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Wochenendausflug zu den Burgen Drei Gleichen

Veste Wachsenburg, Burg Gleichen und die Mühlburg

Es war einmal ein Graf, der hatte zwei Frauen. Ja, schon klar, die eine war seine Ehefrau, die andere seine Mätresse? Nein, beides Ehefrauen, sogar mit Erlaubnis vom Papst, dabei war die eine sogar Sarazenin! Das geht nicht, denkst du? Dann musst du mal nach Thüringen reisen! Wenn du Burgen magst und auf der Suche nach einem romantischen Wochenendausflug mit toller Wanderung bist, dann sind die Drei Gleichen genau das richtige für dich. Und ein paar spannende Sagen und Legenden gibt es gleich noch dazu!

Aber von Anfang an…

Es war einmal…ein Wochenende im Spätsommer, die Bäume sind noch grün, zeigen aber schon einen Hauch von gelb. Die Septembersonne scheint und ich habe Zeit. Zeit und vor allen Dingen Lust etwas zu unternehmen! Da kommt mir dieses malerische Tal in Thüringen in den Sinn.

Wenn wir Freunde in Dresden besuchen, sind wir schon oft durch das Tal kurz vor Erfurt gefahren, auf dessen Hügeln drei Burgen, beziehungsweise Burgruinen thronen. Da sowohl mein Mann als auch ich Geschichte studiert, gerne Burgentouren machen und ein Faible fürs Mittelalter haben, steht schnell fest: Die wollen wir uns mal genauer anschauen.

Die Drei Gleichen in Thüringen sind ein spannendes Ensemble aus drei mittelalterlichen Burgen auf den Hügeln zwischen Gotha und Arnstadt: die Mühlburg, die Wachsenburg und die Burg Gleichen.

Veste Wachsenburg

Während erst- und letztgenannte heute nur noch Ruinen sind, ist die Wachsenburg nicht nur restauriert , sondern auch in ein Hotel und Restaurant umgewandelt worden. Seit 2001 ist sie in privater Hand und ab 115 € (Einzelzimmer) kann man hier übernachten.

Geschichte der Wachsenburg

Die Veste gehört zu den ältesten Burgen in der Region. Vermutlich um 930 errichtet, war ihr ursprünglicher Zweck die Besitztümer des Klosters Hersfeld um Arnstadt zu sichern. Im Laufe der Jahrhunderte dient die Burg verschiedenen Herren, darunter die Grafen von Schwarzburg und das Herzogtum Gotha.

Der Name lautete ursprünglich Wassenburg. Dies leitet sich von von der altdeutschen Bezeichnung Wassenberg für steiler Berg ab. Mit 420m üNN ist die Veste die höchste der Drei Gleichen.

Besonders spannend ist der Zeitraum Mitte des 15. Jahrhunderts, denn damals lebt ein Raubritter namens Apel Vitzhum zu Roßla auf der Burg. Er wütet so schlimm in der Gegend und sein Streben nach Macht und Einfluss kennt keine Grenzen, sodass die Menschen ihn den “Brandmeister von Thüringen” nennen. Er spielt auch eine entsprechende Rolle im Thüringer Bruderkrieg, den er maßgeblich befeuert haben soll. Nettes Kerlchen, oder? Finden die Locals nicht so, weshalb die Stadt Erfurt und die freien Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen die Burg schließlich belagern und den Ritter zum Teufel jagen. Wobei, nicht ganz, eigentlich geht er nur nach Böhmen.

Im 17. Jahrhundert wird die Burg während des Dreißigjährigen Kriegs schwer beschädigt, aber danach teilweise wieder aufgebaut und als Zucht- und Waisenhaus, später als Arrestanstalt für Militärpersonal genutzt. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts finden dann weitreichende Um- und Anbaumaßnahmen statt und die Veste erhält ihr heutiges Aussehen.

Heute beherbergt die Veste Wachsenburg ein Museum, das die Geschichte der Burg und des umliegenden Gebietes zeigt. Außerdem das schon erwähnte Hotel.

