Ein perfektes Wochenende in Churfranken

Tipps rund um Amorbach, Miltenberg und Umgebung

PRESSEREISE* – Churfranken, das klingt nach einer unglaublich alten, ehrwürdigen Regionsbezeichnung, oder? Na ja, fast. Die Region gibt es natürlich schon lange, den Namen “Churfranken” aber erst seit 2007. Da hat man sich nämlich überlegt, dass dieses Fleckchen im Dreiländereck Bayern, Hessen und Baden-Württemberg, malerisch zwischen Odenwald und Spessart gelegen, einen eigenen Namen braucht. Und da es ein Teil von Franken ist, lag das nahe. Das “Chur” hat aber nichts mit der Schweiz zu tun, sondern mit der Kurie, genauer gesagt mit dem Erzbischof von Mainz, der gleichzeitig Kurfürst war, und dem diese Region zugesprochen wurde.

Aber was ist Churfranken genau? Vor allem eine Region für Genießer. Hier wird Wein angebaut, Bier gebraut und Whisky destilliert. Hier warten verwunschene Wanderwege darauf, erkundet zu werden und kleine Lokale mit köstlicher Küche. Hier fließt der Main durch mittelalterliche Städte, die mit ihren Fachwerkhäusern der Inbegriff von “pittoresk” sind. Zeit also für ein Wochenende in Churfranken.

Anreise

Ich glaube, wer mich kennt weiß, dass mir die Umwelt durchaus am Herzen liegt. Der weiß aber auch, dass die Deutsche Bahn und ich in diesem Leben keine Freunde mehr werden. Daher entscheide ich mich für die Anreise mit dem Auto. Da wir uns einige Orte anschauen wollen, ist es auch sinnvoll, denn so bleibt man mobil und flexibel.

Bei einer Anreise per Zug kann man zum Beispiel nach Frankfurt oder Aschaffenburg fahren und dort umsteigen. Von hier gibt es zum Beispiel Verbindungen nach Miltenberg, Amorsbach, Klingenberg am Main oder Erlenbach am Main. Aber Achtung: Wer abends gerne etwas länger unterwegs sein möchte, sollte bedenken, dass der öffentliche Nahverkehr seine Segel gern schon mal um 19 Uhr streicht. Um vor Ort nicht auf Taxen angewiesen zu sein, kann man die Zuganreise gut mit einem E-Bike kombinieren, das einen schnell und mühelos an den Zielort bringt. Denn je nachdem wo man unterkommt, kann das schon mal ein bisschen abgelegen sein.

E-Bike-Verleihe gibt es in Amorbach, Collenberg, Eichenbühl, Elsenfeld, Großheubach und Großostheim.

Programm für 3 Tage in Churfranken

Was kann man unternehmen, wenn man “nur” ein Wochenende in Churfranken hat? Die Region hat natürlich weit mehr zu bieten, als man in zwei Tagen entdecken kann. Deshalb habe ich mich auf eine Auswahl an Highlights konzentriert, die für mich das perfekte Wochenenderlebnis ausmachen: historische Städtchen mit Fachwerkcharme, ein bisschen Kultur und Geschichte, regionale Spezialitäten genießen und zum Abschluss ein Ausflug in schwindelerregende Höhen (leider im wahrsten Sinne des Wortes für mich). Ein kleiner Mix aus Entschleunigung, Genuss und Entdeckung!

Tag 1: Anreise, Mittagessen Stangs Küche, Führung durch Amorbach, Besuch Kapelle Amorsbrunn, Abendessen im Schafhof

Tag 2: Historische Stadtführung durch Miltenberg, Mittagessen in Faust Braustuben, Besuch der Faust-Brauerei, Alternative für Anti-Alkoholiker: Erlebnisbahnhof Gleis 1, Abendessen in der Krone

Tag 3: Besuch der Martinskapelle in Bürgstadt, Besichtigung der St. Kilians Destillerie und Bunker City, Alternative für Anti-Alkoholiker: Wanderung zur Gotthardsruine, Mittagessen, Rundflug von Mainbullau, Abreise

Unterkünfte & Restaurants

Schafhof Amorbach

Es geht über eine Holperstrecke durch den Wald und dann immer weiter den Hügel hinauf, bis das einsam gelegene Gehöft in Sicht kommt. Einsam aber nicht im Sinne von Horrorfilm-Grusel, sondern im Sinne von Idylle und Ruhe. Willkommen auf dem Schafhof! Und keine Sorge: Der Weg ist wirklich gut ausgeschildert und auch Google Maps leitet einen korrekt.

Der Schafhof, auch bekannt als „Amorhof“, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Anwesen im Jahr 1446, als es Teil der Benediktinerabtei Amorbach war. Die Mönche nutzten den Hof zur Schafzucht, sowohl zur Ernährung als auch zur Herstellung von Pergament. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte der Schafhof mehrfach den Besitzer, darunter die Fürsten von Leiningen aus der Pfalz.

Das war gut

Speisen: Exquisit! Ich habe hier sogar Dinge mit Genuss verzehrt, die ich eigentlich gar nicht mag. Aber sie waren derart köstlich zubereitet, dass sie auf der Zunge zergingen (Hallo, Ziegenkäse!).

WLAN: Schnell und problemlos, so kann man (wenn man selbst und ständig arbeitet) auch noch fix ein paar Aufgaben erledigen.

