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Pleiten, Pech & Pannen: Fortbewegung in Wales

achysywych…

Mein Freund und ich starren auf den Parkautomaten. “Hat der uns gerade Arschloch genannt? Ich fühle mich irgendwie beleidigt…”

Unser Roadtrip durch Wales war, das kann man durchaus sagen, ein voller Erfolg. Er war anstrengend, abwechslungsreich, schön, entspannt, aufregend und definitiv ein Erlebnis. Auf seine Art und Weise war er perfekt. Und damit meine ich nicht, dass alles immer reibungslos lief, denn ich und die walisischen Vehikel scheinen doch auf Kriegsfuß miteinander zu stehen. Aber fangen wir am Anfang an…

Nachdem unser Reiseziel feststand, hieß es sich um einen fahrbaren Untersatz zu bemühen, denn ohne wird ein Roadtrip dann doch schnell arg laufintensiv. Wir hatten das Glück uns den Wagen von Freunden aus Bristol leihen zu können, allerdings war es recht teuer, zusätzliche Fahrer zu versichern, sodass mein Freund relativ schnell entschied, dass es aufgrund seiner größeren Routine sinnvoll sei, dass nur er führe.

Im ersten Moment war ich etwas pikiert. Im Nachhinein bin ich einfach nur froh. Denn so schön Wales ist, die Ortsnamen mit frappierendem Vokalmangel, die Zustände der Landstraßen, die Spurbreite, die enorme Liebe zu verwirrenden Kreisverkehren und nicht zuletzt die Schlaglöcher in Ausmaßen von Planschbecken haben mich nachhaltig beeindruckt. Und nicht nur mich, sondern auch unser armes, geliehenes Auto.

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Nachdem mein Freund sich einigermaßen mit dem Linksverkehr vertraut gemacht hatte (Ich musste ihn tatsächlich nur einmal daran erinnern. Das lief in etwa so: “Äh, da! Autos! Links! Also wir sind rechts! Falsche Spur! Rüber!” “Sag beim nächsten mal einfach Linksverkehr.”), starteten wir Richtung Westen. In Cardiff, unserem ersten Halt hatten wir dann das Vergnügen mit dem Parkautomaten. Erstens sprach dieser leider walisisch mit uns (Okay, unsere Schuld, wir hatten verpeilt auf Englisch umzustellen.), zudem verfolgte er das mir bis dato unbekannte Konzept der Kennzeichenaufnahme. Schön blöd, im strömenden Regen zum Auto zurücklaufen zu müssen, um sich das Kennzeichen zu merken und dann wieder zurück zu einem Automaten der einen beschimpft, während die anderen Wartenden langsam ungeduldig und immer nasser werden.

Nach Cardiff inklusive Burg, einem Tagesordnungspunkt meines Freundes, stand mein Wunsch nach Natur auf dem Programm und es sollte zur Three Cliffs Bay gehen. Stattdessen ging es aber ohne Umschweife in das Intro eines Horrorfilms. Auf einer engen Landstraße mit besagten schmalen Spuren und Gegenverkehr rumpelten wir durch ein harmlos aussehendes Schlagloch, das sich als tückisch erwies – linker vorderer Reifen platt. Wir rollten auf die nächste Möglichkeit zum Anhalten zu: Eine kleine Einfahrt mit etwas verfallenem Torhaus und efeuumranktem Gitter. Ein Schild verkündete “Kilvrough Manor”. Wäre es dunkel gewesen und das Tor wie von Geisterhand aufgeschwungen, mich hätt’s nicht überrascht.

Es passierte aber… nichts. Und so machten wir uns auf die Suche nach Wagenheber und Radkreuz. Da die nicht da waren, blieb uns nur, den Pannendienst zu verständigen. Wir Füchse, gut, dass wir in der Versicherung waren. Der freundliche Pannenhelfer kam dann auch schneller als erwartet und ruck zuck war das Ersatzrad montiert. Als er fragte, wo wir denn hinwollten, mühte ich mich mit dem Ortsnamen “Llangwmn” ab. Obwohl es geklungen haben muss als würde ich versuchen, mich mit geschlossenen Lippen zu übergeben, hat er wohl verstanden, denn er lachte und sagte nur: “Yeah, welcome to Wales!”

