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Expeditionskreuzfahrt Grönland: An Bord der MV Sea Spirit

Im Juli 2022 passiert eines der schönsten Dinge meines Lebens: Ich gewinne eine Expeditionskreuzfahrt in die Arktis, entlang der Westküste Grönlands. Veranstalter der Reise ist Poseidon Expeditions und das Traumschiff, dass mich an all die schönen Orte wie Narsaq, Paamiut und Sisimiut bringen soll, ist die MV Sea Spirit.

Ich möchte euch in den kommenden Wochen von der Reise berichten und auch von einem ganz besonderen Ereignis, das auf diesem Schiff stattgefunden hat.

Zuerst aber möchte ich ein bisschen über dieses fantastische Schiff selbst erzählen. Wer schon mal an Bord war, wird sich wie zu Hause fühlen, und wer überlegt, eines Tages an Bord zu gehen, dem werde ich mit diesem Erfahrungsbericht hoffentlich eine Entscheidungshilfe liefern können.

Die MV Sea Spirit

Kreuzfahrtschiff – das ist ja eher ein Vehikel, mit dem ich persönlich nicht so wahnsinnig viel anfangen kann. Das liegt aber auch daran, was ich mir klischeehaft darunter vorstelle: Riesige Pötte mit bis zu 7.000 Passagieren, Shopping Malls und Restaurantmeilen, Dauerbespaßung und Poollandschaft.

Dass es auch anders geht, habe ich schon 2017 an Bord der Cape Race erlebt, auf meiner ersten Kreuzfahrt in die Arktis. An Bord dieses Schiffes haben nur 12 Passagiere Platz und die Reise war für mich lebensverändernd schön.

Daher habe ich auch davon geträumt, noch einmal mit dem Schiff nach Grönland zurückzukehren, aber bitte nicht auf einem Riesenkahn. Doch es gibt ja auch Anbieter mit kleineren Schiffen und eins davon ist die MV Sea Spirit. Sie bietet 114 Passagieren Platz und kann damit fast schon als familiär gelten. Die Sea Spirit ist hauptsächlich in polaren Regionen unterwegs, sie fährt unter der Flagge von Madeira, ist 91 Meter lang und 16 Meter breit.

Titanic statt 90er-Chic: Ausstattung der Mv Sea Spirit

Aus lauter Neugier habe ich mir mal Kabinen auf einer AIDA angeschaut – und war entsetzt. Ein neonbunter Teppich in pink und grün, dazu Möbel in Buchefurnier wie aus den 90ern. Und das waren sogar die teuersten Kabinen, die man buchen konnte. Versteht mich nicht falsch, ich will wirklich niemanden beleidigen, der gern mit diesen Schiffen fährt. Nur mein Geschmack ist es ganz und gar nicht.

Ein Glück, dass es auf der Sea Spirit ganz anders aussieht. Ich weiß, dass es wohl nicht besonders schmeichelhaft wirkt, ein Schiff mit der Titanic zu vergleichen. Aber sehen wir mal vom Eisberg-Desaster ab, denn mir geht es nur um die wundervolle Innenausstattung des Schiffes. Überall finden sich Marmor, Holz und Messing und man kommt sich vor, wie in einem alten, romantischen Abenteuerfilm.

Dabei ist die Sea Spirit kein uralter Kahn, sie ist mit einem Stapellauf 1991 sogar jünger als ich. 2017 wurde sie renoviert und dabei hat man darauf geachtet, dass es den Passagieren in den 53 Kabinen an nichts mangelt.

Unsere Kabine an Bord der MV Sea Spirit

Wir wissen schon vorab, unsere Kabine trägt die Nummer 428 und liegt auf dem Club-Deck. Sie ist auf der Steuerbordseite (also rechts) und befindet sich ziemlich mittig im Schiff. Pro-Tipp: Wer anfällig für Seekrankheit ist (wie die Autorin selbst) sollte unbedingt eine Kabine im mittleren Teil des Schiffs buchen, denn hier schwankt es am wenigsten!

