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Reise vor die eigene Haustür – Köln-Brück im Herbst

Immer wenn ich zu meiner Mutter fahre, schießt mir der Satz „Home, sweet home“ durch den Kopf. Die Strecke, die ich dabei zurücklege, ist lächerlich. Gerade mal um die 15 Kilometer. Nur quer durch Köln, einmal über den Rhein. Von Neustadt-Süd bis Brück. Trotzdem kommt es mir jedes Mal vor, wie eine Reise. Eine Zeitreise in die Vergangenheit.

Köln-Brück, das Vorstdat-Idyll

Solange ich denken kann, habe ich in dem Reihenhaus am Stadtrand gewohnt, mit Garten, Feld und Wald. In diesem Ort habe ich den Kindergarten und die Grundschule besucht und eine sehr glückliche, eigentlich sogar idyllische Kindheit verbracht. Wollte man zum Supermarkt, hat man gesagt: „Ich fahre mal eben ins Dorf.“ Und das ist es tatsächlich, ein Dorf mit Marktplatz, Brunnen und Kirche. Eine kleine Gemeinde die eigentlich zu einer großen Stadt gehört, in der man sich aber trotzdem kennt und grüßt. Aus der meine Freundinnen kommen und wo unsere Eltern wohnen. Wo es das beste Eis der Welt gibt. 18 Jahre lang war das mein zu Hause. Und ich komme immer gerne hierher zurück.

Das Zuhause mit neuen Augen sehen

Vor zwei Jahren im Herbst ist mir noch einmal wirklich bewusst geworden, wie schön es hier ist. Denn manchmal ist es doch so, dass man schöne Dinge gar nicht mehr bemerkt, wenn man an sie gewöhnt ist, sie gut kennt, sie schon tausendmal gesehen hat. Sie sind einfach da, man nimmt sie hin, aber nicht wahr. Das finde ich schade. Man wird praktisch blind für diese Dinge und dadurch verpasst man etwas. So war es zumindest bei mir.

Es war Anfang November, ich habe mal wieder für ein Wochenende auf das Haus aufgepasst, weil meine Mutter verreist war. Es war noch richtig warm und die Sonne schien. Das Wetter motivierte mich tatsächlich, mich von der Couch hochzustemmen und vor die Tür zu gehen. Und da hat mich der Herbst auf einmal umgehauen. So intensiv als befände ich mich in Nordamerika, mitten im Indian Summer. Alles war rot, gelb, orange und dahinter ein strahlend blauer Himmel. Es war, als ob der Herbst versuchte, sein eigenes Klischee zu übertreffen. Unter meinen Füßen knackten Tannenzapfen und Eicheln und das Laub raschelte verheißungsvoll. Ich dachte nur: „Schöner geht es nicht.“

Ich bin froh, dass ich den Ort, der mein zu Hause war, so gesehen habe. Als ich noch dort gewohnt habe, ist mir diese Herbstlandschaft nie aufgefallen. Vielleicht hatte ich auch einfach nur Glück und es war ein besonders schöner Herbst oder ich war gerade in nostalgischer Stimmung oder oder oder…

Fest steht, dass ich jedem rate, sein Zuhause auch mal aus der Sicht desjenigen zu betrachten, der den Ort zum ersten Mal sieht. Bereist eure Heimat, seid Tourist in der eigenen Stadt. Verändert den Blickwinkel und werdet so offen dafür, altbekannte Dinge auf neue Art zu erleben. Das ist bestimmt keine neue Idee und ich bin nicht die Erste, die so etwas vorschlägt. Ich kann nur sagen, ich wurde überrascht. Und der Spaziergang hat sich als ein sehr schönes Erlebnis in meine Erinnerung eingebrannt. Genau so, wie das eine Reise tun sollte. Egal, wie viele Kilometer man dabei hinter sich bringt.

Bis bald und gute Reise!

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