Hotelrezension Veste Wachsenburg

Wir buchen uns zwei Übernachtungen in einer der Ritterstuben, zum stolzen Preis von 165 € pro Nacht. Was das Hotel dafür bietet, oder auch nicht, schauen wir uns mal genauer an.

Was mir nicht so gut gefallen hat

Eine Online-Buchung ist nicht möglich, auch telefonisch werden keine Buchungen entgegengenommen. Bleibt nur die Anfrage per Mail. Dementsprechend muss man dann eben auf eine Bestätigung warten.

In der Bestätigung der Buchung erfährt man, dass eine Anreise nur zwischen 14 und 16 Uhr möglich ist. Nur zu diesen Zeiten kann der Schlüssel ausgehändigt werden, eine Hinterlegung in einer Schlüsselbox oder eine Abholung an einem anderen Ort ist nicht möglich. Wir konnten unter Protest die Ankunft auf 17 Uhr herauszögern, schließlich mussten wir noch arbeiten und hatten zwei Stunden Anfahrt. Warum der Schlüssel nicht im Restaurant abgeholt werden kann ist mir nicht klar.

Die Ausstattung der Zimmer ist in Ordnung aber nicht das, was ich bei dem Preis erwartet hatte. In unserem Zimmer waren die Fenster sehr klein, das Bad recht alt, es gab keinen großen Spiegel und Gemütlichkeit strahlte das Zimmer nun auch bei Leibe nicht aus.

Ich war ein wenig enttäuscht, dass hier nicht die Burgthematik aufgegriffen wurde, mit ein bisschen Liebe hätte man hier fantastische Zimmer gestalten können. War aber vielleicht auch meine Schuld, ich hätte mir die Bilder ja genauer anschauen können. Es ist aber alles soweit sauber und nutzbar. WLAN gibt es allerdings nicht. Da ist man dem Ursprungsthema dann doch treu geblieben.

Wer im burgeigenen Restaurant essen möchte, sollte das definitiv vorher ankündigen und uns wurde mitgeteilt, dass wir spätestens um 19 Uhr kommen dürften, ansonsten sei die Küche zu. Kartenzahlung im Restaurant ist möglich, wird aber nicht gern gesehen, da man nicht in der Lage ist, darüber Trinkgeld in Empfang zu nehmen.

Im Burginnenhof gibt es eine kleine Außengastronomie, die nachmittags ohne Voranmeldung besucht werden kann. Ich persönlich fand 14 € für ein Stück Kuchen, einen Kaffee und einen Tee recht teuer. Zudem ist es eben ein Innenhof, das heißt, keine Sonne, keine Aussicht. Leider gibt es vor der Burg keine einzige Sitzmöglichkeit, von der man den Blick auf die anderen Burgen genießen könnte. Die niedrige Burgmauer ist mit einem hohen Metallzaun umgeben, der auch schöne Fotos etwas erschwert. Es ist verboten, hier mitgebrachte Speisen und Getränke zu konsumieren.

Was mir gut gefallen hat

Genug gemeckert, denn es gibt natürlich auch Positives und das ist natürlich zuallererst einmal: Der fantastische Ausblick. Linkerhand zieht sich ein bewaldeter Höhenrücken durch das Blickfeld, an dessen Ende die Mühlburg thront. Von hier schweift der Blick nach rechts, über Felder, Wege und Teiche zur Burg Gleichen.

Man kann hier auf der Wachsenburg auch wunderbar den Sonnenaufgang beobachten, dann allerdings leider nicht über den anderen beiden Burgen. Das macht aber nichts, denn wenn diese langsam in mystischen Nebelschwaden aus dem Zwielicht der Dämmerung auftauchen, ist das mindestens genauso magisch.

Die Eigentümer und alles Personal, mit dem wir Kontakt hatten, waren sehr freundlich und leutselig. Da es draußen keine Sitzgelegenheit gibt, wurde uns gestattet, uns mit einer Decke auf den Rasen vor der Burg zu setzen, um dort zu lesen.

Beim Abendessen wurde sehr freundlich auf spezielle Wünsche reagiert und auch der Service war exzellent. Die Karte bietet nicht allzu viel Varianz, bietet aber sehr leckere regionale Küche und die Speisen sind wirklich gut gemacht. Das Ambiente im Rittersaal ist wirklich toll (wenn man von der Nordsee-Deko absieht 😉 ).