Als wir an Bord gehen und die Tür zu unserem Reich für die nächsten Wochen durchschreiten, könnte ich heulen vor Glück! Unsere Kabine ist wunderschön. Es gibt einen kleinen begehbaren Kleiderschrank, ein Bad mit Dusche, Toilette und Waschbecken und das Zimmer selbst mit großem Fenster, Doppelbett, Sofa, Couchtisch, Vitrinenschrank, Fernseher und Toilettentisch mit drei Spiegeln. Alles wirkt sauber, ordentlich und unfassbar gemütlich. Überall gibt es Stauraum, so dass man ganz bequem den kompletten Koffer ausräumen kann und alles seinen Platz findet.

Ich fühle mich wirklich wie in einem Film und kann es kaum erwarten, die Eisberge am Fenster vorbeiziehen zu sehen, im Bett zu kuscheln und am Tisch in mein Reisetagbuch zu schreiben. Außerdem eignet diese Kabine sich ganz hervorragend, um sich auf ein bestimmtes, feierliches Ereignis vorzubereiten, dass auf dieser Reise stattfinden soll.

Unterhaltung garantiert: Salon, Bibliothek und Vortrags-Lounge

Doch nicht nur unsere Kabine lädt zum Aufenthalt ein, auch die anderen Räume erwarten die Gäste mit Behaglichkeit und klassischer Eleganz. Da gibt es die Club-Lounge, die ich lieber den Salon nenne und die sich ebenfalls auf Deck 4 befindet. Hier wird nachmittags der Tee und das Gebäck serviert, man hat einen herrlichen Rundum-Ausblick und man kann es sich in kleinen Sesselchen oder auf Sofas gemütlich machen. Wer kann, hat sogar die Möglichkeit Klavier zu spielen.

Direkt daneben befindet sich die umfangreiche Bibliothek mit Werken zu den Polargebieten in verschiedensten Sprachen. Wer sich für Arktis und Antarktis, die polare Flora und Fauna oder die Geschichte der Entdeckungsreisen in diese Gebiete interessiert, wird hier garantiert fündig. Eigentlich lese ich wahnsinnig gern, wenn aber draußen Eisberge vorbeiziehen oder Wale gesichtet werden, hält mich dann doch nichts in der Bibliothek.

Bildung kommt auf der Reise aber definitiv nicht zu kurz, denn fast jeden Tag werden Vorträge in deutscher oder englischer Sprach (bei Bedarf mit Simultan-Übersetzung) angeboten. Wir lernen mehr über das Leben und die Kultur der Inuit, die Vegetation der von uns besuchten Regionen, Seevögel, Wale und Fotografie. Und wer danach immer noch Fragen hat, kann natürlich jederzeit die erfahrene Crew und den jeweiligen Experten darin mit Fragen löchern.

Schlemmen bis zum Umfallen: 4 Mahlzeiten pro Tag

Es gibt aber nicht nur geistige Nahrung, denn um das leibliche Wohl muss sich auf diesem Schiff nun wirklich niemand sorgen. Vier Mahlzeiten pro Tag lassen nun gar kein Hunger-Gefühl aufkommen. Morgens gibt es ein reichhaltiges Frühstück mit süßen und herzhaften Optionen, Porridge, Baked Beans und Speck, Marmelade, (echter!) Nutella, Brötchen, Toast und Croissants. Dazu Tee, Kaffee, heiße Schokolade und Saft und wer möchte auch jede Menge Obst.

Mittags erwartet uns ein abwechslungsreiches Buffet zum Lunch im Speisesaal. Als Vorspeise kann man sich verschiedene Salate zusammenstellen oder die Suppe des Tages kosten und jeder wird für den Hauptgang fündig: Egal ob Fisch, Fleisch oder vegetarische Alternative, die Speisen sind ausnahmslos lecker und mit Liebe zubereitet und angerichtet. Zu meiner großen Freude gibt es oft die Möglichkeit, Kartoffelpürree mit Bratensauce zu essen, mein absolutes Soulfood.

Nachmittags gibt es den schon erwähnten Tee im Salon. Wobei die Bezeichnung eigentlich Quatsch ist, denn Zugang zu Tee, Kaffee, Kakao und frischem Wasser hat man an Bord immer. Um 16 Uhr werden aber Scones mit Marmelade und eine Auswahl an Gebäck und Torten bereitgestellt. Für erstere entwickelt mein Freund eine begeisterte Vorliebe.