Aussicht und Einrichtung: Rustikal, aber gemütlich. Die Zimmer kommen ohne jedweden Schnickschnack aus und das ist auch gut so, denn so kommen Holz(optik) und Mauerwerk am besten zur Geltung. Die Aussicht ins Tal und auf die Gotthardsruine ist unbeschreiblich schön.

Kleine Winkel & Details: Wenn man über das Gelände läuft, entdeckt man immer wieder kleine, liebevoll gestaltete Ecken. Der Kräutergarten mit Rosmarin, die Sammlung alter Kutschen oder die Wand voller Vogelhäuschen zum Beispiel.

Das ginge besser

Hotelzimmer: Nehmt am besten kein Zimmer im 2. Stock, wenn es sich einrichten lässt. Hier gibt es viele Schrägen und Balken, die es manchmal mühsam machen, sich durch das Zimmer zu bewegen. Außerdem sind dadurch die Betten sehr niedrig.

Das ist jetzt ein ganz persönlicher Punkt, aber mir waren die Matratzen viel zu hart. Mein Mann hätte sich aber wie im 7. Himmel gefühlt.

Der Wasserdruck ist recht gering, aber das ist nun wirklich Meckern auf sehr hohem Niveau.

Stimmung: Ich denke, es lag daran, dass wir auf Pressereise waren und man daher ein Menü für uns vorbereitet hatte, aber an manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass mein Vegetarismus enttäuscht aufgenommen wurde. Dabei müssen sich die vegetarischen Speisen nicht verstecken!

Preise werden nicht auf der Website dargestellt. Das finde ich ärgerlich, aber man kann zum Beispiel bei Booking schauen, dort findet man dann auch die Kosten. Auch hier wäre das Versteckspiel gar nicht nötig, die Preise sind absolut in Ordnung.

Landhotel & Restaurant Der Schafhof Amorbach

Adresse: Schafhof 1, 63916 Amorbach

Telefon: 09373 97330

Adler Landhotel in Bürgstadt

Eine zentraler gelegene, aber dennoch ruhige Übernachtungsmöglichkeit ist das Adler Landhotel in Bürgstadt. Hier herrscht gemütliche Atmosphäre im Frühstückszimmer und moderner Komfort im großzügig geschnittenen Hotelzimmer. Die Einrichtung ist allerdings etwas charakterlos, wie ich finde. Aber das wird wettgemacht mit einem Bio-Naturpool und einer Sauna. Wer hier nicht entspannt ist selber Schuld. Leider muss ich mich da an die eigene Nase fassen, denn ich hatte weder Zeit für das eine, noch für das andere. Dafür habe ich ausgiebig gefrühstückt und war sehr glücklich mit der großartigen und leckeren Auswahl.

Von hier aus kann man zu Fuß Bürgstadt erkunden und beispielsweise zur Martinskapelle laufen, von der ich später noch erzähle.

Adler Landhotel

Adresse: Hauptstraße 30, 63927 Bürgstadt

Telefon: 09371 97880

Gasthof Zur Krone in Großheubach

In der Krone in Großheubach habe ich nicht übernachtet, sondern nur zu Abend gegessen. Man kann aber hier auch sowohl im Haupthaus in Gästezimmern übernachten, als auch eine kleine Ferienwohnung direkt um die Ecke anmieten. Zu den Unterkünften selbst kann ich nichts sagen, wohl aber zur herzlichen Gastgeberin Niki Restel, die einem sofort das Gefühl gibt, bei ihr willkommen zu sein. Und das egal, ob man Abendgarderobe oder Wanderkluft trägt. Der Gastraum ist urig, das Essen trotzdem edel. Und als Sommelière kennt sich Niki natürlich bestens mit den heimischen Weinen aus.

Gasthof Zur Krone

Adresse: Miltenberger Str. 1, 63920 Großheubach

Telefon: 09371 2663

Stangs Küche in Amorbach

Stephanie und Ralf Stang haben sich mit der Gaststätte ihren Traum erfüllt und das merkt man. Im ehemaligen Deutschen Hof gelegen erwarten einen hier echte regionale Köstlichkeiten, aber auch moderne, zeitgemäße Gerichte. Ich hab mich zum Beispiel sehr über das vegane Menü gefreut, für das Stephanie gekämpft hat, um es auf die Karte zu setzen. Ihr zu Ehren findet sich dort auch die Currywurst nach NRW-Art, denn sie stammt aus Essen im Ruhrgebiet.

Der Biergarten liegt ganz malerisch im Hinterhof mit karierten Tischdecken, Holztischen und -stühlen und alten, knorrigen Bäumen, deren Äste sich durch den Garten schlängeln und die bei praller Sonne angenehmen Schatten spenden. Wer mit dem elektrischen Radel anrollt, kann dieses sogar während des Essens laden.

Besonders sympathisch fand ich das sehr, sehr freundliche Entgegenkommen, mir ein bestimmtes Gericht zu vegetarisieren, dass hier als selbstverständlich empfunden wurde. Das ist wirklich nicht überall so, umso mehr habe ich mich über meine Spätzle in herzhafter Sauce gefreut!