Das Frühstück ist mit viel Liebe hergerichtet, man kann frisch eine Eierspeise bestellen und das Personal ist sehr aufmerksam. Da wir beide keinen Lachs mögen, blieb dieser als einziges auf der Aufschnittplatte zurück, am nächsten Tag wurde er kommentarlos durch mehr Käse ersetzt. Super!

Das Innere der Burg ist bestimmt nicht jedermanns Sache, aber es wurde sich viel Mühe gegeben, die Geschichte in einer Art fortlaufendem Wandgemälde darzustellen. Auch das hauseigene Museum wurde mit viel Lieb zum Detail zusammengestellt.

Anfahrt, Parkmöglichkeiten & Kosten

Eintritt: 6 € pro Person
Besuchszeiten: Mittwoch-Samstag 11-20 Uhr, Sonntag 11-16 Uhr

Der Eintritt auf die Burg kostet, wenn man kein Hotelgast ist, 6€ pro Person, hinzu kommen weitere 5 €, wenn man auf dem Gelände parkt. Das ist allerdings gar nicht nötig, denn sowohl kurz vor dem Burgtor, als auch etwas unterhalb gibt es kostenfreie Parkmöglichkeiten.

Im Eintrittspreis ist die Besichtigung des Burggeländes, sowie des Brunnenhauses, der liebevoll gestalteten Folterkammer (ja, etwas absurde, dennoch treffende Formulierung) und des Museums im Hohenlohe-Turm enthalten.

Fun-Fact zum Brunnen: Dieser 93m tiefe Brunnen wurde 1651-59 gebaut. Betrieben wurde er durch eine Art Tretrad, das gemeinsam von einer Magd und einem Bernhardiner bedient wurde. Wie niedlich! Wenn bestimmt auch harte Arbeit.

Die Familie Wagner, der die Burg seit 2001 gehört, hat sich sehr viel Mühe gegeben, passende Ausstellungsstücke und Objekte zusammenzutragen. Lange Zeit beherbergte die Veste eine umfangreiche Militaria-Sammlung, doch diese wurde im Zweiten Weltkrieg von der Roten Armee beschlagnahmt und abtransportiert.

Heute ist die Veste gleichzeitig die Ordensburg des Ordo militaris teutonicus e. V., einem nach eigener Darstellung „unabhängigen und weltlichen Militaris-Hospitaler-Ritterorden“ mit karitativen Aufgaben.

Wanderung zu den Burgen Drei Gleichen

Nachdem wir unser Quartier bezogen, gut geruht und uns beim Frühstück vollgestopft haben, heißt es nun endlich die Wanderstiefel zu schnüren. Denn wir wollen ja alle drei Burgen zu Fuß erwandern.

Wir beginnen logischerweise auf der Veste Wachsenburg und machen uns gegen halb 10 auf den Weg. Zunächst steigen wir ab bis zum ersten Parkplatz, von dort folgen wir einem kleinen Pfad, der uns an der Hügelflanke entlang durch bewaldetes Gelände und schließlich bergab führt. Wir kommen auf einer Wiese direkt unterhalb der Veste heraus.

Ursprünglich wollen wir einer bestimmten Route folgen, doch da man bei dieser Wanderung tatsächlich immer das Ziel vor Augen hat, folgen wir einfach den Pfaden, wie sie sich vor uns auftun. Auf den Pflanzen liegt noch der Morgentau, während die Sonne in unseren Rücken höher und höher steigt.

Man muss nur darauf achten, dass man die Autobahnunterführungen zwischen Wachsenburg – Burg Gleichen und Burg Gleichen – Mühlburg erwischt, aber das ist kein Problem. Nach etwa anderthalb Stunden betreten wir die Burg Gleichen.

