Italien Rom Hinterhof

Selbstversuch: Gib Rom eine Chance

Rom stinkt. Es tut mir Leid, dass das das Erste ist, was mir zu dieser altehrwürdigen Stadt einfällt, aber es ist die Wahrheit. Der grüne Tiber müffelt in der Sonne vor sich hin. Und Rom ist laut. Die Motorroller brettern über das Kopfsteinpflaster. Und zwar keine schönen Vespas (Vespen? Vespi?) mit Damen in gepunkteten Sommerkleidern und flatternden Schals, sondern schwere motorradähnliche Kolosse mit Wuchtbrummen darauf. Okay, durchatmen. Ich will doch meine vorgefasste, negative Meinung über diese Stadt revidieren. Mein letzter Besuch hier liegt ein paar Jahre zurück, das war meine Abschlussfahrt in der 12. Klasse. Die war…unschön. Aber ich bin bereit, es nochmal zu versuchen. Also: Hallo Rom!

Es ist März und die Sonne ist noch nicht intensiv genug um zu wärmen, aber wenigstens scheint sie. Blöd, wenn man nur T-Shirts eingepackt hat, weil man dachte: Is ja Italien, is ja warm. Immerhin war ich schlau genug, meinem Freund seinen Pullover beim Abschied am Flughafen abzuluchsen und werde die nächsten Tage also in einem Kapuzenpulli herumlaufen. Aber das ist ja meine Schuld und nicht die Roms. Grummel. Und ich muss zugeben, dass es hier doch ganz nett ist. Wenn man nicht darauf wartet, dass sich jedes Klischee erfüllt und sich nicht nur an den bekannten Touristensammelplätzen aufhält, kann die Stadt einen sogar noch überraschen.

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Zum Beispiel mit dem unverhofften Blick in einen hinter Gittern verborgenen Garten, in dem schon Orangen an den Bäumen hängen. Wie ein kleines Paradies wirkt das, versteckt und unerreichbar. Oder mit dem Gang durch einen Hinterhof an dessen Ende eine unscheinbare Tür wartet, hinter der man sich plötzlich in einer Kathedrale mit riesiger Kuppel wiederfindet. Oder das hübsche Gässchen mit der verschnörkelten Laterne, die alles in verschiedenen Orangeschattierungen beleuchtet. Diese Kleinigkeiten fesseln mich so viel mehr, als all die berühmten Bauwerke. Obwohl die natürlich auch beeindruckend sind.

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Denn alles hier atmet Geschichte. Und das ist schon spannend. Geht man durch Köln kann man alle paar hundert Meter anhalten und ein Restchen Mittelalter bestaunen. Einen Stein oder so. Und das ist schon eine ganze Menge. Aber Rom ballert einen mit seinen geschichtsträchtigen Stätten nur so zu. Der Überfluss an historischen Gebäuden, Statuen und Brücken überfordert mich jedes Mal. Rein theoretisch muss man nur einen Schritt gehen und steht schon wieder vor einer Kirche oder einem Brunnen, die so unglaublich alt sind, dass man sich kaum vorstellen kann, was sie schon alles erlebt haben. Mord, Verrat, Illuminati und so…

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Während ich mich einfach ein bisschen treiben lasse, merke ich, wie fiese Erinnerungen an mobbende, betrunkene Mitschüler auf der Spanischen Treppe verschwinden und sich Rom im Herz der Geschichtsstudentin einnistet. Irgendwie ist es ja doch ganz nett. Man muss sich nur drauf einlassen. Vielleicht sollte ich doch noch mal nach Paris fahren, da fand ich es in der 8. Klasse schließlich auch ganz furchtbar!

7 Comments

  • Nadja

    Oh, in Rom war ich zwar noch nie, aber ich kann sagen: Venedig stinkt auch! -.- 😀 Ich liebe Italien und Venedig fand ich auch schön.. Rom würde ich wahrscheinlich auch schön finden, aber.. es gibt halt manchmal Dinge, die einem nicht so gut in Erinnerung blieben und vllt sollte ich Venedig auch nochmals eine Chance geben – bei vielleicht nicht gerade ungefähr 30°C (Anfang Mai wohlgemerkt Oo) und ohne die Anweisung, dass wir mindestens 5std. bleiben müssen.. 😀
    Liebe Grüße, Nadja

    • Rosas Reisen

      Venedig mit den ganzen Kanälen, das kann ich mir vorstellen! Und dann auch noch bei der Hitze… :/ Irgendwie würde ich da zwar auch sehr gerne mal hin, aber mich schreckt schon ab, dass die Stadt immer so überfüllt sein soll! Und obwohl ich Rom nach meinem zweiten Besuch besser leiden kann, ist es definitiv nicht meine Lieblingsstadt! 🙂 Aber wer weiß? Vielleicht siehst du das nach einem Besuch anders! 😉
      Liebe Grüße,
      Rosa

