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Wandern auf dem South West Coast Path: Von Tintagel zum Pentargon Waterfall

Meine Reise nach Cornwall und ein Besuch auf Tintagel spuken schon seit vielen Jahren durch mein Hirn und als sie endlich Wirklichkeit werden, da weiß ich schon nach unser ersten Wanderung auf dem South West Coast Path: Das Warten hat sich gelohnt.

Cornwall ist wunderschön und mit dem Küstenpfad bietet es einen fantastischen Wanderweg voller Bequemlichkeiten. Er ist sehr gut beschildert, aber auch wenn das nicht der Fall wäre, kann man es kaum schaffen, sich zu verlaufen. An vielen Orten gibt es Parkplätze, an denen man das Auto stehen lassen und später mit dem Bus zurückfahren kann. Und das Allerwichtigste: Hinter jeder Kehre des Weges wartet eine neue atemberaubende Landschaft!

Ein besonders schöner Abschnitt befindet sich an der Nordküste und führt von Tintagel über das Rocky Valley und Boscastle bis zum Pentargon Waterfall.

Tintagel – Geburtsort von König Artus

Man startet im kleinen Dorf Tintagel und um später Zugang zu der Burgruine zu haben, muss man hier ein Ticket kaufen, das 19 £ pro Person kostet. Es ist recht teuer, aber ich bin gerne bereit, diesen Betrag zu zahlen, wenn damit dieses Kleinod Cornwalls erhalten werden kann. Wem es reicht Tintagel etwas aus der Ferne zu bewundern, der kann das aber auch umsonst tun. Nur an König Artus kommt man dann nicht ran.

Dessen Statue thront nämlich majestätisch über der Küste: Den Blick auf’s Land gerichtet, die See im Rücken stützt er sich auf Excalibur. Wie um seine nebelhafte Existenz zu verdeutlichen, ist er da und doch nicht wirklich, denn die Statue ist nicht massiv, sondern durchbrochen.

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Abgesehen vom König ist aber auch die Insel selbst ein absolutes Highlight. Über eine Hängebrücke gelangt man dorthin und kann hier die Mauerreste aus längst vergangenen Zeiten bestaunen. Die Küste hier ist ebenfalls ein Juwel Cornwalls, mit ihren Buchten und steilen Kliffs.

Und wenn man viel Glück hat, so wie wir, dann entdeckt man vielleicht tief unten einen grauen Stein im Wasser, der sich zu bewegen scheint. Und wenn man dann ganz genau hinsieht, entpuppt sich dieser Stein als grauer Seehund, der auf den Wellen dümpelt und uns verschlafen anblinzelt.

So lange habe ich von Tintagel geträumt, in der 12. Klasse (lang, lang ist’s her) habe ich sogar meine Facharbeit über den Sagenkönig Britanniens geschrieben. Und diese Arbeit hat später dazu geführt, dass ich mich entschieden habe, Geschichte zu studieren. Das Studium liegt nun auch schon ein paar Jahre hinter mir, die Faszination hat aber nie nachgelassen. Hier stehe ich nun, an diesem wilden Ort an Englands Küste und wandle auf den historischen Spuren längst vergangener Zeiten.

Dass König Artus in der Form, wie wir ihn aus den Geschichten kennen, wohl nicht wirklich hier gewirkt hat, tut der epischen Atmosphäre übrigens keinen Abbruch.

Nach Norden Richtung Bossiney und Benoath Cove

Wir wenden uns nun nach Norden, Richtung Barras Nose, und beginnen unsere Wanderung auf dem South West Coast Path. Dabei folgen wir den Wegweisern, die stets eine Eichel oder Eichenlaub zeigen. Vorbei geht es an den North Tintagel Boulders und der vorgelagerten Insel The Sisters bis zu Bossiney Cove.

Diese kleine , malerische Bucht gibt uns einen Vorgeschmack, auf das, was uns noch so oft in Cornwall erwarten wird. Kleine, weiße Sandstrände, die sich zwischen raue, steinige Klippen schmiegen, auf denen es grünt und blüht. Und immer das anbrandende Meer, türkisleuchtend im Sonnenlicht, gekrönt vom weißen Wellenschaum, der sich in der auflandigen Brise vom Atlantik kräuselt.