Stangs Küche

Serviceoptionen: Sitzgelegenheiten im Freien · Kamin · Vegetarische Speisen im Angebot

Adresse: Löhrstraße 32, 63916 Amorbach

Telefon: 09373 6699977

Öffnungszeiten: 

Sonntag11:30–14:00, 17:30–22:30
Montag11:30–14:00, 17:30–22:30
Dienstag11:30–14:00, 17:30–22:30
MittwochGeschlossen
Donnerstag17:30–22:30
Freitag11:30–14:00, 17:30–22:30
Samstag11:30–14:00, 17:30–22:30

Faust Braustuben in Miltenberg

Braustube, aber modern! Hier sitzen Jung und Alt in entspannter Atmosphäre zusammen, freuen sich über “Kloß mit Soß” oder Haxe und dazu natürlich das passende Bier von Faust. Wer’s moderner mag, setzt sich in die Lounge, wer’s traditioneller möchte, geht in die Braustube. Und bei gutem Wetter gehen sowieso alle in den Biergarten, der mit riesiger Kastanie und Blick aufs Wasser punktet.

Faust Braustuben

Serviceoptionen: Sitzgelegenheiten im Freien · Vegane Speisen im Angebot · Livemusik

Adresse: Löwengasse 3, 63897 Miltenberg

Telefon: 09371 2709

Öffnungszeiten: 

Sonntag11:30–22:00
MontagGeschlossen
Dienstag11:30–22:30
Mittwoch11:30–22:30
Donnerstag11:30–22:30
Freitag11:30–00:00
Samstag11:30–00:00

Gaumenfreuden für Genießer geistiger Getränke

Nun mögen eifrige Leser:innen denken: Moment mal, Anuschka trinkt doch so gut wie gar keinen Alkohol? Was soll dann ein Beitrag über Bier, Wein und Whisky? Tja, ich nehme eben alles Mögliche auf mich, um gute und informative Artikel zu schreiben!

Spaß beiseite, auch ich hatte meine Bedenke, als ich die Einladung zur Pressereise bekam und das alkohollastige Programm sah. Mir wurde aber von Seiten der Veranstalter:innen versichert, dass das kein Problem sei und das war es auch nicht. Denn, und das sage ich auch immer in meinen Vorträgen, ich kann Leuten unglaublich gut zuhören, wenn sie nur mit Begeisterung erzählen! Und die Führungen durch die Brauerei und die Destillerie waren so spannend, unterhaltsam und informativ, dass es eigentlich egal war, dass ich keine große Vorliebe für das Endprodukt habe.

Die St. Kilians Destillerie in Rüdenau

Wer hätte gedacht, dass sich in der Abgeschiedenheit des kleinen Orte Rüdenau die größte Whisky-Destillerie Deutschlands befindet? Ich nicht, aber ich hab ja auch keine Ahnung! Gegründet wurde die Destillerie 2012 von Andreas Thümmler, einem passionierten Sammler von Whiskyfässern (und deren Inhalt). Gemeinsam mit dem irischen Whiskey-Experten David F. Hynes und dem Braumeister Mario Rudolf aus Amorbach entstand eine Destillerie, die sich der Herstellung von Single Malt Whisky nach schottischem Vorbild verschrieben hat. Die Produktion begann im März 2016 mit zwei 6.000-Liter-Kupferbrennblasen der schottischen Firma Forsyths, die in einer ehemaligen Textilfärberei am Ortseingang von Rüdenau installiert wurden.

Soweit, so interessant. Aber das wirklich spannende ist, wo die Fässer zur Reifung gelagert werden, nämlich in…

Bunker City

Gemeinsam mit Mario und Andreas fahren wir los, es geht durch den Wald und über die Landesgrenze nach Hessen nach Hainhaus. Dort erwartet uns ein meterhoher Zaun mit Stacheldraht, den wir aber einfach ignorieren und auf das weitläufige Gelände fahren. Hier, mitten im Wald, befinden sich 120 ehemalige NATO-Bunker. Angelegt in den 50er- und 80er-Jahren dienten sie lange als Munitionslager. Gelagert wird heute immer noch, allerdings Pirelli-Reifen und eben St. Kilians-Whisky.

23 der Bunker hat die Destillerie von der Odenwald Regionalgesellschaft gemietet. Darin: Etwa 11.000 Fässer Whisky. In 400 verschiedenen Fassorten reift hier der Whisky mindestens 3 Jahre, gerne länger. Dabei sinkt der Alkoholgehalt und ein Teil der Flüssigkeit verdunstet – der sogenannte “Angel Share“, also der Teil, den die Engel bekommen. Der älteste Whisky ist momentan 9,5 Jahre. Was nicht daran liegt, dass noch älter nicht gut wäre, sondern einfach, dass es die Destillerie ja noch gar nicht so lange gibt.

Mario erzählt uns glücklich, dass es natürlich auch in Deutschland sehr strenge Gesetze, Auflagen und Reinheitsgebote zu erfüllen gilt, man in der Whiskyherstellung aber deutlich freier und kreativer sein kann, als zum Beispiel in Schottland. So reift der Whisky hier nicht nur in Eiche, sondern auch in Kastanie, Maulbeere, Akazie, Zeder, Buche usw.

Und auch ganz besondere Projekte können umgesetzt werden. Wie die “Exhumation”-Edition, für die gemeinsam mit der Heavy Metal Band Grave Digger Whisky zur Reifung in Särgen vergraben wurde. Überreste davon sind noch zu finden und wirken im ersten Moment doch etwas befremdlich.