      • Nadja

        Ja, die Kanäle sind halt wirklich der Übeltäter für den Gestank.. vor allem, weil das Wasser einfach lange nicht mit Flusswasser in unseren Städten mithalten kann.. Dann mussten wir bei der Hitze auch einfach noch 5std. ausharren.. Auf Klassen-/Studienfahrt muss man sich die meiste Zeit ja nach den Lehrern und der Mehrheit richten, obwohl es an dem Tag wohl eher die Lehrer waren, die darauf bestanden so lange zu bleiben – uns hätten 2-3std. vollkommen gelangt. Und ja, an den Hauptattraktionen ist wirklich einiges los, obwohl wir noch ziemliches Glück hatten sagte unserer Busfahrer/Reiseleiter, in den Sommermonaten läuft die Stadt fast über an Besuchern.. wenn dann noch mehr Kreuzfahrtschiffe anlegen (bei unserem Besuch haben wir „nur“ die Queen Elizabeth gesehen) ist es kein Wunder, dass die Stadt langsam im Meer versinkt Oo 😀
        Man hat sowas halt manchmal, dass bestimmte Städte niemals zu den Lieblingen gehören werden.. Wird Venedig für mich auch nicht, obwohl sie außerhalb des Trubels in kleinen Seitengassen mit ihren verlassenen Kanälen auch schöne Seiten zeigen kann.. 🙂 😀 Vllt werde ich ganz verzückt von Rom sein, wenn ich iwann mal dorthin komme..^^
        Jetzt hab ich einen riesigen Roman geschrieben, tut mir Leid! 🙁
        Liebe Grüße,
        Nadja

        • Rosas Reisen

          Immer her mit den Romanen, ich freu mich doch darüber! Schließlich bekomme ich nicht so oft Kommentare, da ist jeder ein Grund zur Freude und die langen ganz besonders! 🙂
          Ja, die Sache mit den Klassenfahrten… Mein erster Besuch in Rom war ja meine Abschlussfahrt in der 12 und das hat einen Großteil meines Rom-Horrors bedingt. Ich hatte nicht besonders viele Leute die ich mochte in diesem Kurs und umgekehrt. Wenn man dann eine Woche mit diesen Mitschülern verbringen muss und ständig von den Lehrern gesagt bekommt, was man zu tun und zu lassen hat und sich als mürrischer Teenager auch gar nicht mal so für die Stadt interessiert…tja, miese Kombi! 🙂
          Mein zweiter Besuch war dann eine Studiums-Exkursion und da waren Kommilitonen und Dozenten super, so dass das Ganze einfach Spaß gemacht hat! Es hat halt auch viel mit dem Umfeld und der eigenen Stimmung zu tun.
          Venedig mit „nur“ der Queen Elizabeth teilen zu müssen, das klingt aber echt auch nicht optimal. 😀
          Danke jedenfalls für deine lieben Nachrichten, habe mich sehr darüber gefreut!
          Beste Grüße,
          Rosa

  • Nadja

    Sehr gut, dann schreib ich weiter meine Romane 😀 Ich freu mich auch immer so über Kommentare und du hast recht – die langen sind eigentlich immer die besten! 😀
    Oh, das war in Venedig zum Glück kein Problem mit der Klasse.. Ich war in einigen verschiedenen Klassen und hab einige Klassenfahrten mitgemacht und die Klasse und auch die Fahrt war wohl die beste.. 😀 Allerdings kenn ich das auch mit Klassen, mit denen man ein paar Probleme hat.. Das ist immer doof.. :/ Wie gesagt Venedig waren eher die Lehrer das Problem.. solche Situationen kamen zum Glück nur 2 Mal vor auf der Fahrt und überlebt hat man es auch iwie.. 😀
    Hahaha 😀 wenn die richtige Queen Elizabeth dagewesen wäre, wäre die Stadt ganz bestimmt noch voller gewesen.. dabei war die durch die Passagiere des Schiffes schon voll genug 😀
    Habe jetzt einfach nochmal geanwtortet und habs gerne getan! 🙂
    Liebe Grüße,
    Nadja

  • OnYourPath

    Rom ist auch nicht unsere Welt, ist leider so 😉 Wir haben heuer einen kleinen Roadtrip in Italien unternommen und sind bis nach Arco Magno gefahren. Arco Magno kann ich dir für das nächste Mal nur empfehlen. Absolut keine Touristen, traumhafte Strände und richtig coole, kleine Dörfer. Eben genau so wie man sich Italien vorstellt. LG Armin

    • Rosa

      Es freut mich, dass ich da mit meiner Meinung nicht alleine bin ? Alle anderen, die ich kenne, sind immer so wahnsinnig begeistert von Rom. Aber euer Tipp klingt sehr schön, wenn ich nochmal da bin, werde ich es genauso machen ?

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