Roadtrip Kanada & Alaska: Tipps für Carcross und Atlin
Bei Fraser passieren wir die Grenze zu Kanada und lassen damit Alaska und Skagway endgültig hinter uns. Mein Kopf ist allerdings immer noch voll von den dort gesammelten Eindrücken und während wir die Berge zwischen White Pass und Chilkoot Pass überqueren, versuche ich all das zu verarbeiten.
Felsige Traumlandschaft bei Fraser
Ein Blick aus dm Autofenster beendet dann aber alle derartigen Gedankengänge, denn vor sich tut sich die für mich schönste Landschaft unser ganzen Reise auf.
Endlose felsige Hänge, bedeckt mit Heide, Flechten, Moos und kleinen Tannen, gesprenkelt mit klaren Tümpeln und milchigen Gletscherseen. Das dunstige Wetter gibt der ganzen Szenerie eine schroffe Dramatik. Die Temperatur ist empfindlich gesunken und ohne dicke Jacke hält man es kaum aus.
Carcross, vormals Caribou Crossing
Unser nächster Halt ist Carcross, welches früher Caribou Crossing hieß. Da es in Kanada und Alaska zwei weitere Orte mit dem Namen gab, entschied ein missionierender Bischof, der ständig seiner Post hinterherreisen musste, dass einer der Orte umbenannt werden musste. Es traf dieses Caribou Crossing.
Im jetztigen Carcross gibt es den ältesten Generalstore im Yukon Territory, außerdem endet hier die White Pass and Yukon Railway. So hat man sich alle Mühe gegeben, den ankommenden Menschen etwas zu bieten und der Bahnhof ist liebevoll und farbenfroh gestaltet.
Einige Einrichtungen haben für dieses Jahr bereits geschlossen, das sollte man auf dem Schirm haben, wenn man so spät im Jahr, also erst im September, hierher kommt. Souvenirs kaufen und eine Kleinigkeit essen sind aber kein Problem.
Carcross Desert, die kleinste Wüste der Welt
Von Carcross könnten wir nun nach Osten auf die Straße nach Tagish und Atlin, unserem heutigen Ziel abbiegen, aber das hieße, ein paar nette Sehenswürdigkeiten auszulassen und wer etwas Zeit hat, sollte das vermeiden. Denn nördlich von Carcross, Richtung Whitehorse, befindet sich die Carcross Desert, die “kleinste Wüste der Welt”.
Streng genommen handelt es sich hierbei allerdings nicht um eine Wüste, sondern um Dünen. Das tut der Überraschung aber keinen Abbruch, wenn man plötzlich vor diesem feinsandigen Areal steht. Die Hügel mit den Nadelbäumen wirken etwas surreal. Das Gefühl verstärkt sich noch wenn man weiß, dass man eigentlich über den Sandboden eines ausgetrockneten Gletschersees läuft.
Tierparadies Caribou Trading Post
Noch ein Stückchen weiter die Straße nach Norden entlang befindet sich der Caribou Trading Post, auf den ich mich freue, seit ich vor drei Wochen in meinem ersten Hotel einen Flyer davon entdeckt habe. Der Posten ist eine Mischung aus Dogyard, Streichelzoo, Museum und Café.
Nachdem ich meine Reisebegleitung im Café geparkt habe, begebe ich mich unverzüglich auf die Suche nach den im Flyer angepriesenen Welpen. Es dauert nicht lange, bis ich sie finde. Beschützt von einer jungen Frau schlafen die drei Puppies mit ihrer Mutter in einer großen, mit Stroh ausgelegten Holzkiste.
Sie sind erst sieben Woche alt und seeehr knuffig, im Schlaf zucken ihre kleinen Pfoten und die runden Babybäuche. Da sie gerade schlafen, darf man sie natürlich nicht streicheln und das finde ich gut. Weniger gut finde ich das ständige hohe Kreischen, das die Besucher von sich geben, wenn sie die Welpen entdecken. Ich stelle mir vor, dass das kein angenehmes Geräusch für empfindliche Hundeohren ist.
Die Bewacherin des Hundeschlafs muss Nerven aus Stahl haben, denn geduldig begrüßt sie alle Kreischer und rattert wieder und wieder die Namen der Welpen herunter. Auf meine Frage, wie das ganze Unternehmen funktioniert erklärt sie mir, dass der Caribou Trading Post von Mai bis September geöffnet ist und in dieser Zeit Musher (=Hundeschlittenführer) wie Magnus Kaltenborn, die mit ihren Hunden den Iditarod oder Yukon Quest laufen, ihre Tiere vorbeibringen, damit diese genug Bewegung bekommen. Die erwachsenen Hunde ziehen Karts mit Touristen, die Welpen gewöhnen sich an andere Hunde, Menschen und den Lärm.