Längeca. 12 km
Burg Gleichen369,6 m ü. NHN
Burg Mühlberg376,5 m ü. NHN
Veste Wachsenburg420,8 m ü. NHN
Dauermit ausgiebigen Pausen ca. 5-6 Stunden
EinkehrmöglichkeitRatskeller in Mühlberg

Die Burg Gleichen

Eintritt: 3 € pro Person
Besuchszeiten: April-Oktober täglich 10-18 Uhr

Heute nennt man sie die Drei Gleichen, doch ursprünglich trug nur diese Burg den Namen. Sie wird als letzte der drei Burgen errichtet und 1088 erstmals urkundlich erwähnt. 1139 gelangt sie in den Besitz der Grafen von Tonna, die sie so gerne haben, dass sie hier dauerhaft ansässig und so schließlich zu den Grafen von Gleichen werden.

Die Burg Gleichen ist immer wieder Ziel von Angriffen und Belagerungen und nachdem die Grafen im 16. Jahrhundert ihren Hauptsitz nach Ohrdruf verlegen, verfällt sie zusehends. Erst im 19. Jahrhundert setzen Bemühungen ein, zumindest die Ruine zu erhalten. Ich persönlich empfinde sie als die schönste der drei Anlagen. Mit dem weiten, offenen Areal, den vielen lauschigen Sitzmöglichkeiten und dem fantastischen Ausblick.

Man geht davon aus, dass die Burg zunächst “Gliche” genannt wurde und ihre Bezeichnung vom keltische Wort “glich” für Felsen abzuleiten ist. Die erste Nennung aller Burgen unter dem Namen Drei Gleichen ist erst ab dem 18. Jahrhundert belegt. Die Legende des gemeinsamen Name geht allerdings auf ein Ereignis in der Nacht des 31. Mai des Jahres 1231 zurück.

Der Dreinschlag: Feuersturm auf den drei Burgen

In dieser Mainacht soll ein fürchterliches Gewitter über dem Tal getobt haben. Es grollte und donnerte und plötzlich sei in alle drei Burgen gleichzeitig der Blitz gefahren. Sofort fingen die Gebäude Feuer und bald loderten sie wie drei Fackeln, deren Feuerschein sich im großen See des Tales spiegelte. Entsetzt beobachteten die Bewohner des Tals die Brände dieses Dreinschlags und nannten die Burgen fortan die Drei Gleichen.

Um an dieses (pseudo)historische Ereignis zu erinnern, wird alle drei Jahre das Fest Dreinschlag bin der Region gefeiert. Dabei werden mittelalterliche Bräuche lebendig gehalten, und die Burgen stehen im Mittelpunkt des Geschehens. Typische Programmpunkte sind Mittelaltermärkte, Ritterspiele, Führungen durch die Burgen, Musik und Theater. Besonders beeindruckend sind die Feuerwerke, die das historische Gewitter symbolisieren und die drei Burgen gekonnt in Szene setzen.

Der Dreinschlag hat bisher 2002, 2003, 2011, 2014, 2017 und 2023 stattgefunden. Wegen Verkehrsproblemen auf der Autobahn 4, die mitten durch das Tal zwischen den Burgen führt, und zum Schutz der Natur wurde diese Veranstaltung 2003 vorerst eingestellt. Nach einer langen Pause fand das Spektakel jedoch am 20. August 2011 erneut statt, wobei die Autobahn aus Sicherheitsgründen gesperrt wurde. Der bislang letzte Dreinschlag wurde am 19. August 2023 abgehalten. Leider habe ich nirgendwo Informationen dazu finden können, ob das Fest auch zukünftig stattfinden wird.

Die Legende vom Dreinschlag ist aber nicht die Einzige, die sich um diese Burg rankt. Eine weitere hat sie besonders berühmt gemacht – die Sage des Grafen von Gleichen, den ich eingangs schon erwähnt habe. Und die wollen wir uns nun auch mal etwas näher anschauen!

Die Sage vom Grafen von Gleichen

Stell dir vor, du bist ein thüringischer Graf, mal heißt du Ernst, mal Ludwig – je nachdem, wen man fragt. 1227 ziehst du mit deinem Kumpel Landgraf Ludwig IV. auf einen Kreuzzug. Damals das Ding, wenn man mal raus aus dem Alltag wollte. Deine Frau und zwei Kinder lässt du zu Hause – was soll da schon schiefgehen?