St. Kilian Distillers GmbH

Adresse: Hauptstraße 1-5, 63924 Rüdenau

Telefon: 09371 407120

Öffnungszeiten: 

Montag10:00–18:00
Dienstag10:00–18:00
Mittwoch10:00–18:00
Donnerstag10:00–18:00
Freitag10:00–18:00
Samstag10:00–18:00
SonntagGeschlossen

Die Faust Brauerei in Miltenberg

Das Brauhaus Faust zu Miltenberg ist die älteste Brauerei im Rhein-Main-Gebiet und blickt auf eine über 370-jährige Geschichte zurück. Gegründet wurde sie im Jahr 1654 von Kilian Francois Mathieu Servantaine, einem belgischen Einwanderer, der nach dem Dreißigjährigen Krieg in die Region kam und die Brauerei unter dem Namen Löwenbrauerei etablierte.

Dieser Kilian ist übrigens nicht der Heilige von der Destillerie, bei dem handelt es sich um einen irischen Missionar. Die beiden Betriebe stehen aber dennoch miteinander in Verbindung, denn St. Kilian reift Whisky in ehemaligen Brauerei-Fässern!

Im Laufe der Jahrhunderte wechselte die Brauerei mehrfach den Besitzer. Im Jahr 1895 wurde der Braumeister Johann Adalbert Faust Alleininhaber. Seitdem befindet sich das Unternehmen in Familienbesitz und wird heute in der vierten Generation von Johannes Faust geführt.

Johannes begrüßt uns kurz, als wir unsere Führung bei seiner Cousine Dorothea beginnen, eilt dann aber ins nächste Meeting. So ein modernes Brauereibesitzerleben ist mit Sicherheit ganz schön anstrengend. Umso schöner, dass es wohl auch in der nächsten Faust-Generation Interesse am Unternehmen gibt. Johannes’ Neffe überlegt, in seine Fußstapfen zu treten.

Mit Dorothea erkunden wir die Brauerei, die sich ganz dem Slow Brewing, also dem Zubereiten von Bier mit Zeit und Ruhe, verschrieben hat. In den Kupferkesseln entstehen die verschiedensten Biere, zum Beispiel saisonale Spezialitäten wie das Winterfestbier, verschiedene Craft-Biere, darunter das Auswandererbier 1849 (Imperial IPA) und den holzfassgereiften Eisbock aber auch ganz klassisch Pils und Hefeweizen.

Ich persönlich mag kein Bier, trotzdem fand ich die Führung sehr interessant. Es gab viel zu entdecken und das nicht nur mit Augen und Ohren. Wir durften nämlich auch das Malz probieren und unsere Nasen in die Gärbecken stecken. Und ich habe sogar etwas gefunden, das mir geschmeckt hat, nämlich das alkoholfreie Radler! Wenn man das dann noch im Bier-Himmel mit bestem Blick auf Miltenberg genießen kann…was will man mehr?

Brauhaus Faust KG

Adresse: Hauptstraße 219, 63897 Miltenberg

Telefon: 09371 97130

Öffnungszeiten: 

Montag10:00–18:00
Dienstag10:00–18:00
Mittwoch10:00–18:00
Donnerstag10:00–18:00
Freitag10:00–18:00
Samstag10:00–16:00
Sonntag11:00–16:00

Churfrankens Weingüter

Ich hab sie mir ehrlicherweise nicht angeschaut und auf meiner Reise auch keinen Schluck von dem unglaublich edlen Wein, der uns kredenzt wurde, getrunken, aber ich möchte die zahlreichen Weingüter der Region natürlich nicht unerwähnt lassen. Ich bin sicher, wer Wein liebt, wird hier selig. Viele Winzer hier arbeiten in kleinen, familiengeführten Betrieben und betreiben Häckerwirtschaften, saisonale Weinstuben, in denen sie ihre Weine direkt an die Besucher:innen ausschenken.

Um ein paar Beispiele zu nennen:

Was den Wein der Region ausmacht, ist der Buntsandstein, der hier nicht nur im Weinanbau allgegenwärtig ist, sondern auch in der Architektur. Und der kann man sich natürlich auch widmen! Zum Beispiel bei einem schönen Ausflug.

Ausflüge durchs malerische Churfranken – Geschichte und Kultur

Per Pedes durch Churfranken

Stadtführung Amorbach

Templerhaus

Unser Rundgang beginnt am Templerhaus, einem der ältesten Gebäude Deutschlands. Das Obergeschoss stammt von 1291, der steinerne Unterbau ist vermutlich noch älter. Ursprünglich war es wohl ein befestigter Hof im Vorfeld der Wildenburg. Erbauer war die Adelsfamilie „Rüden von Collenberg“, später ging das Anwesen in bürgerlichen Besitz über.

Seit 1981 gehört das Templerhaus der Stadt, die es vorbildlich restaurieren ließ – ausgezeichnet mit der Europa-Nostra-Medaille. Der Name „Templerhaus“ ist historisch nicht belegt und entstand erst im 19. Jahrhundert. Momentan kann man leider nicht hinein, aber auch von außen lohnt ein Blick.

