CSI: Lappland – Den Huskys auf der Spur
Tatort Lappland: Die Tür fliegt auf, ich blicke hoch. Direkt in Evelyns entsetztes, blutbesudeltes Gesicht. “Bitte! Helft uns! Sie töten Fassu!” Ich springe auf und renne zum Ausgang.
※Yeeeeeah! Man stelle sich das rockige Intro einer Crime-Serie vor. CSI Lappland: Den Huskys auf der Spur! Ich drehe mich cool in die Kamera, während ich meine Fellkapuze aufsetze.※
Okay, Spaß beiseite, die Sache ist ernst. Echt ernst. Vier der Hunde liefern sich einen Kampf im Kennel. Durch den Maschendrahtzaun verbeißen sie sich ineinander, Blut fällt auf den weißen Schnee. Das laute Knurren und der Geruch versetzen die anderen Hunde in wahnsinnige Raserei. 60 Huskys springen wie verrückt in ihren Gehegen, jaulen und bellen. Nanuk, Nuchi und Hera haben Fassu durch den Zaun angegriffen und versuchen gerade sein Ohr abzureißen.
Ja, es ist nicht alles eitel Sonnenschein während meines Farmstays in Finnland. Aber wer es einfach haben möchte, der packt wohl auch nicht mitten im Winter seine Sachen, pausiert sein Studium und reist nach Lappland, um dort den Winter nördlich des Polarkreises zu verbringen und Schlittenhunde zu trainieren. Genau das habe ich getan, und so stehe ich nun da, mit der Verantwortung für 60 Huskys. Die sich nicht immer gut leiden können.
Wir schaffen es, die Hunde auseinander zu drängen, ich packe Nanuk am Schwanz und ziehe ihn über den gefrorenen Boden, weg vom Zaun. Sally und Babette, meine Mit-Volunteers, bringen den heftig blutenden Fassu in unsere Hütte, während Evelyn und ich versuchen, die überdrehten Hunde mit Futter zu beruhigen.
Das funktioniert einigermaßen und wir begeben uns daran, das Gehege kampfsicher zu machen. Brett um Brett wird angenagelt, damit keine geifernden Reißzähne mehr durchkommen. Nebenbei sehen wir uns nach der Spitze von Fassus Ohr um. Sie ist nicht da, aber Hera sieht mich so zufrieden mit dem Schwanz wedelnd an, dass ich mir sicher bin, sie hat es gefressen.
Unterdessen trifft das Taxi aus der Stadt ein, das Fassu, Sally und Babette zum Tierarzt bringen soll. Ausgerechnet an diesem Wochenende sind Jaana und Seppo, unsere Gast- und Arbeitgeber, nicht da und wir sind auf uns allein gestellt. Aber gut, was will man machen? Als Evelyn und ich unsere Arbeit im Kennel beendet haben, gehe ich allein zurück in unsere Hütte und ins Bad um mir die Hände zu waschen.
Und da trifft mich der Schlag.
Es sieht aus, als hätte ich die Wirkstätte eines Serienkillers betreten. Blut. Überall Blut. Am Türrahmen, in der Dusche, an der Toilette. Es läuft an den Wänden und am Waschbecken runter. Selbst an meiner Zahnbürste sind ein paar Sprenkel. Fassus Kopfwunde hat heftig geblutet, Sally und Babette sind mit ihm ins Badezimmer gegangen, damit nicht die ganze Hütte eingesaut wird.
Und da hat Fassu sich wohl ständig geschüttelt und unserer Nasszelle damit einen Dexter-Interior-Look verpasst. Armer Wauzi. Und arme Anuschka. Nach den körperlich und emotionl doch anstrengenden Momenten gehe ich jetzt nämlich auf die Knie und fange an, Blut von der Einrichtung zu schrubben. Dabei fühle ich mich leicht kriminell: Heimlich, still und leise beseitige ich die Spuren…
Das dauert, und als ich fertig bin vergehen nur noch Minuten und Sally und Babette bringen den Patienten nach Hause. Fassu ist leicht beduselt von den Medikamenten, aber das Ohr ist medizinisch versorgt und genäht. Er muss allerdings erst mal drinnen bleiben, schon aus psychologischen Gründen.
Die Huskys, mit denen wir hier arbeiten, sind keine Schoßhündchen. Und haben sie einen Schwächeren ausgemacht, kann es sein, dass sie ihn erledigen. Also haben wir jetzt erst mal einen Gast. Außerdem wohnt ja auch schon Ivan, ein anderer Husky, in der Hütte. Weil er krank und leicht depressiv ist.
Wird ein bisschen voll, denke ich, als ich sehe, dass Fassu unter unseren Küchentisch pinkelt. Mann, Lappland macht mich echt fertig. Aber ich liebe es.
3 Comments
Lynn
Wahnsinn! Was für eine Story 😀 Das sind eben wirklich keine Schoßhunde. Aber so wunderschöne Tiere.
Liebe Grüße,
Lynn
Rosas Reisen
Hey du! 🙂 Ja, das war eine der krassesten Erfahrungen in Finnland. Aber ist ja alles noch halbwegs gut gegangen. Ich glaub Fassu stört das etwas verkleinerte Ohr nicht. 🙂 Wie war Afrika? Bestimmt fantastisch, oder? Die Bilder waren jedenfalls schon mal wunderfernwehschön!
Lynn
Fassu sieht echt gelassen aus. Vielleicht freut er sich auch darüber, so ein gewisses Raubein Image zu haben 😀
Es war der Wahnsinn. Wahrscheinlich werde ich sowieso die nächsten drei Monate nur über Namibia bloggen 🙂