Wer unbedingt ein Tier anfassen möchte (also zum Beispiel ich!), der kommt aber trotzdem auf seine Kosten, denn es gibt noch Ponys, Lamas, Ziegen und Pferde, die betatscht werden dürfen.
Atlin: Verblassender Stolz der Goldenen Zwanziger
Von hier geht es weiter in das Städtchen Atlin im Süden. Auch hier werden langsam die Schotten für den Winter dicht gemacht. Lebendiges Zentrum ist aber die Tankstelle, die zugleich Werkstatt, Restaurant und Café ist. Hier nehmen wir am nächsten Morgen auch sowohl Frühstück wie später das Mittagessen ein.
Atlin selbst ist eine Ansammlung der skurrilsten Bauwerke, die ich je gesehen habe und von denen mit Sicherheit kein einziges die deutschen Vorgaben und Standards erfüllt. Es gibt eine Kirche mit einer Art Burgturm, ein Haus aus Holz in Form einer Pyramide und das Visitor Center, das früher eine Schule war, ist heute gleichzeitig auch ein Museum.
MV Tarahne: Traumschiff für Nordland-Touristen
An den Ufern des Atlin Lake steht die MV Tarahne, die 1917 für die vergüngungwilligen Touristenströme, die hier die Sommerfrische genießen wollten, gebaut wurde. Das ist kein Witz, denn in den 20ern war es anscheinend en vogue, sich auf Goldgräbers Spuren zu begeben. Allerdings ganz gediegen: Man vergnügte sich bei Tennis und Golf, nächtens spielte die Kapelle zum Tanz oder man begab sich eben auf einen romantischen Bootsausflug.
Heute kommen dann doch nicht mehr so viele Reisende, die Hotels sind für die Saison bereits geschlossen und ich bin mir nicht sicher, ob der Briefkasten, den ich benutzt habe, vor Mai noch einmal geleert wird.
Kurze aber steile Wanderung auf dem Monarch Mountain Trail
Nach unserem Spaziergang durch den Ort begeben wir uns auf zu unserem letzten kanadischen Abenteuer, einer Wanderung auf dem Monarch Mountain Trail. Eigentlich dürften die sechs Kilometer kein großes Problem darstellen, doch es geht knapp 800 Meter in die Höhe und wir sind nicht gerade früh aufgebrochen. Auch das Wetter spielt nicht mit, immer wieder zieht Nebel auf und es scheint noch Regen zu geben. So entscheiden wir uns schweren Herzens, die Wanderung frühzeitig abzubrechen und wieder nach Atlin abzusteigen.
Dabei lohnt der Trail sich wirklich! Die Aussichten auf den See sind wunderschön, wer kann sollte also genug Zeit mitbringen udn den ganzen Weg wandern.
Hiermit endet unser Roadtrip, denn am nächsten Tag geht es zürück nach Whitehorse, Frankfurt und schließlich Köln. Aber keine Sorge: Wer auf den Geschmack gekommen ist, kann sich auf den nächsten Post freuen, in dem sich alles um Planung und Organisation eines solchen Abenteuers dreht!
2 Comments
Brigitte Wallraf
Liebe Anuschka,
zum Ende deines Blogs über unsere Reise durch Kanada und Alaska kommt nun der versprochene Kommentar deiner Reisebegleitung. Auch bei mir klingt diese Reise immer noch nach. Mich hat besonders die überwältigende Natur, deren Weite und Einsamkeit tief beeindruckt. Welches Glück hatten wir, Bären in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten zu können. Welch ein Geschenk war es, den St. Elias Lake ganz für uns zu haben. Und wie wohl haben wir uns in vielen unserer Unterkünfte gefühlt. Nicht zu vergessen, die Begegnungen und Gespräche mit Menschen, die dort ihre Heimat haben. Und für uns wieder ein besonderes Glück, all dies mit dir teilen zu können, zu spüren, dass da jemand ist, den diese Erlebnisse ebenso tief berühren.
Rosa
Liebe Brigitte,
schön dass sozusagen ich dich beim zweiten Mal nach Kanada reisen mitnehmen konnte. Sonst ist es ja immer umgekehrt. 🙂
Und danke für die große Postkarte, die ich gestern in meinem Briefkasten fand und die schon wieder von neuen Abenteuern kündet. Ich hoffe, wir hören nie auf, gemeinsam zu reisen, solange es möglich ist.