Und danach ist es auch nicht mehr lang bis zum Dinner, das meistens gegen 19 Uhr beginnt. Hier wird á la carte gespeist, wobei man bei Vor-, Haupt- und Nachspeise stets die Wahl aus mehreren Gerichten hat. Wasser, Brot und Butter stehen auf allen Tischen bereit, alle weiteren Getränke zahlt man extra.

Und sollte es einmal vorkommen, dass das Mittagessen ausfällt, weil eine Aktivität an Land geplant ist, dann kann man sicher sein, dass man ein Lunchpaket bekommt. Es ist also ganz leicht, auf der Sea Spirit zu einer kleinen, glücklichen Kugel zu mutieren!

Purer Luxus: Fitnessraum und Whirlpool an Deck

Wer das nicht möchte, wie mein Freund, hat natürlich die Möglichkeit, das bordeigene Gym zu besuchen. Dort finden sich Stepper, Fahrräder, Hantelbänke und Yoga-Matten. Natürlich mit Ausblick auf die See. Ich war auch da! Also…um ihn zu fotografieren. 😀

Ich bin eben mehr so der Chiller und mich zieht der kleine Whirlpool auf Deck 5 magisch an! Zu Beginn der Reise, die recht stürmisch ist, ist das Becken noch abgedeckt, doch als wir in Grönland ankommen, wird die Plane entfernt und kurz darauf blubbert und sprudelt es fröhlich.

In der Kabine findet man Bademantel und Schlappen und da ich ja auf jeder Reise einen Bikini einpacke, bin ich bestens vorbereitet. Ab in den kleinen Pool und die vorbeiziehende Landschaft bestaunen. Schneebedeckte Gipfel ziehen vorbei, während ich vor mich hin köchel. Ich gestehe allerdings, allzu lange hält man es im Jacuzzi nicht aus, denn es wird wirklich warm. Aber dann kann man ja eine Runde ums Schiff joggen. So kühlt man ab und hat dann wenigstens auch ein bisschen Sport gemacht. 😉

Rundum-Service: Expeditionsteam und Crew

Bei einer Reise an Bord der Sea Spirit ist also allerhand inklusive, zum Beispiel der leuchtend rote Expeditionsparka mit Patches, die anzeigen, ob man in die Nord- oder Südpolargebiete gereist ist. Aber auch alle, die an Bord arbeiten, sind bereit sich liebevoll um ihre Gäste zu kümmern.

Das beginnt beim Kabinensteward, der liebevoll jeden Morgen und Abend das Bett macht. Der Küchencrew, die die tollsten Speisen zaubert. Dem Kapitän und seiner Mannschaft die jeden Tag mit voller Konzentration und auch mit vollem Körpereinsatz dafür sorgen, dass das Schiff fahren kann und auch dorthin fährt, wo es soll.

All den unsichtbaren Helfern, die man nicht mal sieht, die aber jeden Tag dafür sorgen, dass es überall sauber und sicher ist. Dem Barteam, das die Gäste mit jeglichen Wunschgetränken versorgt. Und natürlich den Mitgliedern des Expeditionsteam, die unermüdlich planen, erklären, organisieren, betreuen und, wenn sich die Wetterbedingungen plötzlich ändern, wieder von vorne anfangen muss.

Es gab keine einzige unangenehme Situation, kein Mal, an dem man nicht freundlich behandelt und angelächelt worden wäre, vom Morgengruß über die Lautsprecher bis zum Nachtisch beim Dinner.

Disclaimer: Ich habe die Reise an Bord der Sea Spirit bei einem Wettbewerb gewonnen. Ich selbst musste also nichts für die Reise bezahlen, werde für meine Artikel aber auch nicht vom Reiseveranstalter bezahlt. Ich gebe hier meine eigene Meinung wieder.

Copyright: Alle der hier gezeigten Bilder ohne mein Logo wurden vom Bordfotograf Page Chichester aufgenommen.

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