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Mein Expeditionsmobil: Der Suzuki Jimny

Es ist soweit. Ich kaufe mein erstes, eigenes Auto. Solange ich in der Kölner Südstadt gelebt und in Bonn gearbeitet habe, brauchte ich kein Auto: Ich bin mit dem Zug zur Arbeit gependelt und konnte auch alles andere per Fahrrad oder Bahn erledigen. Mit dem Umzug nach Bielefeld und der Arbeitsstelle in Bad Salzuflen war aber klar, ich brauche einen fahrbaren Untersatz.

Seit sich Freunde und Familie in 200km Entfernung befinden, ist der Wunsch danach und der damit verbundenen Unabhängigkeit eh groß. Durch die Stornierung unserer großen Arktisreise habe ich auch das nötige Kapital. Und als ich mich letztes Jahr zum ersten Mal ernsthaft mit dem Gedanken beschäftigt habe, hatte ich bald mein Herz verloren. Das Objekt der Begierde: Ein Suzuki Jimny.

Nun könnte man zurecht sagen: Ein Geländewagen? Um zur Arbeit zu fahren? Echt jetzt??? Die Umwelt mit einem eigenen Auto belasten und dann auch noch mit so einem? Ich habe lange überlegt, ich habe das Für und Wider abgewogen. Ein Jimny ist winzig, er hat kaum Stauraum. Er ist nicht unbedingt verbrauchsarm. Bei den momentanen unglaublichen Preisen für Jimnys werde ich mir nur ein uraltes Modell ohne jeglichen Luxus oder technische Spielereien leisten können. Ein Jimny ist laut und unbequem. Den Allrad-Antrieb werde ich im Alltag kaum brauchen. Mit seinen 83 PS ist er beileibe kein Rennauto, bergauf sind kaum 100kmh drin. Es gibt also viel, was dagegen spricht.

Aber…

Aber ich will dieses Auto. Es passt zu mir. Ich kann es zu meinem eigenen Expeditionsmobil umbauen. Die hintere Sitzbank kommt raus, eine kleine Ladefläche rein, ein Dachzelt obendrauf! Je weniger technischer Schnickschnack, desto weniger kann kaputt gehen. Er hat maximal einen CD-Player, aber hey, wozu gibt es Transmitter? Und immerhin ist er nicht ganz so spartanisch wie der Lada Taiga, der mir auch gefällt. Er verbraucht längst nicht so viel wie ein alter Cherokee. Sehe ich mich in einem Corsa, einem Fiesta, einem Twingo? Nein. In einem sportlichen Wagen? Definitiv nicht. Klar ist ein schnelles Auto nett, aber brauche ich das wirklich? Nein.

Brauche ich einen Jimny?

Ja.

Damit nach all dem Mist endlich mal etwas Gutes passiert, worüber ich mich freue, mit dem ich mich beschäftigen kann. Was meine Abenteuerlust wieder weckt. Mit dem ich all die Roadtrips machen kann, von denen ich träume. Skandinavien, Slowenien, Österreich.

Und wie es das Schicksal so will… Kaum ist mein Freund ein paar Tage aus dem Einsatz zurück, setzt er sich an den Laptop, haut meine gewünschten Suchparameter in die Tasten und präsentiert mir kurz darauf seinen Fund: Ein jägergrüner Jimny, BJ 2003, kein Cabrio, Benziner, Klimaanlage, TÜV neu, HU neu und erst 87 000km gelaufen. Preislich etwas drüber, aber na gut. Und er steht im erreichbaren Radevormwald.

Ich verfalle in Schockstarre. Diese Verantwortung. Diese Entscheidung. Die Contra-Argumente…Mein Freund nimmt das Telefon, ruft den Händler an und macht einen Termin für den nächsten Tag aus.

Mit einem etwas mulmigem Gefühl betreten wir den Hof, der voller Jimnys, Samurais und dem ein oder anderen Yeti steht. In der hinteren Ecke finden wir „unseren“ Jimny. Sofern uns als Laien möglich, testen wir ihn auf Herz und Nieren. Es scheint alles zu funktionieren, aber da der Unterboden frisch versiegelt ist, wissen wir nicht, ob sich darunter nicht böse Überraschungen verbergen. Der Jimny wird zwar über einen Händler verkauft, aber letztlich aus privater Hand, sprich: keine Gewährleistung, keine Garantie. Wir bekommen spontan keinen Termin, um ihn in einer Werkstatt durchchecken zu lassen.