Nun ja, ziemlich viel. Du wirst gefangen genommen und landest als Sklave bei einem Sultan. Das ist natürlich weniger erstrebenswert. Doch, oh Schicksal! Die Tochter des Sultans, schön wie ein Sonnenaufgang am Mittelmeer, verliebt sich in dich. Sie unterbreitet dir ein verlockendes Angebot: “Hey, ich befreie dich, wenn du mich mitnimmst und heiratest.” Anscheinend hat die gute Frau nur Schönes über Thüringen gehört. Der Dreinschlag hat wohl entweder noch nicht stattgefunden oder man hat die Nachricht nicht bis ins Heilige Land verbreitet. Du, leicht verwirrt, erwiderst: “Aber ich bin schon verheiratet!” Die Tochter des Sultans zuckt nur mit den Schultern: “In meiner Welt ist das kein Problem. Mehr Frauen, mehr Glück!”

Also plant ihr die große Flucht und tatsächlich – es klappt! Ihr schippert nach Venedig, und sobald du festen Boden unter den Füßen hast, machst du das, was jeder anständige mittelalterliche Graf tun würde: Du stiefelst nach Rom zum Papst. Der Papst, offenbar in bester Laune, tauft die hübsche Sultanstochter und sagt: “Klar, nimm sie ruhig auch noch! Warum nicht?”

Ehe zu dritt

Zurück auf der Burg Gleichen in Thüringen, trittst du also mit Frau Nummer zwei den Besuch bei Frau Nummer eins an. Diese begrüßt dich nach all den Jahren treu und liebevoll, und du legst ihr sanft die Hand auf die Schulter: “Schatz, ich hab dir jemanden mitgebracht… Sie hat mich befreit, sonst wär ich immer noch Sklave, du wärst Witwe und die Kinder Waisen. Also, sei nett!” Das hört man doch gern, als treu Daheimgebliebene.

Erstaunlicherweise klappt das aber tatsächlich. Die beiden Frauen kommen bestens miteinander aus, teilen Haus, Bett und später sogar das Grab – das nennt man wahre Harmonie! Angeblich heißt das Tal denn von nun an auch das Freudenthal, weil alle sich so lieb haben. Der Graf, ab sofort bekannt als der “zweibeweibte Graf”, genießt sein ungewöhnliches Glück, und die Nachwelt spricht ehrfürchtig von seiner “Doppelehe”.

Bis heute erinnert ein Leichenstein im Erfurter Dom an dieses kuriose Kapitel: Ein Ritter liegt da, und zu beiden Seiten liegt je eine Ehefrau. Auf der Veste Wachsenburg findet sich ein Nachbau des angeblich zu dritt genutzten Ehebettes. Und der “Türkenweg” zur Burg Gleichen soll von der sarazenischen Gattin gepflastert worden sein. Sie wollte wohl sicherstellen, dass auch die Wege genauso gut in Schuss waren, wie die Familienplanung des Grafen!

Na, ob man das alles für bare Münze nehmen sollte…Für uns geht es jetzt aber weiter zur dritten Burg!

Die Mühlburg

Eintritt: 2,50 € pro Person
Besuchszeiten: März-Oktober täglich 10-16 Uhr, am Wochenende bis 18 Uhr

Die Mühlburg gilt als die älteste der Drei Gleichen und wird bereits im 8. Jahrhundert erwähnt. Bevor wir allerdings den Aufstieg wagen, wird es Zeit für eine kleine Stärkung. So schlendern wir durch das Dörfchen Mühlberg und halten Ausschau.

Uns wurde sehr die Thüringische Bratwurst von der Oil! Tankstelle ans Herz gelegt, doch da das für mich als Vegetarierin nur begrenzt verlockend ist, entscheiden wir uns stattdessen für den Ratskeller mitten im Dorf Mühlberg.

Einkehr im Ratskeller

Und wir gehen zwar nicht direkt in den Keller, sondern setzen uns davor, das hat aber definitiv trotzdem mehr Charme als die Tankstelle. Die Speisekarte quillt über von deftigen Gerichten und ich bin im 7. Kloßhimmel. Die freundliche Bedienung hat auch gar kein Problem damit, mit den Kloß mit Sauce und Rotkohl aber ohne Fleisch zu servieren, was mich sehr happy macht.