Unter- & Oberstadt

Wenn man durch die Gassen des höhergelegenen Teil Amorbachs, der Oberstadt, streift, sieht man vor vielen Häusern Kellerzugänge. Die oft recht großen Keller mussten sich allerdings mit den Bewohner:innen der Unterstadt geteilt werden. Dort konnten aufgrund der Überschwemmungsgefahr keine eigenen Keller angelegt werden.

Zehntscheuer & Zehnthof

Nur wenige Schritte weiter stehen die Zehntscheuer und der angrenzende Zehnthof, Überbleibsel des mittelalterlichen Wirtschaftssystems. Hier wurden Abgaben – der sogenannte „Zehnt“ – in Form von Naturalien wie Getreide und Vieh gelagert und verwaltet. Der Zehnhof selbst ist leider baufällig und kann nicht betreten werden, aber der kleine Garten ist ein Idyll der Ruhe und Verwunschenheit. Wenn die Tür auf ist, darf man rein – also nur keine Scheu. Die Zehntscheuer dient mittlerweile als Eventlocation, in der regelmäßig Musikabende und Comedyauftritte stattfinden.

Zwei Kirchen für Amorbach

In Amorbach gibt es zwei bedeutende Kirchen, die eng mit der Geschichte der Stadt und ihrer geistlichen Bedeutung verbunden sind: St. Gangolf und die fürstliche Abteikirche. Beide Gotteshäuser stehen sinnbildlich für unterschiedliche Epochen und Funktionen innerhalb der kirchlichen und gesellschaftlichen Entwicklung Amorbachs.

St. Gangolf – Die Pfarrkirche der Bürger

Die Pfarrkirche St. Gangolf ist die ältere der beiden Kirchen und war über Jahrhunderte das Gotteshaus der Bürger. Sie wurde im 12. Jahrhundert erbaut und mehrfach umgestaltet. Der heutige Bau vereint romanische Ursprünge mit gotischen und barocken Elementen. St. Gangolf war bis zur Säkularisation 1803 die Kirche der Pfarrei und wurde danach weiter als Gemeindekirche genutzt. Ihr Patrozinium verweist auf den fränkischen Ritterheiligen Gangolf, was auf die frühe Christianisierung der Region hindeutet.

Die fürstliche Abteikirche – Klosterpracht des Barock

Die Abteikirche der ehemaligen Benediktinerabtei, heute bekannt als die fürstliche Abteikirche, wurde zwischen 1742 und 1747 im Stil des Spätbarock erbaut. Sie ersetzte eine ältere romanische Klosterkirche. Der Bau wurde unter der Leitung von Maximilian von Welsch errichtet und ist reich ausgestattet mit prachtvollen Altären, Deckenfresken und der berühmten Stumm-Orgel, einer der größten Barockorgeln Europas. Die Kirche diente ausschließlich dem Kloster und später dem Fürstenhaus zu Leiningen als repräsentatives Gotteshaus.

Zwei Kirchen – Zwei Aufgaben

Die Existenz zweier großer Kirchen in einem Ort wie Amorbach erklärt sich durch die einstige Trennung von Kloster- und Bürgergemeinde. Die Abteikirche war für die Mönche und den geistlichen Hochadel bestimmt, während St. Gangolf die Seelsorge für die örtliche Bevölkerung übernahm.

Historische Stadtführung Miltenberg

Mitten im Artikel, für mich aber das absolut unumstrittene Highlight der Reise: Unsere Stadtführung durch Miltenberg. Dorothea und ihre lustigen Gesellen nehmen uns mit auf eine Zeitreise 500 Jahre in die Vergangenheit, in die Zeit der Bauernaufstände. Wie das geht? Jede:r trinkt einen Eierlikör, wir halten uns an den Händen und schwupps, sind wir da. Und das noch vor 9 Uhr morgens!

Miltenberg blickt auf eine über 2.000-jährige Geschichte zurück. Bereits die Römer errichteten hier ein Kastell entlang des Limes, um das Imperium gegen germanische Stämme zu sichern. Die erste urkundliche Erwähnung Miltenbergs stammt aus dem Jahr 1237. Die gut erhaltene Altstadt mit den hübschen Fachwerkhäusern, dem Schnatterloch und der Mildenburg zeugen noch heute von damals.

Auf unserem Spaziergang durch das mittelalterliche Miltenberg begegnen wir jeder Menge illustrer Gestalten, die uns mit Fakten und Informationen füttern. Aber das passiert in so mundgerechten Häppchen, dass man sich nie langweilt. Im Gegenteil, man freut sich schon auf die nächste Begegnung und fragt sich, wer es wohl sein mag.

Das Gasthaus „Zum Riesen“ in Miltenberg ist eines der ältesten Gasthäuser Deutschlands – urkundlich erstmals 1411 erwähnt. Das heutige Gebäude wurde 1590 im Stil der Renaissance als imposantes Fachwerkhaus erbaut und diente über Jahrhunderte hinweg als Herberge für Fürsten, Könige und andere Reisende von Rang. Zu den berühmten Gästen zählen unter anderem Kaiser Friedrich Barbarossa, König Ludwig I. von Bayern und auch Elvis Presley.

Während der Reformation und des Deutschen Bauernkriegs um 1525 war auch die Region um Miltenberg und Amorbach in Auseinandersetzungen verwickelt. Viele Bauern, Knechte und Handwerker aus dem Odenwald und dem Maintal schlossen sich den Aufständischen an, um gegen die sozialen Ungleichheiten und die Willkür der geistlichen und weltlichen Herrscher zu protestieren.

