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Das Seebad Llandudno in Nordwales: Rentner-Romantik am Pier

Gestern noch Witze drüber gemacht, heute dann bitterer Ernst: Als ich im Morgengrauen unseres letzten Roadtrip-Tages wach werde, habe ich das Gefühl, dass mein Herz gleich aufhört zu schlagen. Ich wecke meinen Freund und nachdem wir mich aufrecht hingesetzt haben, geht es besser. Wahrscheinlich nur ein Muskelkater mit Kreislaufbeschwerden. Trotzdem ist heute wohl ein Tag, an dem ich es ruhig angehen lassen sollte. Der Aufstieg auf den Snowdon steckt mir noch in den Knochen. Oder eher Muskeln.

Da trifft es sich ganz hervorragend, dass wir unseren letzten Tag in einem Seebad voller alter Leute verbringen, und zwar in Llandudno im Norden Wales’. Der Ort wirkt wie aus der Zeit gefallen: Eine kleine Seilbahn ruckelt auf den nächstgelegenen Hügel, an der Strandpromenade zeigen die Hotels ihre schönsten viktorianischen Fassaden und ins blaue Meer erstreckt sich ein langer Holzpier. Irgendwie erwarte ich, hier Hercule Poirot zu treffen.

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Der lässt sich aber nicht blicken und so schlendern wir am Wasser entlang. Meine Sucht nach Süßigkeiten und der einwöchige Bierentzug meines Freundes treiben uns relativ schnell zum Pier, von dem Musikfetzen und der Geruch nach Zuckerwatte zu uns herüberwehen.

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Kennt ihr das, wenn ihr auf einmal das Gefühl habt, das gerade etwas passiert, was ihr euch vor Jahren genau so ausgemalt habt? Mit zunehmendem Alter (Oh Gott, wie das klingt!) lege ich doch die ein oder andere romantische Kitschvorstellung ab. Trotzdem kann ich mich noch gut erinnern, wie ich mir als einsame, picklige 15-Jährige vorgestellt habe, wie es wäre einen Freund zu haben und romantische Sachen mit dem zu unternehmen. Klassischerweise wurde das ganze natürlich von US-amerikanischen Teeniefilmen befeuert.

Und jetzt, mit Ende 20 passiert so eine Traumvorstellung einfach so und ziemlich unerwartet. Gut, Llandudno ist jetzt eher ein Rentner-Paradies und wir senken den Altersdurchschnitt auf dem Pier ganz gehörig. Aber vielleicht trägt das auch dazu bei, dass ich mich wieder ganz jung fühle.

Hand in Hand laufen wir über das von der Sonne ausgebleichte Holz des Piers, links und rechts von uns fröhliche Stände in blau und weiß. Am Ende des Piers wartet dann ein altes Karussel, ein großer, verschnörkelter Pavillon und das Beste: Hier spielt Musik. Und zwar genau die Musik die ich mag und die für diesen Moment nicht passender sein könnte: Stand by me, Sugar Sugar, Under the Boardwalk.

Wie wir da so auf einer Bank sitzen, mir eine Meeresbrise um die Nase weht, da stelle ich fest, dass es meinem Herzen hier in Llandudno doch ganz gut geht.

3 Comments

  • Brigitte Wallraf

    Gut, dass alte Leute einen Sinn für Romantik haben und junge Leute sich gerne beim Besteigen hoher Berge manchmal überschätzen. Und dann gibt es zwischen beiden Gott sei Dank noch die Schnittpunkte, nämlich dann, wenn jeder in seinem Tempo auf dem Gipfel ankommt und sie sich dort oben über die traumhaften Aussichten austauschen und merken, dass sie ganz nahe beieinander sind. Und das könnte in Wales, der Provence oder vielleicht auch in Kanada sein. Oder?

    • Rosa

      Ich würde sagen, egal ob jung oder alt, Hauptsache, man kann zusammen die schönen Erlebnisse auf Reisen genießen. Dabei ist das Tempo und das Alter dann völlig egal. 🙂 Und einen Sinn für Rpmantik und die Schönheit der Berge haben wir alle, stimmt’s? 😉

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