Kriegsrat im Kofferraum des Fords meines Freundes: Und jetzt?

„Was und jetzt, Anuschka? Seit einem Jahr erzählst du mir von diesem Auto. Hier ist er, dein Traumwagen. Alles stimmt. Ein Restrisiko gibt es immer, Autos gehen kaputt. Das ist so.“

„Aber, aber, aber…was, wenn er auseinander fällt? Was, wenn das eine ganz dumme Idee ist? Was wenn ich einen großen Fehler mache? Das ganze Geld…Ich…Vielleicht wäre es vernünftiger, doch einen günstigen Kleinwagen zu kaufen, der weniger verbraucht.“

„Und ihn dann hassen und auf immer dem Jimny hinterhertrauern? Nix da. Du kaufst den jetzt.“

Tja, manchmal muss man zu seinem Glück gezwungen werden. Oder zumindest in die richtige Richtung geschubst. Also versuche ich meine Bank dazu zu überreden, mir das Geld (das ja mir gehört) rauszurücken, damit ich das Auto bezahlen kann. Wollen die nicht. Na gut, wäre doch gelacht. Mit einer kruden Mischung aus Onlineüberweisung und Barzahlung erreicht den Händler schließlich mein Geld und ich unterschreibe den Vertrag. Mit zitternden Fingern.

Jetzt heißt es: Autoversicherung abschließen, Nummernschilder aussuchen und prägen lassen und dann ab zur Zulassungsstelle. Das klappt alles reibungslos, da der Autohändler aber zwischenzeitlich in Urlaub gefahren ist, muss ich einen Monat warten, bis ich den Jimny holen kann. An einem Montag ist es dann soweit.

Meine Angst, dass eine Flutwelle den kleinen Waldmeister mitgenommen hat, erweist sich Gott sei Dank als unbegründet. Als ich bang den Händler am Telefon frage, ob wir ihn holen können, oder ob ihm was passiert ist, kommt nur: „Nee nee, der is noch da. Sin doch he am Hang! Isch kros den ma raus.“

Und ich nehm ihn mit nach Haus.

4 Comments

  • Frank Kratz

    Hallo Anuschka,
    Das ist doch ein richtig schönes Auto. Da wirst Du sicher einige Jahre Freude mit haben.
    Ich wünsche Dir allzeit gute Fahrt.
    Segeln und Kotzen auf der Ostsee war ein herrlicher Bericht. Ich mußte so lachen.
    Viele Grüße in die Stadt die es eigentlich ja nicht gibt. Lach.
    Der Frank

    • Rosa

      Lieber Frank,
      das hoffe ich sehr und danke für die guten Wünsche. Ich bin mal gespannt, wie er sich auf seinem ersten Roadtrip machen wird. Aber das wird wohl noch ein bisschen dauern.
      Und schön, dass dir der Ostsee-Bericht gefallen hat. Ich bin auch froh, dass ich das Erlebnis mit Humor nehmen kann! Und wer weiß, vielleicht entdecke ich ja doch noch irgendwann meine Seetauglichkeit.
      Ich sende dir liebste grüße aus der Stadt, die es nicht gibt!
      Anuschka

  • Lisa Schmidt

    Danke für diesen schönen Artikel und die zauberhaften Bilder. Ich habe mir auch einen Suzuki Jimny geholt und bin verliebt. Ich hatte letztens schon einen Schock als dieser nicht mehr angesprungen ist, aber meine Werkstatt hat ihn wieder auf Vordermann gebracht. Eine tolle Idee, mit diesem Roadtrips zu machen, gerade Skandinazien reizt mich auch sehr.

    • Rosa

      Ja, die Angst gehört wohl irgendwie ein bisschen dazu, wenn man sein Herz an einen Jimny verliert! 😀 Aber ich bin auch einfach nur happy, ihn zu haben. Und auf Skandinavien mit ihm freu ich mich wie verrückt!

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