Verlassene S-Bahngleise Berlin Zehlendorf Lost Place

Verlassene S-Bahngleise Zehlendorf: Berlin, der Zug ist abgefahren!

WERBUNG. Berlin, Berlin, ich fliege nach Berlin! Okay, zugegeben, in erster Linie, weil Ryanair nur 10€ dafür verlangt. Berlin ist nämlich nicht gerade meine Lieblingsstadt. Klingt provinziell, aber es ist mir da zu groß und zu dreckig. Aber nach dem Bachelor sind viele Freunde nach Berlin gegangen und die möchte ich besuchen. Was könnte ich denn sonst noch unternehmen? Berlin und ich, wir kennen uns ja schon und die klassischen Anlaufpunkte sind schon abgegrast. Außerdem würd ich gern auch ein bisschen Natur sehen. Mmmh…mal googlen…außergewöhnlicher Reiseführer Berlin. Da schau an: BERLIN GEHT. 25 Spaziergänge in und um Berlin.Das klingt doch gut. Das Budget ist allerdings trotz Billigflug nicht mehr üppig. Vielleicht, wenn ich ganz freundlich beim Verlag nachfrage…?

Zehlendorf, aussteigen bitte!

Jetzt stehe ich also mit dem kleinen, grünen umsonst erhaltenen Buch am S-Bahnhof Zehlendorf. Und freu mich wie ein Honigkuchenpferd. Die Sonne scheint blass, die Luft ist klar. Und hier liegt auch viel weniger Hundescheiße als in der Stadt. Das wird ein guter Tag. Ich habe mich für den Spaziergang mit dem verlockenden Titel “Schlafende Gleise” entschieden. Stillgelegte Bahngleise und Wald, sowas lässt mein Herz höher schlagen.

Erst zweifele ich, ob ich den Weg finde, die Beschreibung scheint mir doch recht knapp. Aber das liegt nur daran, dass der Weg auch wirklich einfach ist und nach kurzer Zeit erreiche ich die Gleise. Jetzt könnte nur noch jemand mit dem IQ von Weißbrot den Weg verfehlen. Bei der Orientierung hilft trotzdem zusätzlich eine kleine Übersichtskarte. I like!

Berlin (25)

Choo choo!

Ganz allein wandere ich an diesem Freitagmorgen also auf den zugewucherten Gleisen, weiche Gestrüpp und Bäumen aus und tanze über die Schwellen. Vorbei an einem Ponyhof (Yay!) und der aufgegebenen Haltestelle Zehlendorf Süd geht es schnurgerade durch das Wäldchen.

Berlin (10)

Irgendwann kommt man dann ans Ende der Gleise, überquert einen Parkplatz und läuft weiter durch den Düppeler Forst, vorbei an der Autobahn (Ehemaliger Grenzübergang Drewitz) und bis zum Waldfriedhof. Der Rundweg ist insgesamt etwa 12 Kilometer lang und ich merke doch, dass Deichmann-Schuhe einfach nicht das gleiche sind, wie meine geliebten Wanderboots. But you know, Handgepäck. Außerdem hat man mit den Gleisen den besten Part gesehen und der Düppeler Forst hält im Februar nichts an Highlights bereit, die es nicht auch zu Hause gibt. Hat man aber wie die Autorin meines kleinen Buches einen Hund, sollte man auf jeden Fall die ganze Strecke laufen, das Tierchen wird sich freuen. Mir hätte der halbe Weg nur an den Gleisen auch gereicht.

Berlin (20)

Auf der Rückfahrt überlege ich, welche Spaziergänge ich in den nächsten Tagen noch laufen will. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt: Der Rest meines Wochenendes versinkt in kaltem Regen und meine Tage füllen sich mit Gesellschaftsspielen, Kinobesuchen und Bouldern. Naja, dann hab ich halt was für den nächsten Berlinbesuch.

P.S.: Ich habe lediglich das Buch umsonst erhalten und wurde weder vom Verlag noch von der Autorin für diesen Beitrag bezahlt.

12 Comments

    • Rosa

      Hallo Hannes,

      irgendwie ist mir dein Kommentar durchgerutscht, entschuldige! Ich finde auch, wenn man verlassenen Schienen folgt, stellt sich ein ganz besonderes und irgendwie nostalgisches Gefühl ein. Irgendwo zwischen Indiana Jones, einem Western und Stand by me. 🙂

      Liebe Grüße
      Anuschka

  • Nadin Wieduwilt

    Es sind schöne Bilder , mein Sohn interessiert sich sehr dafür .
    Könnt ihr mir sagen wo genau mit einer Adresse bitte . Oder wo noch Züge vergessen wurden . Viele Grüße nadin

    • Rosa

      Hallo Nadine, freut mich, dass der Artikel euch gefällt! Eine Adresse habe ich nicht, aber eine Wegbeschreibung: Mit der S-Bahn zur Haltestelle Zehlendorf, dann rechts den Teltower Damm hinauf, rechts in die Machnower Straße und nach wenigen Metern in die Berlepschstraße. Hinter dem Gebäude des DRK führt recht ein kleiner Weg, wenn man diesem folgt kommt man zu den Gleisen, denen man dann nach links folgt. Ich hoffe, das hilft euch weiter!
      Liebe Grüße
      Anuschka

  • Sven Türpitz

    Hallo Rosa!

