anbieter die erforderlichen Zertifizierungen und Lizenzen hat, um sicherzustellen, dass seine Aktivitäten den örtlichen Vorschriften und Umweltauflagen entsprechen. Prüfe auch, ob der Anbieter Mitglied in anerkannten Organisationen ist, die sich für den Schutz von Meerestieren und Umweltbelangen einsetzen.

2. Expertise des Personals

Ein qualifiziertes und geschultes Team kann dazu beitragen, sicherzustellen, dass die Walbeobachtung ethisch und respektvoll durchgeführt wird. Das Personal sollte nicht nur über fundiertes Wissen zu den Tieren verfügen, sondern auch über Verhaltensrichtlinien, um Störungen zu minimieren.

3. Umweltschutz

Frage den Anbieter nach seinem Umweltengagement und recherchiere diese auf der Website und in Bewertungen. Seriöse Unternehmen bemühen sich oft um nachhaltige Technologien, um den ökologischen Fußabdruck der Touren zu minimieren. Dies kann den Einsatz umweltfreundlicher Boote, den Verzicht auf Einwegplastik und die Einhaltung von Geschwindigkeitsbegrenzungen in der Nähe von Walen umfassen.

4. Respektvolles Verhalten

Ein verantwortungsbewusster Anbieter legt klare Verhaltensregeln für die Teilnehmer fest, um sicherzustellen, dass die Wale nicht gestört werden. Dazu gehören Mindestabstände von etwa 100 Metern zu den Tieren und das Vermeiden von lauten Geräuschen oder schnellen Manövern, die die Tiere verängstigen könnten. Wer Wale mit Booten oder Helikoptern verfolgt, kann kein guter Anbieter sein.

5. Kleine Gruppen und begrenzte Tourenzahl

Wähle Anbieter, die kleine Gruppengrößen anbieten und die Anzahl der Touren begrenzen. Dies reduziert nicht nur den Stress für die Wale, sondern ermöglicht auch eine intimere und nachhaltigere Erfahrung für dich an Bord.

Wenn das alles gegeben ist, besteht die Chance, dass die Whale Watching-Erfahrung nicht nur beeindruckend, sondern auch ethisch vertretbar ist. Respektvoller Umgang mit den Tieren und ihrer Umgebung sollte immer im Mittelpunkt dieser Aktivität stehen. Gentle Giants hat einige der Kriterien erfüllt, aber eben nicht alle. Und trotzdem bin ich froh und dankbar, dass ich die Wale so beobachten durfte, ein Privileg, das ich zu schätzen weiß!

4 Comments

  • Brigitte Wallraf

    Deine selbstkritischen Überlegungen zur Walbeobachtung fand ich gut und hilfreich. Noch besser fände ich es, wenn dieser Artikel viele Leser fände, besonders natürlich solche, die demnächst eine Walbeobachtung planen. Da ich selbt schon an einigen Beobachtungen teilgenommen habe, frage ich mich auch zunehmend, ob meine Neugier diese Annäherung rechtfertigt. Denn ich kann nicht wirklich beurteilen, wie schädlich diese Aktionen für die Wale sind. Daher danke für deine Anregungen.

    • Rosa

      Danke für dein Feedback. Ich finde es wichtig, sich immer wieder selbst zu überlegen, ob man etwas tun sollte, nur weil man es sich so sehr wünscht. Dabei soll es gar nicht um Verbote und Verzicht gehen, ich habe ja selber unterwegs gemerkt, dass ich das Ganz nicht 100% genießen konnte, auch wenn es toll war. Ich denke, mit ein bisschen Achtsamkeit und Reflexion ist schon viel gewonnen. 🙂

  • Christof

    Hallo Rosa,

    ich habe deinen Blog über deine Reise nach Island gelesen und bin total begeistert. Die Fotos von den Walen sind einfach fantastisch. Ich würde auch gerne mal nach Husavik fahren und diese majestätischen Tiere aus der Nähe sehen. Du hast einen tollen Schreibstil und machst Lust auf mehr Abenteuer. Danke für die Inspiration!

    Liebe Grüße,
    Christof

    • Rosa

      Lieber Christof,

      vielen Dank für dein positives Feedback, das freut mich total! Am Sonntag geht endlich ein neuer Island-Artikel online und wenn ich es schaffe schreibe ich auch noch einen über die Organisation der Reise allgemein.
      Dann drücke ich dir die Daumen, dass du bald nach Husavík kommst und dort auch Wale beobachten kannst! Es ist schon wirklich ein fantastisches Erlebnis. 😍

      Liebe Grüße
      Anuschka

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