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Grönland-Reisebericht: You’re now leaving the arctic – Come back soon

Ganze vierzig Minuten habe ich geschlafen, dann klingelt der Wecker. Die letzten Stunden auf der Cape Race sind angebrochen, ich muss dringend duschen und packen. Mit allem habe ich leichte, nein, seien wir ehrlich, gravierende Koordinationsschwierigkeiten, die Folgen der letzten feuchtfröhlichen Nacht. Als ich Elke vor meiner Tür besorgt fragen höre „Did you bring her back alive?“ will ich das natürlich bestätigen, die Jungs sollen wegen mir und unseres gestrigen Abenteuers keinen Ärger bekommen. Hastig stolpere ich zur Tür, falle über meinen Koffer, lege mich auf die Fresse und fluche laut. Die Jungs vor der geschlossenen Tür lachen. „As you hear.“

Zum Frühstück kann ich nur ein Wasserglas annehmen. Ich sitze auf der Bank in der Küche und schaue Emmet und Jack zu. Die Minuten laufen runter und mir ist übel. Ich glaube, dass das zwar auch an Schlafmangel und Alkohol liegt, aber nicht nur. Das hier ist viel eher psychosomatischer Natur. Dieses Schiff verlassen zu müssen bereitet mir Übelkeit. An meinen Job zu Hause denken zu müssen macht mich verrückt. Das hier zurückzulassen, nach allem, was passiert ist. Nein. Das geht nicht. Aber es muss gehen.

Die Koffer sind schon an Land, im Hafen von Ilulissat, der erste Teil der Passagiere auch. Ich kann es nicht länger herauszögern. Eine letzte, feste Umarmung. Kim, Emmet. Dann steige ich ins Zodiac. Der Motor schreit, die Schraube rotiert, wir verlassen die Cape Race. Obwohl ich lieber heulen möchte, lächle ich die Crew an. Auf dem Pier springt Jack in das Zodiac, um es zurückzubringen. Als er ablegt fällt es mir verdammt schwer, nicht meinen Koffer reinzuwerfen und hinterherzuspringen.

Während wir auf das Taxi warten halte ich es kaum aus. Mir ist schwindelig. Ich muss mich bewegen. Rennen. Ich sprinte einmal durch den Hafen, hetze ein paar Steine hoch und werfe einen letzten Blick auf die Cape Race, die weiter draußen zwischen Eisbergen in der Sonne liegt. Auf dem blau glänzenden Polarmeer. Und wie verrückt hoffe ich, dass das nicht das Ende, sondern der Anfang ist.

4 Comments

  • Jörg Nesemann

    Moin Moin von der Ostsee …
    Im Juni 2018 werde ich meinen Traum diese Reise zu erleben beginnen ! Deine Ausführungen zu lesen machen mich schon „Heiß“ auf die Tour !
    Danke und Ahoi …

    • Rosa

      Hallo Jörg,
      das freut mich natürlich ? Dann wünsch ich dir ganz viel Spaß, Grönland ist wirklich ein Abenteuer!
      Liebe Grüße
      Anuschka

  • Fritz Reiss

    Sehr guter Reisebericht mit tollen Fotos! Frisch und so unterhaltsam geschrieben, als wäre man selbst dabeigewesen. Ich bin Pressefotograf und finde die Fotos so ausgezeichnet, dass ich sie kaum besser machen könnte.
    Aus jedem Satz merkt man Deine Freude über diese supertolle Reise. Gab es eiggentlich keine Eisbären dort, die einem gefährlich werden könnten? Jedenfalls: wunderschöne Reise und reportermässig excellent berichtet.
    Viele Grüße aus Berlin!
    Fritz

    • Rosa

      Hallo Fritz,
      wie schön, dass du auf meinen Blog gefunden hast und dir der Grönland-Reisebericht gefallen hat! Ich war dieses Jahr nochmals dort und schreibe auch darüber, die Artikel findest du auf der Startseite, wenn du magst. Danke auch für das Lob der Fotos, das bedeutet mir viel, gerade von jemandem, der Fotografieren beruflich betreibt.
      Was die Eisbären angeht, vor denen waren wir sicher, die halten sich fast ausschließlich auf der anderen Seite Grönlands an der Ostküste auf. Wobei es mein absoluter Traum wäre, mal welche zu beobachten.:)
      Liebe Grüße
      Anuschka

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