Finnland Schneeschuhwanderung Rentiere Wald

Eine Woche in Finnisch Lappland: Schneeschuhwandern

Am Mittwoch steht Entschleunigung auf dem Programm: Wir machen eine Schneeschuhwanderung. Ist ja auch ganz in, Tempo rausnehmen, bewusst wahrnehmen und so. Für uns heißt das, dass wir uns mal ausnahmsweise nicht mit einem fetzigen Schneemobil, sondern nur mit unseren eigenen Beinen fortbewegen. An sich ist das ja auch nicht weiter kompliziert, schwierig wird es erst dann, wenn 80cm Pulverschnee liegen und man sich unförmiges Gerät an die Füße schnallt. Wobei das wiederum gegen den Pulverschnee hilft…Ihr ahnt schon, alles nicht so einfach!

Ich persönlich scheitere schon beim Anziehen. Mit meinem Riesenboot muss ich irgendwie in die winzige Bindung, und dann müssen all diese Bänder und Strapsel auch noch an die richtige Stelle. Beleidigt sitze ich auf dem Eis und kämpfe mit dem Schneeschuh, bis mir ein Guide hilft. Ist fast wie im Kindergarten. Da hab ich das auch schon immer so gemacht, damit mein Schwarm Leonard kommt und mir die Schuhe bindet.

Als ich die Dinger endlich an den Füßen hab, fühl ich mich ein bisschen wie mit Taucherflossen an Land. Und anstrengend ist so eine Schneeschuwanderung auch noch. Wir wandern im Gänsemarsch los und ich bin froh, dass ich am Ende der Gruppe gehe, denn so haben die vor mir schon einen Trail angelegt. Man sinkt trotz Schneeschuh doch mehr ein als gedacht, nämlich immer noch 20-30cm. Und dann muss man wie der Storch im Salat seinen Fuß hochreißen und dabei aufpassen, dass man sich nicht selbst von den Beinen fegt. Aber es macht Spaß, wie alle Abenteuer hier am Polarkreis.

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Es fängt leise an zu schneien und still stapfen wir durch den Wald. Auf einmal erstarren alle in Ehrfurcht, denn nur einige Meter von uns entfernt bewegt sich eine kleine Gruppe Rentiere durch die Bäume. Sie sind wohl unterwegs zu der Futterstation, die wir kurz zuvor passiert haben. Ich fühle mich wie im Märchen. Das ist ein Dauerzustand hier oben. Man biegt nur um eine Ecke und ZACK! hat die Natur schon wieder ein Wunder zu bieten, das einem die Kinnlade runterfallen lässt.

Das Mittagessen ist diesmal nicht besonders nach meinem Geschmack, es gibt Würstchen. Leider nur Würstchen. Seufz. Dabei macht so eine Schneeschuhwanderung ganz schön hungrig. Dafür entdecke ich, dass meine Zöpfe gefroren sind und ich damit jetzt lustige Sachen machen kann. Die Guides entfachen mal wieder fachmännisch das Feuer und danach erklärt Joonas mir, wie ich einen Vogel fange. Ich glaube, er hat das mit dem Vegetarierding nicht ganz verstanden.

Für alle, die gerne Vögel essen, hier die Anleitung:

Man nehme diverse Zweige und stecke sie eng beieinander in den Schnee, so dass sie einen Kreis bilden. In den Kreis lege man ein paar Beeren, die unser Dummvogel gerne isst. Man lasse eine kleine Lücke, durch die besagter Dummvogel den Kreis betreten kann. Über der Lücke befestige man an einem Ast eine Schlinge, so geknotet, dass sie sich zwar zuzieht, aber nicht mehr aufgeht. Rennt der hungrige Dummvogel dann zu den Beeren verfängt er sich mit ein bisschen Glück (oder Pech, je nachdem aus wessen Sicht) in der Schlinge. Tadaaa, man hat ein Abendessen.

Ich bin sehr froh, dass noch etwas vom Buffet übrig ist, als wir von unserer Schneeschuhwanderung zurückkommen, so dass ich alle Dummvögel in Ruhe lassen kann. 🙂

Teil 1 bis 3: Die Rentierherden vom Inari-See // Mit dem Schneemobil über das Eis // Die Nordlichter

Wie es weitergeht: Mit den Schlittenhunden unterwegs // Die Nordlichter Reloaded // Auf Langlaufski durch den Wald // Ein Ende, das ein Anfang ist

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