Besonders das Kloster Amorbach und umliegende Adelssitze gerieten ins Visier der Aufständischen. Und das unter der unfreiwilligen Leitung einer wahren Berühmtheit, nämlich Götz von Berlichingen. Er versuchte, die Bauern zu beschwichtigen, doch erfolglos. Am Ende fanden deren Forderungen nach mehr Rechten und weniger Abgaben fanden kein Gehör – der Aufstand wurde brutal niedergeschlagen.

Vielleicht bin ich als Historikerin nicht ganz unparteiisch, aber die Führung war ganz, ganz großes Kino! Dorothea ist ein wandelndes Wikipedia zur Region und auch die anderen Mitspieler haben ihre Rollen mit Humor und Hintergrundwissen zum Leben erweckt.

Abgehobenes Highlight: Rundflug von Mainbullau

Die Überschrift ist absichtlich etwas zweideutig, denn diese Unternehmung ist natürlich nur etwas für Menschen mit entsprechendem Budget und der Lust an Höhenflügen. Wobei, das trifft eigentlich nur zu, wenn man lange in der Luft bleiben will. Wem ein kurzer Ausflug in den Himmel reicht, der ist pro Person und je nach Maschine schon mit 30 € dabei!

Hoch oben, auf der Kuppe eines Höhenzugs, da liegen nämlich Mainbullau und der ortseigene Flugplatz. Von hier starten kleine Maschinen mit 2 oder 4 Passagierplätzen, so wie die Robin Ecoflyer von Peter. Er lädt uns ein, einen Blick aus der Vogelperspektive zu wagen.

Die Maschine vibriert, wir rollen über das Feld und dann schweben wir hinaus in die Weite, unter uns all die kleinen Orte und der große, mächtige Main. Ein unbeschreibliches Gefühl. Also grundsätzlich. Leider kann ich aber doch beschreiben, dass ich mit zunehmendem Alter so etwas nicht mehr besonders gut vertrage. Und so bin ich nicht böse, dass es ein kurzes, aber intensives Erlebnis bleibt.

Der Schafhof von oben

Erlebnisbahnhof Gleis 1 in Amorbach

Der Erlebnisbahnhof Gleis 1 in Amorbach ist ein liebevoll restauriertes Bahnhofsensemble, das Eisenbahnromantik mit Gastronomie und Geschichte verbindet. Im Obergeschoss des historischen Bahnhofsgebäudes befindet sich ein kleines, aber feines Eisenbahnmuseum, das von den Eisenbahnfreunden Westfrankenbahn e.V. betrieben wird. Hier werden auf kleinem Raum zahlreiche Exponate zur Geschichte der Eisenbahn präsentiert, darunter historische Geräte, Signalanlagen und Modellbahnen.

Sonderzug nach Pankow

Ein besonderes Highlight ist die Udo-Lindenberg-Lok, die der Künstler selbst gestaltet hat, und die hier auf dem Abstellgleis steht. Es handelt sich tatsächlich um den berühmten Sonderzug nach Pankow. Eigentlich ja nur ein Gag aus dem gleichnamigen Lied, fuhr Udo Lindenberg 2003 von Berlin-Friedrichstraße über die Kanonenbahn nach Magdeburg, um dort an den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit teilzunehmen. Unterwegs wurde symbolisch sogar eine Mauer durchbrochen (allerdings aus Holz und Styropor), auf der der Slogan “Powern statt Mauern” aufgesprüht war.

Die Lok fuhr danach noch einige Jahre, wurde aber schließlich ausrangiert und in Amorbach dachte man sich: Die nehmen wir. So kam die Lok hierher, wurde mit Kränen auf das Abstellgleis gehoben und erfreut jetzt Udo Lindenberg-Fans und andere Besucher:innen.

Gaststätte & Biergarten

Im Erdgeschoss lädt die Gaststätte Gleis 1 mit einem gemütlichen Biergarten zum Verweilen ein. Die Terasse wurde komplett neu gemacht und ist gerade rechtzeitig für das schöne Wetter fertig geworden. Wer lieber drinnen sitzen möchte, hat die Wahl zwischen erster, zweiter und dritter Klasse, die sich allerdings nicht in der Qualität der Speisen, sondern im Sitzkomfort bemerkbar machen. Alle Gasträume sind liebevoll gestaltet und überall findet man Erinnerungsstücke an die Geschichte der Eisenbahn.

Schlaf- & Speisewagen

Früher standen als besonderes Übernachtungserlebnis auf dem Gelände original restaurierte Schlaf- und Speisewagen bereit. Die Wagen, die die schönsten Agatha Christie-Assoziationen wachrufen, sind auch immer noch da, momentan aber leider nicht in Betrieb, da die Kosten zu hoch sind. Wie gerne würde ich hier übernachten und dann im Speisewagen frühstücken. Wer weiß, vielleicht findet sich ja doch noch ein Investor!

