Spitzbergen-Umrundung: Badespaß am 14.-Juli-Gletscher

Sommer auf Spitzbergen, das bedeutet Temperaturen im einstelligen Bereich, ein oft bedeckter Himmel und immer wieder Eis auf dem Wasser in den Buchten des Archipels. Was wäre da naheliegender, als ein netter Badetag am Strand? Geht schon, zum Beispiel sehr gut in der Bucht des 14.-Juli-Gletschers!

Benannt durch Fürst Albert I. von Monaco

Benannt wurde der Gletscher durch Fürst Albert I. von Monaco, der sich in seiner Freizeit gern in und um Spitzbergen aufhielt und so einigen Orte hier ihren Namen gegeben hat. Nach ihm selbst ist sogar ein großer Teil der Insel im Nordwesten benannt. Der 14. Juli bezieht sich natürlich auf den Nationalfeiertag Frankreichs und den Sturm auf die Bastille im Jahr 1789. Auf norwegisch heißt der Gletscher Fjortende Julibreen und liegt natürlich in der Fjortende Julibukta.

Albert I. war ungewöhnlich engagiert in der Naturforschung, insbesondere in der Ozeanografie, Meteorologie, Zoologie und Kartografie. Im Gegensatz zu vielen seiner adeligen Zeitgenossen investierte er nicht nur Geld, sondern nahm auch persönlich an zahlreichen Forschungsreisen teil. Dabei verband er seine politische Rolle als Fürst mit einem ernsthaften wissenschaftlichen Anspruch.

Er organisierte und leitete zwischen 1898 und 1907 mehrere Expeditionen in arktische Gebiete, insbesondere eben nach Spitzbergen. Für diese Reisen ließ er eigens Forschungsschiffe ausrüsten, vor allem die “Princesse Alice” und später die “Princesse Alice II”, die zu den modernsten ihrer Zeit gehörten. Benannt waren sie nach seiner zweiten Ehefrau Alice, die auch Namenspatronin einer Bucht war, die wir später auf unserer Umrundung noch besuchen werden. So richtig glücklich war wohl weder die erste noch die zweite Ehe des Fürsten, vielleicht einer der Gründe, warum er so gerne weit fort von zu Hause weilte.

Côte d’Azur des Nordens

Der schmale Streifen Kiesstrand, der an der einen Seite vom Meer, an der anderen von hohen, steinigen Hängen begrenzt wird, ist also sozusagen die Côte d’Azur Svalbards. Okay, Spaß beiseite, so richtig einladend sieht es hier auf den ersten Blick vielleicht nicht aus. Aber wenn die Sonne raus kommt und das schlammbraune Wasser in glitzerndes Blau verwandelt, die kleinen Blüten an den Hängen zum leuchten bringt und hoch oben die Möwen kreischen, dann kommt doch schon ein bisschen Urlaubsfeeling auf. Und tatsächlich auch der Wunsch, baden zu gehen.

Ich bin überrascht, denn es sind gar nicht mal so wenige Passagiere, die tapfer in die eiskalte Bucht hinauswaten, sich in die Fluten werfen und sogar mit kleinen Eisschollen posieren. Ich wünschte, ich könnte euch mehr Bilder zeigen, aber natürlich fotografiere ich niemanden einfach so und stelle ihn ungefragt spärlich bekleidet ins Internet. Warum ich keine Bilder von mir zeige? Gute Frage! Und die Antwort, die ich geben muss, bereue ich bis heute.

Auf meiner ersten Umrundung habe ich mich nicht getraut. Nicht der Kälte wegen, schließlich bin ich vor Grönland schon mal ins Eismeer gesprungen. Aber ich war noch so frisch an Bord der HANSEATIC inspiration, hatte mich noch kaum an meinen Alltag als Guide und Edutainment Expert gewöhnt, dass ich es mir nicht rausnehmen wollte, einfach so am Badespaß teilzunehmen. Für meine zweite Umrundung hatte ich es mir fest vorgenommen, doch da war ich erkältet und bei der dritten haben wir die Landestelle gar nicht angefahren. Tja, bleibt nur auf ein viertes Mal zu hoffen!

Neugierige Badegäste

Statt mich also ins Eismeer zu wagen, habe ich mir das Spektakel vom Strand aus angeschaut. Und konnte so auch bald bemerken, dass unsere Badegäste nicht die einzigen in der Bucht des 14.-Juli-Gletschers waren. Jemand sehr neugieriges tummelte sich nämlich zwischen den Passagieren, sehr interessiert an diesem jauchzenden und johlenden Völkchen, das nun wirklich nicht das geeignete Fell für das Polarmeer hat. Ts, ts,ts.

Wer es vorzieht, nicht zu baden, kann natürlich auch einfach die lange Landzunge entlangwandern und das stängellose Leimkraut bewundern, dass hier in üppigen Büscheln blüht, während sich am Horizont die blau schimmernde Wand des 14.-Juli-Gletschers auftürmt. Wenn die Sonne dann noch auf den angetriebenen Eisbrocken funkelt und sich die Bergketten scharf vor dem blauen Himmel abzeichnen, dann würde zumindest ich nirgendwo anders sein wollen. Auch nicht an der echten Côte d’Azur!

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