Sylt mit dem E-Bike: Radtour zum Morsum-Kliff
Am zweiten Tag mit unseren E-Bikes strahlt schon wieder die Sonne vom Sylter Himmel. Wo soll es heute hingehen? Wir möchten gerne jeden Winkel der Insel erkunden und gestern ging es ja nach Süden bis nach Hörnum und zum Rantumer Vogelbecken. Heute drehen wir die Nasen nach Osten: Unser Ziel ist das Morsum-Kliff.
Zwischenstopp in Munkmarsch
Grundsätzlich ist Sylt was die Radwege angeht sehr gut ausgeschildert, an jeder Ecke findet man ein Hinweisschild, das den Weg weist. So ist es auch kein Problem ohne Karte oder Smartphone in die Pedale zu treten. Von unserem Häuschen in Wenningstedt radeln wir los, quer über die Insel, am Golfclub vorbei nach Munkmarsch. Hier lohnt sich schon ein erster Stopp in dem kleinen Hafen, der seine ganz eigene, etwas einsame Ästhetik hat.
Friedhof St. Severin und seine Geschichte
Weiter geht es an der Ostküste Sylts entlang Richtung Keitum. Kurz bevor man in den Ort kommt, findet man rechterhand den Friedhof und die Kirch St. Severin. Hier sollte man die Räder auf jeden Fall abstellen und eine kleine Runde drehen, denn sowohl Friedhof als auch Kirche haben einige spannende Geschichten zu erzählen. Die Grabsteine auf St. Severin wurden nämlich so restauriert, dass die zum Teil wirklich interessanten Inschriften wieder gut lesbar sind. Hier erfährt man jede Menge über die Keitumer und Sylter Seefahrerfamilien. Und in den Griff der Kirchentür hab ich mich absolut verguckt!
Heimatmuseum in Keitum
Nun geht es aber wirklich nach Keitum und hier machen wir Halt am Sylter Heimatmuseum. Es ist wunderschön gelegen, dahinter führt ein kleiner Pfad am Wattenmeer entlang, der aussieht, als könne man hier einen Film drehen. Im Garten des Museums lässt sich ein riesiger Walschädel bestaunen und auch der Eingang ist der Unterkieferknochen eines Finnwals.
Gebaut wurde das Haus im Jahr 1759, vom Sylter Kapitän Uwe Peters. 1908 wurde es zum Museum. Wir sind leider zu früh dran, um uns innen umzuschauen. Noch ein Grund, nochmal wieder zu kommen! Und dass das auch im März eine gute Idee ist, beweisen die unzähligen blühenden Krokusse und Schneeglöckchen, die die Wiesen und Vorgärten Keitums in einen frühlingshaften Farbenteppich verwandeln.
Das Morsum-Kliff
Von hier geht es weiter am Wattenmeer entlang, bis wir das Morsum-Kliff erreichen. Ich vermute, dass es im Morgenlicht noch schöner ausgesehen hätte, als in der Mittagssonne, aber ich möchte auch unsere vorigen Zwischenstopps nicht missen. Nun steht die Sonne jedenfalls im Zenit und bescheint das Kliff von oben. Und auch wir sehen es nur aus dieser Perspektive, denn wir haben unabsichtlich den Weg eingeschlagen, der oben entlang führt.
Nach einiger Suche finden wir aber auch den Zugang zur Küste, können am Morsum-Kliff entlang wandern und uns die verschiedenen Sedimentschichten in sattesten Farben aus der Nähe ansehen. Es ist wunderbar sonnig, aber immer noch kalt, wie das Eis auf dem Watt beweist. Nun gut, ich gebe zu, allzu vorsichtig muss man sich darauf trotzdem eigentlich nicht bewegen. 🙂
Sylt ist wirklich eine Wundertüte an Kuriositäten und besonderen Landschaften. Während mich das Gebiet um Rantum an Inuvik erinnert hat, muss ich jetzt öfter an die Ockerbrüche von Rustrel oder den Antelope Canyon denken.
Klein-Afrika
Folgt man dem Weg die Küste hinauf, so kommt man automatisch nach Klein-Afrika. Es scheint also nicht nur mir so zu gehen, dass mich Sylt an allen Ecken und Enden an andere Orte auf dieser Erde erinnert. Auch hier strahlt alles in gelb und weiß, karge Sandflächen nur unterbrochen von kleinen Gebüschen, die sich zäh in den kargen Boden krallen.
Ob es der Afrika-Bezeichnung gerecht wird, mag ich bei meiner wenigen Erfahrung mit dem Kontinent nicht sagen, klein ist es aber und so sind wir bald wieder zurück bei den Rädern. Und langsam stellt sich der Hunger ein…
Konditorei Jürgen Ingwersen
Auf zu Jürgen Ingwersen, einer hübschen Konditorei in Morsum. Um draußen zu sitzen ist es leider noch zu kalt, doch der galante Kellner führt uns in den modernen Innenraum. Hier ist es hell und luftig und wir bekommen zwei bequeme Sessel am Kamin zugewiesen. Bequem ja, man versinkt darin, ganz so praktisch um zu essen, eher nicht.
Aber das stört uns nicht, Waffel, Kuchen und Tee finden trotzdem den Weg in unsere knurrenden Mägen. Dass die schmecken ist kein Wunder, schließlich wird hier seit drei Generationen Backkunst betrieben, die Bäckerei gibt es bereits seit 1925, damals noch unter dem Namen Nielsen. Aber egal ob Ingwersen oder Nielsen, hier kann man nach einer Radtour herrlich entspannen und Kräfte für die Rückfahrt sammeln.
Wobei, ich gebe zu, mit E-Bike ist die nicht so kräftezehrend! 😀
2 Comments
Johannes
Wieder einmal sehr schön und stimmungsvoll geschrieben mit tollen Fotos. Du wirst immer besser. Da bekommt man wirklich Lust sich sofort Richtung Sylt aufzumachen. In meinem Schubladendenken hatte ich die Insel schon abgehakt. Ich dachte die Insel ist nur so eine Schicki-Micki Absteige für Reiche. Schön, dass Du meine Vorurteile relativieren konntest.
Rosa
Danke, das Lob aus deinem Mund macht mich sehr happy! 🙂 Ich hatte auch immer ein recht negatives Bild von der Insel und bin jetzt froh, dass ich sie mir trotzdem angesehen habe. Da gibt es wirklich einiges zu entdecken!