Etwas weitläufiger ist die folgende Bucht, Benoath Cove. Hier tummeln sich sogar ein paar mutige Surfer in Neoprenanzügen in der kalten Gischt. Wir rasten auf einem Felsen, der alles überblickt und den sich kein Künstler oder Märchenerzähler schöner hätte ausdenken können.

Es ist friedlich hier und obwohl es tolles Wetter ist Ende Juni, sind wir fast immer allein auf unserem schmalen Wanderweg. Mal trifft man eine Möwe, die sich vom Auf und ab eines besonders stürmischen Segelflugs erholt, vielleicht auch mal eine Herde Schafe. Aber meist kann man den South West Coast Path ganz für sich genießen.

Rocky Valley – Grüne Oase an der Küste

Ein ganz besonderes Highlight dieser Wanderung ist für mich das Rocky Valley, in das wir kurz darauf hinabsteigen. Das Grün ist hier so üppig und satt, getränkt von einem schnell dahinplätschernden Flüsschen, dem Trevillet, der immer wieder zwischen der wuchernden Vegetation verschwindet.

Zwischen dem Grün und in herrlichem Kontrast erheben sich die grau-schwarzen Schieferwände, an manchen Stellen bis zu 70 Meter hoch. Das Tal ist so volle Leben und Energie, dass einem der erneute Aufstieg beinahe mühelos vorkommt.

Ich denke hier viel an eine Szene aus dem Buch und Film Wild, in der die Protagonistin nach vielen Meilen Wanderns auf dem PCT das grüne Oregon erreicht. Dort trifft sie einen Jungen, der ihr das Lied Red River Valley vorsingt und sie damit zu Tränen rührt. Mich übrigens auch.

Überraschung an der Boscastle Coastwatch Station

Wir passieren Ladie’s Window und Grower Rock und bald darauf kommt auf einer der vor uns liegenden Klippen ein eckiges, weißes Gebäude in Sicht. Die Satellitenaufnahmen von Google verraten mir, dass es sich um eine Station der Boscastle Küstenwache handelt, Willapark genannt.

Und je näher wir kommen, desto deutlicher heben sich die Umrisse eines Tieres auf der Küste vor dem Turm ab. Erst denke ich, es wäre ein Hund, aber dann bin ich sicher: Da steht ein Pferd!

Der weiße Turm erinnert aus der Ferne an eine kleine mexikanische Kapelle und sofort vergaloppiert sich mein Hirn in Cowboy-Fantasien. Aber Cowboys hier in Cornwall? Und warum reiten die zur Küstenwache? Glücklicherweise lässt sich das Rätsel klären.

Es handelt sich um zwei mehr oder weniger wild lebende Pferde, die dem National Trust gehören und auf der Halbinsel herumstreifen, wie sie lustig sind. Als ich bei der Küstenwache nach weiteren Informationen frage, gibt mir eine ältere Lady breitwillig und lächelnd diese Auskunft. Und ob man sie wohl streicheln könne? Ja, das ginge, das seien sie gewohnt, aber dennoch würden sie manchmal beißen oder treten, ich solle mir das also gut überlegen. Und wenn ich einen Apfel hätte, müsste ich den entweder gut verstecken oder bereit sein, um ihn zu kämpfen, fügt sie lachend hinzu.

Zwar habe ich keinen Apfel und hätte ich einen, so würde ich das Obst breitwillig opfern um die samtigen Pferdenüstern auf der Hand zu spüren. Doch einen Tritt möchte ich nun doch nicht an unserem ersten richtigen Tag in Cornwall riskieren.

So robbe ich also vorsichtig näher an die Tiere heran, von dem sich erst eins, dann beide zum Dösen ins kurze Gras legen. Ich möchte sie nicht stören, ihnen aber dennoch nahe sein. Mit ihnen zusammen genieße ich diesen friedlichen Moment. Und bin dankbar für die vielen Tierbeobachtungen, die wir schon am ersten Tag unserer Wanderung machen durften.

Malerisches Fischerdorf Boscastle

Von hier sind es nur noch wenige Windungen auf dem South west Coast Path bis zum kleinen Ort Boscastle. Hier könnte man nun wunderbar das Ende der Wanderung einläuten und den Ort erkunden, aber ich habe noch einen weiteren Punkt auf der Liste, den Pentargon Waterfall.

