Rentiere Schneemobil Finnland Inari See

Eine Woche in Finnisch Lappland: Die Rentierherden vom Inari-See

So richtig fassen kann ich es noch nicht. Ich bin da, am Inari-See. 300 Kilometer nördlich des Polarkreises. Eine ganze Woche in einer Welt aus Schnee und Eis, einer Welt, die ich schon immer sehen wollte. Wir stehen an der Rezeption des Nellim Wilderness Hotels und ich drehe mich immer noch ungläubig im Kreis. Elegant wische ich mit meinem Rucksack die Deko von der Wand. Guter Anfang!

Auf zu den Rentieren!

Nach einem leckeren Essen und einer kuscheligen Nacht in unserer eigenen Blockhütte erwartet uns heute unser erstes Polarabenteuer: Wir begleiten den Rentierhirten Hannu Pekka auf seinem täglichen Arbeitsgang. Okay, klar, die Hälfte davon ist Show für uns Touris. Aber ganz ehrlich, das macht überhaupt nichts. Ich bin sowas von bereit, mich begeistern zu lassen! Und besonders für rentiere!

Zuerst lernen wir, mit den Schneemobilen zu fahren. Markku weist uns ein, zeigt uns, wie man den Motor startet, Gas gibt und die Handheizung einschaltet. Nach ein paar Übungsrunden auf dem See geht es los. Ich halte mich für ein Naturtalent!

Wir fahren zu den „Reindeer Enclosures“, großen Holzgehegen, in denen die Rentiere einmal im Jahr zusammengetrieben werden. Dann werden sie gezählt und den Jungtieren die Ohrmarkierungen gesetzt, an denen der Hirte seine Rentiere erkennt. In Lappland laufen etwa 260 000 davon frei herum, Hannu Pekka gehören 6000.

Sooo sehen die Ohrmarkierungen aus!
Sooo sehen die Ohrmarkierungen aus!

Ohrmarkierungen und Ganzkörperverwertung der Rentiere

Er zeigt uns, wie seine Markierung aussieht: Das Ohr wird an beiden Enden oval eingekerbt, an der Unterseite eine Spitze und ein Kreis herausgeschnitten. Auuuuutsch! Jeder der samischen Hirten hat seine eigene Musterkombination. Mir erscheint das Markieren grausam, so bin ich halt. Doch uns wird versichert, dass die Hirten so versiert in dieser Kunst sind, dass sie nur wenige Sekunden brauchen. Na hoffentlich…

Von den Rentieren wird fast alles verwertet, Fleisch, Fell, Knochen und Horn. Nur 20% sind Abfall. Die Kälber sind besonders im ersten Jahr stark gefährdet, nur 30% überleben. Ihre Feinde sind Bären und Wölfe, aber auch Vielfraße und diese sind mit Abstand am gefährlichsten. Das liegt daran, dass diese Viecher wohl nicht ganz zugehört haben, als Mutter Natur die schöne Regel „Nimm nur was du brauchst!“ aufstellte. Im Gegenteil, Vielfraße geraten manchmal in einen Blutrausch und mähen alles nieder, einfach aus Spaß an der Freud‘. Sehr sympathisch.

Jetzt aber genug der öden Theorie, nun wird was handfestes gelernt. Wir werfen Lasso! Nicht auf Rentiere, die hätten da wohl bei 20 Touristen verständlicherweise keine Lust, sondern auf ein Geweih. Hat auch den Vorteil, dass es sich nicht bewegt. Hilft aber nix, ich treff trotzdem nicht. Nachdem wir jetzt so gut vorbereitet sind, würden wir die Rentiere natürlich gerne auch sehen. Eigentlich laufen die ja frei rum, aber es gibt ein paar Alte und äh, Bedürftige, die Hannu Pekka gemeinsam hält, und die fahren wir jetzt besuchen.

Und die dürfen wir sogar füttern und betatschen. Ich bin im siebten Rentierhimmel!

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Man beachte bitte diese unglaublich süße Nase!
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Eislochangeln – Oder: Ich würde wohl verhungern

Aber der Tag ist noch nicht vorbei, ein Highlight jagt hier das nächste! Nach dem Rentier-Tätscheln versuchen wir uns jetzt noch am Eislochangeln: Mit einer großen Schraube ein Loch reinbohren und sich mit einer winzigen Angel davor hocken. Ab und zu die Angel bewegen, damit der Köder nicht so tot wirkt, wie er ist. Hannu Pekka kontrolliert derweil die von ihm ausgelegten Netze und kann uns auch tatsächlich einen Fang präsentieren. Wir bleiben erfolglos, was mir aber auch ganz recht ist. Hab’s ja nicht so mit dem Tiere töten.

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“Schon was gefangen?” “Nee, du?” “Nee.”

Sonnenuntergang, Dinner und Aurora-Camp

Unter einem rosafarbenen Himmel geht es zurück zur Haupthütte, wo ein herrlich deftiges Abendessen auf uns wartet. Und wer nun denkt: “Jetzt ist es aber mal gut!” , der irrt. Später abends werden wir in großen Schlitten ins Aurora-Camp gezogen. Im Camp gibt es ein Lagerfeuer und Felle zum reinkuscheln. Obwohl jedem Depp bei dem bewölkten Himmel klar sein muss, dass wir hier nix sehen werden, warten wir und lauschen den Geschichten der Guides. Einer sagt, dass die Nordlichter erscheinen wenn man pfeift. Ich pfeife aus voller Lunge. Der Guide erzählt weiter, dass eine andere Legende besagt, dass, wenn man pfeift, die Lichter kommen und einem die Haare abfackeln. Ups.

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Begleitet mich auch an den anderen Tagen auf meinen Abenteuern in Finnisch Lappland, die es demnächst hier zu lesen gibt!

Wie es weitergeht: Mit dem Schneemobil über das Eis // Die Nordlichter // Schneeschuhwandern // Mit den Schlittenhunden unterwegs // Die Nordlichter Reloaded // Auf Langlaufski durch den Wald // Ein Ende, das ein Anfang ist

Bis bald und gute Reise!

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