    Leider wird es nicht mehr lange so schön auf dieser Bahnstrecke bleiben. Die DB möchte ab ca. 2030 damit anfangen, diese 1838 eröffnete Stammbahn (erste Eisenbahn in Preussen, und 2te nach der Nürnberg-Führt) wieder aufzubauen. Dann ist es dort wohl mit der Ruhe leider vorbei. 🙁 Die Siemensbahn von Jungfernheide bis Gartenfeld wird bis 2029 wieder in Betrieb genommen. Die Bauarbeiten beginnen erst 2026. Vorarbeiten finden aber schon statt. Mann hat schon die alten Schwellen und den Schotter vom 800m langem Viadukt entfernt, und die Siemensbahn vermessen. Ich werde da noch nächstes Jahr 3x Fotos (a 18 Filme mit je 36 Fotos) machen. In diesem Jahr habe ich 3x mit je 18 Filmen x 36 Fotos und 1x mit 20 Filmen x 36 Fotos dort fotografiert. Dieser Spaß ist dann leider auch vorbei. Sehr schade. War immer gern dort unterwegs. Aber es wurde dort auch sehr viel zerstört. Erst kürzlich hat man das Hölzerne Treppenhaus im Stellwerk Gartenfeld abgefakelt.

    • Rosa

      Lieber Sven,

      vielen Dank für deinen informativen Kommentar! Du kennst dich ja wirklich mit der Thematik aus. Schade, dass dieser “Lost Place” verschwinden wird. Aber wenn Leute extra dorthin kommen, um Gebäude in Brand zu stecken, dann ist es vielleicht auch besser so. 🙁 Ich hoffe, du kannst aber vorher noch ein paar schöne Momente dort verbringen und diese auch auf Film bannen.

      Alles Liebe
      Anuschka (& Rosa)

  • Sven Türpitz

    Hallo Anuschka (& Rosa)!

    Ich hoffe doch sehr das ich dort noch in diesem Jahr 3x Fotos machen kann. 1x in Farbe und 2x in S/W. In Farbe wird das dann mein letztes mal auf dieser S-Bahnstrecke sein. S/W Fotos mache ich nur auf 2 Touren. Da muss ich aber wohl an Feiertagen auf der Strecke, da ich keine Lust habe auf Bauarbeiter zu treffen. An Feiertagen ist das noch möglich. Aber wohl nur noch in diesem Jahr 2023. Ab 2024 arbeitet dort wohl eine Firma für die DB, um diese 4,5km lange S-Bahn Strecke bis 2029 wieder in Betrieb zu nehmen. Wird mir echt fehlen, dort nicht mehr Fotos machen zu können. Aber 94 Farb und 38 S/W Filme sollten ja dann auch mal reichen. 🙂 Wobei ich von so etwas ja nie genug bekommen kann. Aber es gibt ja noch die Stammbahn von Zehlendorf nach Potsdam die aber auch wieder (ab ca. 2030) Reaktiviert werden soll. Und die Friedhofsbahn von Wannsee nach Stahnsdorf. Da steht aber keine Reaktievierung in absehbarer Zeit an.

    • Rosa

      Hallo lieber Sven!

      Ich drücke dir ganz fest die Daumen und Rosa die…hm…Pfoten? Hufe? Stampfer? 😀 Also, wir hoffen, dass du noch ein paar Gelegenheiten hast, Fotos zu machen. Aber ja, 132 Filme insgesamt sind schon eine ganz ordentliche Menge an Fotos. Schön, dass du die Strecke so liebst und es tut mir Leid für dich, dass dieser Ort bald nicht mehr dafür geeignet ist. Wobei, wer weiß? So langsam, wie die DB bei manchen Dingen ist, lässt die Wiederinbetriebnahme vielleicht auch noch ein bisschen auf sich warten. 😉 Und die Alternativen klingen ja auch sehr spannend!

      Schön, dass du vorbeigeschaut hast, ich wünsch dir alles Gute!

      Anuschka & Rosa

  • Tasmania-Martin

    Die Stammbahnstrecke lohnt, zumal am hinteren Ende mehrere Sehenswürdigkeiten lauern: der ehemalige Grenzübergang und Checkpoint Dreilinden, das kuriose Panzerdenkmal (Besucher gen oder von Westberlin durften an einen von den Russen Richtung Westberlin zeigenden Sowjetpanzer auf einem Sockel vorbeifahren), der ehemalige Bahnhof Kleinmachnow, Albrechts Teerofen, die ehemalige Westberliner Enklave in der DDR. Potsdam-Griebnitzsee als Zielbahnhof ist auch eine nette Gegend.

    Es gibt noch weitere stillgelegte Bahnstrecken:
    – die Heidekrautbahn (fährt nur nachts, wird aber wieder reaktiviert). Hier gibt’s viel Natur, ehemalige Bahnhofshäuschen und tapst am Märkischen Viertel vorbei
    – Neukölln-Mittenwalder Eisenbahn. Unspektakulärer, ganz enge Trasse, mal läuft durch Südneuköllner Wohnklosiedlungen, aber als stiller Beobachter und kommt am ehemaligen S-Bahnhof Rudow raus – hier ist mittlerwiele eine Gärtnerei drin

    • Rosa

      Hallo Martin,

      danke für die tollen Ergänzungen, da gibt es ja in der Gegend noch viel mehr zu sehen, zu entdecken und zu erleben, als ich damals geschafft hab! Und wo jetzt ja auch die Löwengefahr gebannt ist, hindert einen ja nichts daran, auf Abenteuer-Tour zu gehen! 🙂

      Und auch die beiden zusätzlichen Tipps sind ja super, wenn man von der Thematik begeistert ist. Also ganz lieben Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, sie hier aufzuschreiben!

      Alles Liebe
      Anuschka

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