Die Burgen von Wales: Cardiff, Pembroke, Caernarfon & Conwy
Kennt ihr den Job des Halbtagspräsidenten? Nicht? Der ist aber verdammt nützlich! Wenn man zum Beispiel gemeinsam reist und der eine ständig Burgen angucken und der andere die ganze Zeit durch die Landschaft stiefeln will. Dann bietet es sich ganz doll an, den Halbtagspräsidentenjob im Wechsel zu übernehmen. Dann kriegt jeder, was er will. Theoretisch.
Okay, ich gebe zu, manche Halbtagspräsidenten sind diesbezüglich nicht ganz fair und nörgeln an der Vormittagsgestaltung des anderen herum, während andere einfach tiefenentspannt beides genießen. Und jetzt ratet mal, zu welcher Kategorie ich gehöre…
“Duuu, müssen wir jetzt echt noch auf den Turm? Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Aussicht davon eine eklatant andere ist, als die von den anderen acht, auf denen wir bisher waren…”
“Kätzchen, wie kommt es, dass du gestern frohgemut die Klippen hoch und runter kraxelst, jetzt aber ein Turm mit ein paar Treppenstufen zu viel für dich ist?”
“Das ist ja was völlig anderes!”
Mh. Vielleicht sollte ich nochmal über meine Einstellung zur Gleichberechtigung nachdenken. Denn wenn ich ehrlich bin: Ich fand die Burgen auch ziemlich beeindruckend. Schließlich haben wir beide Geschichte studiert und die konnte man hier praktisch atmen. Aber auf welchen Burgen waren wir denn nun?
Cardiff Castle – Die Burg der walisischen Hauptstadt
Unser allererster Stop auf unserem Roadtrip führte uns nach Cardiff. Klassischerweise im Regen, was meine Motivation vielleicht minimal schmälerte. Zumindest, was das Fotos machen anging, weshalb ich euch von der Burg in Cardiff nicht wirklich etwas präsentieren kann. Ich fand sie aber irgendwie ganz knuffig, denn sie wirkt auf der kleinen Motte in dem großen Areal doch etwas verloren. Wir haben sie allerdings nur von außen gesehen, denn wir wollten am Anfang noch etwas mit unserem Geld haushalten und da erschienen uns 13 Pfund pro Person etwas heftig. Wir waren wohl noch nicht im Burgen-Flow.
Pembroke Castle – Die Tudors lassen grüßen
Irgendjemand hier ein Rebecca Gablé Fan? Wenn nicht: Sie schreibt echt gute Mittelalter-Romane, fette Empfehlung von mir! Wenn ja: Wer die Waringham-Saga kennt, der kommt natürlich an Pembroke nicht vorbei. Die Burg steht ganz malerisch am Wasser und wartet mit einem netten Gimmick auf: In der Mitte der Rasenfläche findet sich eine bunte Karte, auf der die verschiedenen Festungsanlagen in Wales dargestellt sind. Eine weitere Überraschung war die riesige Höhle, die sich unterhalb der Anlage befindet und die wohl schon in grauer Vorzeit als Wohnhöhle genutzt wurde. So richtig gemütlich fand ich sie aber nicht. 😉
Caernarfon Castle – Wie viele Türme kann eine Burg haben?
Auf Caernarfon Castle fand die eingangs geschilderte Unterhaltung statt. Hätte ich gewusst, was mich am nächsten Tag bei der Bezwingung des Snowdon erwartete, wäre ich wahrscheinlich zum Training alle Türme dreimal hoch und runter gelaufen. Aber selig sind die Unwissenden und so stolperte ich meinem Freund durch die verwinkelte Burganlage hinterher und maulte rum. Allerdings nicht wirklich ernsthaft, denn dazu ist die Anlage einfach viel zu schön! Die Aussicht ist toll und wenn dann noch die Sonne scheint…Ich kann schon verstehen, dass hier die Krönung des Prince of Wales stattfindet! Daher ist diese Burg natürlich auch die am besten erhaltene der fünf.
Conwy Castle – Ein würdiger Abschluss
Da wir am vorherigen Tag 1100 Höhenmeter bezwungen hatten, ließen wir es in Conwy ganz ruhig angehen. Wir waren tatsächlich nur auf drei Türmen! Mir hat diese Burg am besten gefallen, wobei ich allerdings nur von der Optik ausgehe. Für ein fachliches Urteil im Bezug auf den kriegstechnischen Aspekt der Anlage wende man sich bitte an den verantwortlichen Halbtagspräsidenten. Ich schäme mich als Historikerin ein bisschen für den mangelnden Informationsgehalt dieses Artikels. Asche auf mein Haupt und so. Aber hey, ich war im Urlaub! 😉