Mein Mann erntet auf die Frage, worum es sich bei einem Rostbrätel handele allerdings die hilfreiche Antwort: “Äh, na, also…um ein Rostbrätel!” Na dann! Google ist etwas auskunftsfreudiger und so sind wir beide glücklich mit unseren Bestellungen. Vielleicht kein ganz so leichter Mittagssnack, wie wir ihn uns vorgestellt hatten, aber dafür umso leckerer. Gut gestärkt erklimmen wir dann die Stufen zur letzten Burg, zur Mühlburg!

Die Mühlburg im Lauf der Jahrhunderte

Bereits 704 schenkt Herzog Hedan II. das Castello Mulenberge dem Missionar Willibrord. Obwohl nicht gesichert ist, ob diese Festung auf dem heutigen Standort der Mühlburg stand, reicht die Vorgeschichte der Burg vermutlich bis ins Thüringer Königreich und dessen Unterwerfung durch die Franken im Jahr 531 zurück.

Im Jahr 1000 gelangt die Burg in den Besitz der Grafen von Orlamünde. Später, 1088, scheitert Kaiser Heinrich IV. bei der Belagerung der Mühlburg und der benachbarten Burg Gleichen. Im Jahr 1130 fällt die Burg an das Erzbistum Mainz und wird ab da an von der Adelsfamilie der Meinharde verwaltet. Diese Familie, die sich fortan Grafen von Mühlburg nennt, stirbt 1242 aus.

Im Laufe der Jahrhunderte erlebt die Mühlburg zahlreiche Besitzerwechsel und Konflikte, unter anderem zwischen den Erfurtern und den Grafen von Gleichen. Die Burg dient bis 1590 der Sicherung der Erfurter Handelswege. 1803 geht die Mühlburg an Preußen, während der napoleonischen Kriege wird sie kurzzeitig von den Franzosen kontrolliert.

1903 beginnt der Ausbau des Bergfrieds der Burg zu einem Aussichtsturm. Trotz vieler baulicher Veränderungen und Verfall im Laufe der Jahrhunderte bemühen sich ab den 1970er Jahren die Bürger von Mühlberg um die Instandsetzung der Burg.

Zurück durch sonnenlichte Wälder

Bekanntheit erlangte die Mühlburg durch Gustav Freytags Roman “Das Nest der Zaunkönige”, der im Rahmen seiner Romanreihe “Die Ahnen” auf der Burg spielt. Ein nach ihm benannter Wanderweg verbindet die Mühlburg mit den beiden anderen Burgen.

Diesen Weg schlagen wir nun auch ein und er führt uns vorbei an den Überresten der Radegundis-Kapelle über den bewaldeten Höhenrücken zurück zur Wachsenburg. Sonnenlicht und Schatten wechseln sich ab auf dem Pfad, der mal breiter, mal schmaler wird und sind genau das richtige ist für den Nachmittag. Immer wieder kommen wir an malerisch gelegenen Bänken und Aussichtspunkten vorbei, die zum Verweilen einladen.

Irgendwann geht es ein letztes Mal aus dem Wald hinaus, hinab ins Tal und schließlich liegt nur noch der Aufstieg zur Veste vor uns. Dann haben wir es geschafft, eine spannende und abwechslungsreiche Wanderung durch das Tal und die Geschichte der Region liegen hinter uns und im Burghof wartet ein leckeres Stück Apfelkuchen als Belohnung.

Lohnt sich ein Ausflug zu den Drei Gleichen?

Die Antwort hat sich dem geneigten Leser und der geneigten Leserin hoffentlich schon erschlossen, oder? Und die Bilder tun ihr Übriges. Die Antwort lautet: Ja! Ich bin überglücklich, dass wir uns spontan entschieden haben, diese Region ein bisschen besser kennenzulernen und kann einen Ausflug nach Thüringen zu den Drei Gleichen wirklich von Herzen empfehlen!

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