Schweden Insel Ulvön

Ulvön – Besuch einer schwedischen Insel im Fast-Sommer

Wir warten im klitzekleinen Hafen von Docksta und wissen gar nicht so genau, worauf. Heute machen wir einen Ausflug, und zwar auf eine Insel, die irgendwas mit „U“ heißt. Maarja, unser Schutzengel vom schwedischen Tourismusverband, hat das für uns organisiert und so stehe ich jetzt mit zwei Fahrkarten im Morgennebel. Als ich aufschaue sehe ich, wie ein kleines weißes Schiff in die graue Bucht einfährt.

Wir besteigen das Schiffchen und suchen uns trotz Kälte und Nässe einen Platz draußen. Docksta wird hinter uns immer kleiner, während wir langsam das offene Meer ansteuern. Da wir es verpeilt haben nachzufragen, wissen wir nicht genau, wo wir aussteigen müssen, aber da wir unseren schwimmbaren Untersatz zurecht für eine Fähre halten, denken wir, dass es schon ein paar Stopps geben wird und wir einfach da aussteigen, wo alle das tun.

Herzlich willkommen im malerischen Ulvön

Als wir zwischen dem Nord- und dem Südteil einer Insel hindurchfahren, sind wir uns aber sicher, dass wir unser Ziel bald erreichen. In der langgezogenen Bucht der Nordhälfte liegt ein malerisches Fischerdorf. Der Großteil der Häuser ist im typischen Falunrot angestrichen. Die Farbe heißt so, weil sie ein Nebenprodukt der Kupfermiene von Falun ist. Mir jedenfalls gefällt es, und damit reihe ich mich in die Massen der Touristen ein, die genauso denken. Und weil das so ist, freut sich die schwedische Regierung und hält ihre Bürger sogar extra an, ihre Häuser so zu streichen, damit wir Besucher auch das richtige Ikea-Feeling bekommen.

Es gibt aber nicht nur rote Häuschen, sondern auch hellblaue, weiße und sonnengelbe. Insgesamt wirkt der Ort frisch und herausgeputzt. Eine Dame schrubbt sogar gerade die Fassade ihres Heims, als wir vorbeischlendern. Man merkt, dass der Ort an Schaulustige gewöhnt ist, aber mich stört das nicht. Im Gegenteil, ich erfreue mich an den vielen, liebevoll zur Schau gestellten Details.

Surströmming: Ulvöns ganz besondere Köstlichkeit

Auch an der Bronzefigur des heulenden Wolfs im Hafen. Der ist das Markenzeichen der hier produzierten Konserven mit fermentiertem Hering, Röda Ulven Surströmming. Ich selbst habe dieses Gericht natürlich nicht probiert, aber man sagte mir, schon der Geruch würde dafür sorgen, dass man alles andere, vorher Gegessene schnell wieder los wird.

Hier möchte ich die unterhaltsame Trivia von Wikipedia im Artikel „Surströmming“ zitieren:

In Deutschland verspritzte zu Weihnachten 1981 eine Mieterin im Treppenhaus und im Garten Surströmmingbrühe. Ihr wurde fristlos gekündigt. Das Landgericht Köln bestätigte die Kündigung, nachdem in der mündlichen Verhandlung eine Dose Surströmming geöffnet wurde (LG Köln v. 12. Januar 1984 – 1 S 171/83, WuM 1984, Seite 55).

Durch den Wald, über Stock und Stein

Der Ort ist schnell durchlaufen und schwupps wenden wir uns dem Pfad zu, der bergauf zum Aussichtspunkt führt. Also nicht ganz so schwupps. Wir fragen erstmal im Mini-mini-mini-Tante-Emma-Laden nach. Mit Händen und Füßen und einem Lächeln wird mir der Weg gewiesen und mal wieder geht es rauf, rauf, rauf, immer schön die Treppe rauf. Oben angekommen haben wir einen herrlichen Ausblick über die Bucht und sagen uns immer wieder, wie toll es hier im Sommer sein müsse. (P.S.: Wir haben Juli, aber das Wetter…naja. Ich trage Mütze, wie ihr seht.) Nach einer kurzen Pause geht es dann auf einem anderen Weg wieder zurück nach unten. Wir finden unterwegs malerisch abgewrackte Bötchen, einen verwelkten Mittsommerkranz und ein paar schnell verzehrte Blaubeeren.

Aufgrund meiner Blödheit kapieren wir nicht, dass Maarja uns im schicksten Restaurant vor Ort ein Mittagessen gebucht hat und verpassen dieses deshalb. Ich möchte zu meiner Verteidigung anmerken, dass dieses Missverständnis auch aus Bescheidenheit heraus entstand. Ich dachte: „Naja, das wird sie ja wohl nicht auch noch für uns bezahlt haben!“ Trotzdem müssen wir nicht hungrig zurück nach Docksta, die nette Kellnerin, der wir die Situation erklären, versorgt uns großzügig mit Kaffee, Tee und Kuchen.

Auf der Rückfahrt wird es dann noch einmal lausig kalt, gleichzeitig weht ein fieser Wind, weshalb meine so vorteilhafte Haltung und Kleiderwahl zustande kommt. Trotzdem kann ich jedem einen Ausflug nach Ulvön empfehlen, auch wenn nicht Sommer ist! 😉

Diese unglaublich tolle Erfahrung verdanke ich dem Norr-Magazin, denen meine Bewerbung so gut gefallen hat, dass sie mich nach Schweden schickten. Vom Kooperationspartner Fjällräven habe ich unter anderem die Kleidung bekommen, während Maarja von der Höga Kusten Destinationsutveckling uns diesen tollen Ausflug ermöglicht hat. Die Bilder dieses Beitrags stammen teilweise von meiner ganz wundervollen Begleitung Lena Schimmele, die es auf sich genommen hat, eine schwere Kamera mitzuschleppen und mir die Ergebnisse dankenswerterweise zur Verfügung stellt!

Bis bald und gute Reise!

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