Wem die Glocke schlägt – Kirchen und Kapellen

Martinskapelle Bürgstadt

Die Martinskapelle in Bürgstadt zählt zu den ältesten erhaltenen Kirchenbauten in Franken und wurde vermutlich um das Jahr 950 als steinerner Bau errichtet. Sie diente ursprünglich als Pfarrkirche für die Region. Es wird angenommen, dass sie auf den Fundamenten eines noch älteren, möglicherweise hölzernen Vorgängerbaus steht. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Kapelle mehrere bauliche Veränderungen: Um 1200 wurden Langhaus und Chor erhöht, und um 1490 erhielt die Westfassade ein aufwändig gestaltetes gotisches Hauptportal.

Das Portal und der heilige Martin

Dieses Portal zeigt den heiligen Martin, dem die Kapelle geweiht ist. Auf der Darstellung sieht der Gute allerdings reichlich genervt aus. Und von großer Empathie mit dem Bettler ist auch nix zu merken, er schaut ihn nicht mal an, als er ihm den halben Mantel überreicht. Der arme Bettler hat übrigens keine Füße mehr, ein Hinweis darauf, dass er am sogenannten Antoniusfeuer leidet. Antoniusfeuer (auch „Heiliges Feuer“) ist eine alte Bezeichnung für eine durch das Mutterkornpilz verursachte Vergiftung.

Hat sich eigentlich schon mal jemand gefragt, warum Martin nur den halben Mantel gab? Man könnte ja denken: Junge, du bist Römer, da wirst du es dir ja wohl leisten können, den GANZEN Mantel zu spenden, oder? Grundsätzlich nicht falsch, allerdings gehörte der Mantel Martin nur zur Hälfte, die andere gehörte SPQR, also dem Senat und Volk Roms. Die durfte er nicht so einfach weggeben.

Dem Mantel verdanken wir übrigens auch das Wort “Kapelle“. Die Etymologie des deutschen Wortes (engl. “chapel”) leitet sich nämlich von lateinisch “cappa” ab, was “Mantel” bedeutet, und dem Diminutiv “capella”. Ursprünglich bezeichnete es den Ort, an dem die Mantelhälfte des heiligen Martin von Tours in Paris verehrt wurde. Was man nicht so alles lernt in Bürgstadt!

Die Sühnekreuze

Direkt rechts neben dem Eingang der Kapelle stehen drei Steinkreuze auf dem Boden. Sie erinnern an drei Kegelbrüder, sie sich ob ihrer Leidenschaft so arg zerstritten haben, dass Bruder 1 Bruder 2 erschlug, woraufhin Bruder 3 entsetzt Bruder 2 tötete. Bruder 3 wurde daraufhin wegen Mordes hingerichtet. Ende gut, alle tot. Was lernen wir daraus? Kegeln, ganz gefährlicher Sport!

Die Armenbibel

So, jetzt hab ich schon ganz schön viel geschrieben und wir sind noch nicht mal reingegangen ins Kapellchen. Los geht’s! Drinnen erwartet uns eine sogenannte “Armenbibel“. Dabei handelt es sich um Bilder, die Szenen aus der Bibel zeigen. Wir befinden uns hier in einem Kirchenbau der Gegenreformation und auch wenn die Vertreter selbiger, wie der Name schon sagt, gegen die Reformation der Kirche waren, konnten sie nicht abstreiten, dass ein paar Änderungen sinnvoll waren, wenn man seine Schäfchen nicht verlieren wollte.

Und da die meisten Menschen damals nicht lesen konnten, schon gar nicht das Latein der Bibel, ihnen deren Geschichten aber trotzdem näher gebracht werden sollten, entschied man sich für die Bilderbuchform an den Wänden. Der Nürnberger Maler Andreas Herneisen begann 1589 mit der Ausmalung des Chorraums, der Decken und der Empore. Sein Werk wurde 1593 von einem Künstler mit den Initialen I.B.M. fortgesetzt, der vermutlich I.B. Michel war. Die Malereien umfassen 40 Medaillons an den Seitenwänden, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament darstellen.

Die höllische Gans

Besonders hingebungsvoll hat der Künstler sich dem Tag des Jüngsten Gerichts gewidmet, an dem die Toten auferstehen und von Gott entweder in den Himmel geschickt, oder in die Hölle verbannt werden. Nettes Detail: Die kleine Gans, die die Zombies fröhlich an den Pforten der Hölle, hier dargestellt durch einen etwas gelangweilten Drachen, empfängt.

Bei der Gans handelt es sich um Jan Hus, einen Reformatoren, der mit seinen angeblichen “Irrlehren” die Menschen in die Hölle gelockt haben soll. Hus war Tscheche und sein Nachname bedeutet aus dem Tschechischen übersetzt “Gans”.

Hexenjagd in Bürgstadt

Und dann haben wir ja noch den Altar! Ich möchte ja niemanden langweilen, aber ich verspreche auch die Geschichte dahinter ist interessant. Der Altar wurde von Leonhard Gackstedt, dem örtlichen Zehntgraf, gestiftet. Dessen Frau Brigitta war nämlich Opfer eines Denunziation geworden, man hatte sie als Hexe verleumdet. Hat man so einen Ruf weg, wird man ihn nur schwierig wieder los und der Hexenwahn forderte auch hier in der Region zahlreiche Opfer. Um ihren Namen rein zu waschen und alle Zweifel an ihrer Christlichkeit auszumerzen, ließ Gackstedt daher den Altar errichten.