Nichtsdestotrotz steigen wir hier natürlich hinab, denn so führt uns der Pfad nun mal. Auf dem Weg nach Boscastle treffen wir einen älteren Herrn wieder, der uns schon am Turm der Küstenwache gegrüßt und mit uns geplaudert hat. Hätte ich vorab versucht, mir einen englischen Gentleman vorzustellen, der auf dem Pfad spazieren geht, er wäre doch nicht so perfekt gewesen wie diese Inkarnation britischen Landlebens.

Er trägt Knickerbocker und Wollstrümpfe, eine Weste aus Tweed, Schiebermütze und Stock. Dazu sagt er Dinge wie „lovely“, „Ladies“ und „Thank you, my dear“. Ganz ehrlich, hat jemand Cornwall Bescheid gesagt, dass wir kommen und alles nach unseren Wünschen vorbereitet?

Boscastle selbst ist ein ebenso pittoreskes Fleckchen, wie es die Reiseführer versprochen haben, aber wie schon erwähnt besuchen wir weder das Museum of Witchcraft and Magic, noch verweilen wir in dem Hafen, in den langsam die Flut steigt. Stattdessen wandern wir noch eine Meile weiter bis zu dem Wasserfall.

Endlich ein bisschen Mittelmäßigkeit: Der Pentargon Waterfall

Der ist dann ehrlicherweise endlich mal nicht mit Superlativen zu beschreiben, sondern eher ein ganz realistischer, wenig spektakulärer Anblick. Leider kann man auch nicht besonders nah an ihn heran, so dass wir an diesem Punkt beschließen, den South West Coast Path zu verlassen und auf schneller Strecke querfeldein zurück nach Boscastle zu laufen.

Gegenüber vom Cobweb Inn, praktisch nicht zu verfehlen, wenn man von Norden kommt, liegt die Bushaltestelle, an der die Linie 95 fährt und die uns rasant zurück nach Tintagel bringt. Innerhalb von 15 Minuten schmelzen die in Stunden erwanderten Kilometer dahin, während die Landmarke des weithin sichtbaren Camelot Castle Hotel wieder näher rückt.

So endet unsere erste Wanderung auf dem Küstenpfad, aber unsere Reise durch Cornwall hat gerade erst begonnen. Und zwar mit einem Paukenschlag an Schönheit, Wildheit und Freiheit. Endlich.

7 Comments

  • Tommy

    Dein Bericht hat mein Interesse an diesem Path geweckt, nicht nur wegen den tollen Fotos, sondern auch wegen der Geschichte des Weges. Als großer Fan des filmes King Arthur, ist es eigentlich ein muss dort einmal Wandern zu gehen.

    LG
    Tommy

    • Rosa

      Hey Tommy, erstmal danke für den lustigen Tag gestern! Und weißt du was? Am South West Coast Path gibt es megatolle Campingplätze direkt mit Blick aufs Meer! Vielleicht aus dem Dachzelt? 😉
      Liebe Grüße
      Anuschka

      • Tommy

        Ich habe zu danken für den tollen gestrigen Tag 😊 du wirst es nicht glauben, mein Kopf ist wie verrückt am Arbeiten was das Dachzelt angeht 😅 in England und Schottland macht mir nur der Linksverkehr etwas sorgen.
        Mein Traum wäre ja Schottland als Road Trip, wäre da nicht der Linksverkehr.
        Ach da fällt mir Grade etwas sein, wie heißt der Tisch denn du gestern da hattest ?
        Viel Spaß und Erfolg Heute bei deinem Vortrag.

        Liebe Grüße
        Tommy

        • Rosa

          Ganz ehrlich, ich hatte auch Schiss, aber man gewöhnt sich total schnell dran! Wenn ich heut Abend zu Hause bin, schick ich dir einfach mal die Bestellung von den Campingmöbeln, dann hast du die Namen 😀

  • Brigitte Wallraf

    Ganz schön gefährlich, was du da machst. Denn jetzt ist es wieder da, das Reisefieber. Und das hast du mit deinem Bericht über Cornwall geschafft. Was für eine Landschaft! Wann übernimmst du die Reiseleitung? Wir wandern dir einfach hinterher.

    • Rosa

      Vielleicht biete ich bald auch Reiseplanung an! 😀 Wobei Cornwall es einem da sehr einfach macht! Ich glaube, man muss nur seine Füße auf den Küstenpfad setzen und schon erwarten einen Wunder und Abenteuer. Und ja, das ist ganz schön gefährlich, macht süchtig!

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