Finnland von oben Flugzeug Schneelandschaft

Eine Woche in Finnisch Lappland: Ein Ende, das ein Anfang ist

Wie unglaublich schnell die beste Reise meines Lebens vergangen ist. Ich stehe in unserer Hütte, versuche Rosa neben die Wärmflasche und die Skiunterwäsche in den Koffer zu stopfen und kann kaum fassen, dass ich den Norden wieder verlassen muss. In den letzten sieben Tagen war ich einfach glücklich.

Mit meiner Schwester bin ich zu Mumford & Sons und Disneyliedern durch die warme Hütte getanzt, zum Leidwesen von Tante und Onkel, während vor unserem Fenster die Flocken fielen. Ich habe gelernt, dass „Susi“ das finnische Wort für Wolf ist und mich darüber schlapp gelacht. Hast du auch schon mal ‘ne Susi gesehen? Muahahaha. (Okay, ich gebe zu, so erzählt klingt das gar nicht so witzig) In der Sauna habe ich es keine zwei Minuten ausgehalten, damit der Bikini aber nicht umsonst die Reise gemacht hat, kann ich ihn ja auch mal über der Skikleidung präsentieren, gell?

Ganz im Ernst, eine Woche lang wurden mir mehr Träume erfüllt, als ich je glaubte zu haben. Ich bin auf einem Schneemobil durch ein Winterwunderland gefahren, mit Schneeschuhen auf tief verschneiten Pfaden gewandert, habe Rentiere gefüttert und gestreichelt, bin im 70cm tiefen Schnee versunken, habe bei -30° gar nicht mal so sehr gefroren, habe auf den Kufen eines Schlittens stehend mein Husky-Team angefeuert und – ich habe Nordlichter gesehen. Unglaubliche, fantastische, umwerfende Polarlichter.

Alles erledigt, oder?

Oder?

Nein.

Nicht für mich. Ich merke, dass es gerade erst angefangen hat. Ich habe mich hier unwiderruflich und für immer verliebt. Die Wälder des Nordens haben sich in meinem Herzen eingenistet. Und ich wünschte, ich müsste nicht gehen. Eine Woche war zu kurz, ich habe doch gerade erst angefangen zu sehen, zu verstehen, zu lieben. Bitte, ich will nicht weg.

Aber der Koffer ist gepackt und der Transporter zum Flughafen wartet. Meine Füße sind genauso schwer wie mein Herz, als ich durch den Schnee stapfe. Zum letzten Mal. Zu Hause ist wohl schon Frühling. Ich gehe am Hundezwinger vorbei und schaue ein letztes Mal in zwei unterschiedliche Augen, eines braun, eines eisblau, die mir neugierig folgen. Als ich im Bus sitze und die Landschaft an mir vorbeizieht, stiehlt sich die erste Träne aus dem Augenwinkel. Wütend wische ich sie schnell weg. Was mache ich denn jetzt? Ich kann so nicht nach Hause!

Es sei denn…es sei denn, es wäre kein Abschied für immer. Dann würde mein Herz nicht brechen, dann würde es nur ein bisschen bluten. Wenn es eine Möglichkeit gäbe, bald wieder zu kommen. Bald wieder die eisige Kälte zu spüren, das Gebell der Hunde zu hören, den Rausch der Geschwindigkeit der Schneemobile zu erleben. Aber diesmal will ich mehr, länger bleiben, mehr lernen. Es muss Möglichkeiten geben. Und ich werde sie finden. Meine Mundwinkel finden ihren Weg aufwärts. Nordwärts sozusagen.

Ich werde wieder kommen, Finnland. Noch dieses Jahr.

Teil 1 bis 7: Die Rentierherden vom Inari-See // Mit dem Schneemobil über das Eis // Die Nordlichter // Schneeschuhwandern // Mit den Schlittenhunden unterwegs // Die Nordlichter Reloaded // Auf Langlaufski durch den Wald

P.S.: Ihr wollt wissen, ob ich meinen Traum verwirklichen konnte? Dann lest hier oder hier weiter!

7 Comments

  • Brigitte Wallraf

    Dass Onkel und Tante genervt waren, müsste eigentlich in Anführungszeichen stehen. In Wirklichkeit hatten wir unseren Spaß an euren Tänzen und Gesängen. Wie diese Woche insgesamt nur schöne Erinnerungen hervorruft. Während deine Liebe zum Norden dadurch geweckt wurde, ist meine bestätigt worden. Und deine intensiven Beschreibungen einer stillen und doch berauschenden Natur haben mich darin bestärkt, eines Tages wieder in die Welt jenseits des Polarkreises zurückzukehren. Und dann wirst du vielleicht diejenige sein, die unsere Eindrücke wieder so eindrücklich beschreiben wird…..

  • Ulf

    So ist das mit dem Norden … wenn man sich gefangennehmen lässt, kommt man immer wieder … habe dieses Jahr den ganzen Februar nördlich vom Polarkreis verbracht … und mir echt eingestehen müssen, dass es das nächste mal nicht wieder 25 Jahre dauern darf bis ich wieder auf der Nordkalotte lande …

    Gruss Ulf

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