Ab da lief es sehr gut mit unserem Auto, allerdings musste es auch noch einige Bewährungsproben über sich ergehen lassen. Das Navi, das zwar versuchte deutsch zu sprechen, allerdings nur englisch konnte (“Biggen Si ereckts ääääpp!”) entschied sich, bei Ortsnamen wie “Waunfawr” schlichtweg zu streiken. Daher versuchte ich es zum Teil über mein Handy mit Google Maps.

Aber auch das war nicht immer präzise. Und so musste ich für meine Missweisung bezahlen, indem ich zitternd durch einen aufkommenden Sturm lief und den kleinen Ford rückwärts über den Feldweg zurücklotste, auf den ich ihn unvorsichtigerwiese navigiert hatte. Die Dame, die ihr Pferd auf der angrenzenden Weide versorgte, schaute uns recht vergnügt zu, während ich mich bemühte, nicht in eine der knietiefen Pfützen zu fallen und das Auto um selbige herumzulenken. Erkenntnis: Ich habe wenig bis kein Talent im Einweisen. Die Pferdefrau war aber gut unterhalten und ich dankbar für meinen tiefenentspannten Freund.

Bis auf ein kleines Problem mit dem Kühlwasser war unsere Beziehung zum Auto ab da tadellos. Dafür musste ich mich mit Enttäuschungen andere Verkehrsmittel betreffend abfinden.

Der Snowdon/Yr Wyddfa ist der höchste Berg Wales’ und seine Besteigung steht schon lange auf meiner Bucket-List. Nein, um korrekt zu sein steht da eigentlich noch etwas anderes, nämlich die Abfahrt mit der Snowdon Mountain Railway, der einzigen Zahnradbahn Großbritanniens. Eine kleine rote Dampflokomotive, sozusagen ein Miniatur-Hogwarts-Express…hach.

Mein genialer Plan sah daher vor, eine richtig schwere Route für den Aufstieg auf den knapp 1100m hohen Berg zu wählen, um dann nach den Strapazen  gemütlich runterzuzockeln.

Mein genialer Plan erwies sich als nicht so genial.

Denn als wir nach einer steilen Kletterpartie, die mein Freund in einem Wahnsinnstempo hinlegte und die mich fast am Herzkasper sterben ließ, oben ankamen, fiel mir doch so ziemlich alles aus dem Gesicht. Ich Otto hätte ja mal nachlesen können, dass die Bahn im April gar nicht bis zum Gipfel fährt. Ich war einfach davon ausgegangen, dass das ja wohl Saison wäre. Tja, Pustekuchen, da machste nix. Oder eben doch, nämlich zu Fuß 1100m wieder runter gehen.

Neben den Schienen.

Wenigstens war es da nicht so steil.

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Für entgangene Vergnügungen wollte ich mich dann in Llandudno entschädigen. In dem aus der Zeit gefallenen Seebad mit seinem altmodischen Pier und aufpolierter, viktorianischer Strandpromenade erholten wir uns von unserem Gewaltmarsch am Vortag. Und wie ich so auf der Bank in der Sonne liege, was erblickt mein Auge da? Kleine, nette Seilbahngondeln, die unermüdlich den Hügel vor der Stadt hochruckeln. Wäre ich eine Katze, ich hätte mit dem Schwanz geschlagen und geschnurrt. Stattdessen zwang ich meinen Freund sein Bier auszutrinken und schleifte ihn über den Pier zur Seilbahn. Nur um auf halbem Weg von einer netten Dame darauf hingewisen zu werden, dass diese nun wegen des aufkommenden Windes schließe. Wäre ich eine Katze, ich hätte gefaucht.

Aber was soll ich sagen? Ohne all diese kleinen Pannen wäre Wales längst nicht so lustig und spannend gewesen und gerade solche Geschichten machen eine Reise doch persönlich. Außerdem sind sie ganz hervorragend dazu geeignet, den eigenen Partner noch besser kennenzulernen. 😀

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