Amorsbrunn

Die Kapelle Amorsbrunn bei Amorbach ist etwa zwei Kilometer vom Stadtzentrum entfernt und liegt ganz idyllisch im Otterbachtal. Nebenan grasen niedliche kleine Ponys und die Szenerie wirkt wie aus einem Film. Die Kapelle wurde über einer Quelle errichtet, die seit vorchristlicher Zeit als heiliger Ort verehrt wird. Das Wasser soll gegen alle Mögliche helfen, besonders aber gegen nicht gewollte Kinderlosigkeit. Maria Theresia soll sich Wasser der Quelle liefern haben lassen und die gute Frau hatte immerhin 16 Kinder! Die Quelle schüttet konstant etwa vier Liter Wasser pro Sekunde und speist den Otterbach, der ab dieser Stelle „Amorbach“ genannt wird.

Die heutige Kapelle wurde im Jahr 1521 errichtet und ersetzte eine romanische Vorgängerkirche aus dem 12. Jahrhundert. Der Name „Amorsbrunn“ leitet sich nicht vom lateinischen „amor“ (Liebe) ab, sondern angeblich vom Heiligen Amor, der auch bildlich in der Kapelle dargestellt wird. Die Statue stammt aus dem 15. Jahrhundert. Amor wurde allerdings, wie unsere allwissende Führerin Dorothea uns verraten hat, erst im Nachhinein erfunden. Tatsächlich stammt das Wort wohl von “Emmer”, einer Bezeichnung für ein Urgetreide, ab.

Im Inneren der Kapelle befindet sich ein spätgotischer Flügelaltar mit einer Darstellung der „Wurzel Jesse“. Das Ganze wirkt ganz schon unbequem, wie dem guten Mann da im wahrsten Sinne des Wortes ein Stammbaum aus der Brust entspringt. Er zeigt die Herkunft Jesu auf, der selbst als Kleinkind auf dem Arm Marias dargestellt ist. Hinter den Sitzbänken der ersten Reihe befindet sich der Zugang zur Quelle, abgedeckt durch einen hübschen, hölzernen Fisch.

Die Kapelle ist vom 1. Mai bis zum 30. Oktober täglich zwischen 10:00 und 17:00 Uhr für Besucher geöffnet .

Gotthardsruine

Ohne zu wissen, was es ist, ist mir dieses Gebäude sofort ins Auge gefallen, als ich am Schafhof aus dem Auto gestiegen bin. Es thront auf einem gegenüberliegenden Höhenzug, mit Blick in die sieben umliegenden Täler. Es handelt sich um die Gotthardsruine auf dem Gotthardsberg bei Amorbach. Ursprünglich stand hier im 8. Jahrhundert die Burg Castrum Frankenberg, errichtet vom fränkischen Gaugrafen Ruthard. Im Jahr 1138 wurde eine dem Heiligen Godehard von Hildesheim geweihte Kapelle hinzugefügt, woraufhin der Berg den Namen Gotthardsberg erhielt.

Nach der Zerstörung der Burg im Jahr 1168 durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa wurde an ihrer Stelle ein Zisterzienserinnenkloster errichtet, das bis zu seiner Auflösung im Jahr 1439 bestand. Hieran waren wohl maßgeblich die männlichen Benediktiner im Tal beteiligt, denen die fleißigen Damen auf dem Berg, die sozusagen auf sie herunterblickten und wohl einen sehr viel besseren Ruf hatten, ein Dorn im Auge waren. Ihr Hass soll darin gegipfelt sein, dass sie die Nonnen in Fässern den Berg hinabstießen.

Die heutige Ruine ist das Überbleibsel einer dreischiffigen Pfeilerbasilika, die nach dem Bauernkrieg von 1525 wiederaufgebaut wurde. Ein Blitzschlag zerstörte die Kirche im Jahr 1714 erneut, und seitdem steht nur noch die Ruine. Besonders markant ist der etwa 17 Meter hohe Treppenturm, der heute als Aussichtspunkt dient und einen beeindruckenden Blick über die sieben Täler bietet.

Man kann die Ruine zu Fuß von Amorbach aus erreichen, sie ist rund um die Uhr geöffnet. Verschiedene Wanderwege, wie der Nibelungensteig und der Fränkische Marienweg, führen zur Ruine.

*Transparenzhinweis / Disclaimer zur Pressereise

Diese Reise fand im Rahmen einer Pressereise statt und wurde organisiert von Churfranken e.V..
Trotz der Einladung spiegelt dieser Beitrag meine persönliche Meinung wider. Ich berichte unabhängig, authentisch und ehrlich, so wie ich die Reise erlebt habe.

Eine bezahlte Kooperation liegt nicht vor, und es bestand keine Einflussnahme auf den Inhalt dieses Artikels.

2 Comments

  • Brigitte Wallraf

    Seitdem ich deinen Artikel gelesen habe, schwirrt mir Churfranken durch den Kopf. Ich muss zugeben, dass ich von dieser Region noch nie etwas gehört habe. Und dann kommt dein Bericht und ich überlege, wann habe ich mal wieder ein Wochenende Zeit, um dieses schöne Fleckchen Deutschland zu besuchen. Vielen Dank für deine umfangreichen, genau recherchierten Tipps. Ich fürchte nur, dass ein Wochenende nicht ausreichen wird, um all das zu genießen, was du vorgestellt hast.

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